Wolfram Hahn hat eine Zeit lang weggeworfene Plastiktüten gesammelt und sie anschließend im Atelier fotografiert. Die Fundstücke werden auf weißem Grund abgelichtet, sodass sie wie freigestellt wirken. Dabei verändern sie ihren Charakter: Die Gebrauchsgegenstände, achtlos zurückgelassen, rücken nun in den Fokus. Damit geraten die Veränderungen, denen sie durch Schmutz, Witterungseinflüsse, Abnützung und durch die Bewegung im öffentlichen Raum ausgesetzt waren, in den Blick. Zudem werden die in den Tüten ihnen enthaltenen Dinge – wie Erde, Getier und sonstige Spuren, die die Tüten mit der Zeit verändert – sichtbar. Kurz gesagt: Die Fotografien halten fest, wie sich die Tüten durch ihr Ausgesetzt-Sein zu skulpturalen Wesen entwickeln. Diesen Vorgang beschreibt die französische Philosophin Catherine Malabou im Buch als «tödliche Belebung des Seins». Zusammen mit Vera Müller hat Hahn ein konzeptuelles Farb/Form-Ordnungssystem entwickelt, mit dessen Hilfe die Tüten katalogisiert und in der Publikation präsentiert werden.