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Zeitlos, schwerelos und vor allem respektlos tummeln sich Götter und leichte Mädchen, Spießer und Soldaten in den Dramen Klabunds. Es sind liebevoll-boshafe Überzeichungen der Alltagsmenschen, die die Weimarer Republik mit ihrer eigentümlichen Mischung aus Ausgelassenheit und Aggressivität hervorbrachte. Mit Witz, Zynismus und Frivolität halten sie dem Zuschauer seine eigene Unvollkommenheit vor Augen. Sie stellen Krieg, Armut und bürgerliche Doppelmoral dar, ohne didaktisch zu wirken. Sie reizen zum Lachen und geben Anlass zur Hoffnung. Klabund schrieb seine Dramen in den 20er Jahren, um…mehr

Produktbeschreibung
Zeitlos, schwerelos und vor allem respektlos tummeln sich Götter und leichte Mädchen, Spießer und Soldaten in den Dramen Klabunds. Es sind liebevoll-boshafe Überzeichungen der Alltagsmenschen, die die Weimarer Republik mit ihrer eigentümlichen Mischung aus Ausgelassenheit und Aggressivität hervorbrachte. Mit Witz, Zynismus und Frivolität halten sie dem Zuschauer seine eigene Unvollkommenheit vor Augen. Sie stellen Krieg, Armut und bürgerliche Doppelmoral dar, ohne didaktisch zu wirken. Sie reizen zum Lachen und geben Anlass zur Hoffnung. Klabund schrieb seine Dramen in den 20er Jahren, um frischen Wind in die Theaterlandschaft seiner Zeit zu bringen. "Wie es hier riecht", lässt er den Grafen Z in der Farce "XYZ" klagen, "nach Verwesung - nach Vergangenheit - nach Tradition." Nicht so Klabunds Dramen: Auch knapp hundert Jahre nach ihrer Entstehung haben sie nichts von ihrem Charme und ihrer Aktualität verloren.
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Autorenporträt
Klabund, d. i. Alfred Henschke, (1890-1928) veröffentlichte von 1912 an nicht weniger als 76 Bücher, darunter Gedichtbände, Romane, Dramen, eine Vielzahl von Erzählungen, Schauspielbearbeitungen, Nachdichtungen östlicher Lyrik und Schauspiele. Er studierte in München und Berlin und war mit der Schauspielerin Carola Neher verheiratet. Im "Dritten Reich" wurden Klabunds Bücher als Asphaltliteratur verboten. Seitdem blieb eine eigentliche Wiederentdeckung aus.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung

Klabund, doppelt gebündelt
Editorische Parallelaktion um einen fast vergessenen Schriftsteller
Als der früh an Tuberkulose erkrankte Alfred Henschke 1928 im Alter von erst 37 Jahren in Davos starb, hatte er fast achtzig Bücher veröffentlicht. Für Gottfried Benn, der den berühmt gewordenen Nekrolog auf „Klabund” hielt, stand außer Zweifel, dass das Wissen, nur wenig Lebenszeit zu haben, den vielseitigen Kollegen zu einem der produktivsten und populärsten Autoren des frühen 20. Jahrhunderts gemacht hatte.
Alfred Henschke leitete sein Pseudonym Klabund von „Wandlung” ab, auch eine Wortschöpfung aus „Klabautermann” und „Vagabund” liegt nahe. Noch vor Ernst Tollers „Wandlung” sagte sich Klabund von vaterländischen Ideen los und wurde Pazifist. Auch literarisch frönte er dem Wandel, ohne sich Trends und Moden zu verschreiben. Die Einflüsse auf sein Werk reichen vom Naturalismus und von der Neoromantik über den Expressionismus bis hin zur Neuen Sachlichkeit. Schlagworte zu seinem vielfältigen, mal prallbunten, mal filigranen Schaffen sind „Erotik”, „Sozialkritik”, „Geschichte” und „Fernost”, wobei die Lebensfreude Klabunds und seine Jagd nach Liebe thematisch im Mittelpunkt stehen. Das trunkene Lied, seine klassische Anthologie der „schönsten Sauf- und Trinklieder der Weltliteratur”, mündet in vitalem Fatalismus „Wie Feuer brennt’s im Schlund. Mich trägt die Welle / Bis auf des Unbekannten tiefsten Grund. Was tut es, / Ob Himmel mich das Neue lehrt, ob Hölle? / Klabund”.
Seines Werks haben sich nach Ablauf der Urheberrechte gleich zwei Verlage angenommen.
Christian von Zimmermann gibt im Heidelberger Elfenbein Verlag eine achtbändige Ausgabe heraus, von der bisher „Romane der Erfüllung”, „Romane der Sehnsucht – Spuk” und die „Romane der Leidenschaft” erschienen sind. Gedichte, Erzählungen, Dramen, Bearbeitungen sollen folgen. An eine Einbeziehung des Nachlasses ist nicht gedacht. Die Ausgabe bietet bisher editorisch kaum Neues, ist karg kommentiert und folgt im Text den Erstausgaben, während sie in der Zusammenstellung bislang weitgehend der Gesamtausgabe von 1930 entspricht. Die in schwarzem Leinen mit goldenem Pressdruck gestaltete Elfenbein-Edition bemüht sich um eine ansprechende Buchgestaltung, die einen Preis von 78 Mark pro Band rechtfertigt.
Bisher ergänzt sie mit Klabunds Romanen die von Herausgeber Christian von Zimmermann sorgsam verschwiegene Berliner Ausgabe, die mit Gedichten, Dramen und einem ersten Teil der Erzählungen auf den Buchmarkt kam und eine Heidelberger Edition ihrerseits keines Wortes würdigt. Die an der Freien Universität erarbeiteten Sämtlichen Werke Klabunds präsentieren sich schlicht broschiert auf hübschem Papier, bemühen sich dafür jedoch auch um die Erfassung „verstreuter”, in rund 250 Zeitungen, Zeitschriften und Anthologien publizierter Texte. Die Berliner Ausgabe verspricht, nicht nur umfassender zu sein, sondern auch ausführlicher kommentiert zu werden.
Wie schon im Fall der Tucholsky-Gesamtausgabe lassen knapp hundert Mark pro Band fragen, ob es nicht sinnvoller wäre, Klabunds Werke für die Forschung auf CD-ROM zu veröffentlichen und anschließend eine komprimierte Auswahl für den Buchhandel zusammenzustellen. Zwei konkurrierende Editionen sind unsinnig. Als Münchner Bohemien, Berliner Chansontexter, als Arthur Kutscher-Seminarist zwischen Hanns Johst und Bert Brecht, als liebeslustiger Kaffeehauspoet und literarischer Chronist der zwanziger Jahre ist Klabund neu zu entdecken. Dazu genügt eine Auswahl als Essenz einer wissenschaftlichen Gesamtedition.
MICHAEL BAUER
KLABUND: Sämtliche Werke. Hrsg. von Hans-Gert Roloff u.a. Verlage Rodopi / Königshausen und Neumann, Würzburg und Amsterdam 1998 ff. Bisher Bd. 1/1, Bd. 1/2, Bd. 2/1 und Bd. 3/1, insgesamt mehr als 1 500 Seiten, je Bd. 98 Mark
: Werke in acht Bänden. Hrsg. von Christian von Zimmermann u.a. Elfenbein Verlag, Heidelberg 1998 ff. Bisher Bd. 1-3 insgesamt mehr als 1000 S. , je Bd. 78 Mark.
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