Produktdetails
  • Verlag: Venatus
  • ISBN-13: 9783932848155
  • Artikelnr.: 08488807
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.01.2000

Nicht nur im Notfall

So genannte Survival-Bücher gibt es massenweise, so viele, dass man sie in Unterkategorien einteilen kann: die stark ausrüstungsorientierten oder die für spezielle Weltgegenden wie den Ozean oder die Wüste. Die meisten dieser Bücher versetzen ihren Leser tatsächlich in eine Ausgangslage, die Carsten Bothe im Vorwort seiner Neuerscheinung sanft so karikiert: ". . . dass man als einziger einen Flugzeugabsturz über dem kolumbianischen Dschungel, der Antarktis oder der Wüste Gobi überlebt mit nicht mehr als einem Kugelschreiber, einer leeren Coladose und seiner Uhrkette." Bothe wendet sich mit seinem Venatus Verlag und dessen praxisorientierten Titeln wie "Das Fangjagdbuch" oder "Lehrbuch der Rehwildjagd" vor allem an den Jäger. Wie bei "Das Messerbuch" ist der Kreis der Adressaten von Bothes Ratschlägen für das Leben abseits der eigenen vier Wände aber weiter gezogen: Angler, Pfadfinder, Camper oder Wanderer können von den zahlreichen Tipps zur Ausrüstung, zum Feuermachen, Kochen, Übernachten im Freien und Nutzen natürlichen Materials profitieren. Es geht hier nicht ums nackte Überleben, sondern eher um Grundfertigkeiten in Feld und Wald. Nicht von ungefähr - auf einem Bild sehen wir das Putzzeug von "Lt. Bothe" - kommt der Verfasser an mehreren Stellen darauf zu sprechen, was die Schule der Nation ihren Leuten beibringt. Das wird dann - weil es ja wie das frühmorgendliche Waschen mit eiskaltem Wasser wirklich nicht unbedingt sein muss - leicht ironisch abgewandelt: Ja, Waschen ist fraglos wichtig, aber warum nicht mit einem Kessel warmem Wasser und zur Mittagszeit, wenn die wärmende Sonne am höchsten steht? Der Ton des Buches ist stellenweise beinahe heiter; auch darin unterscheidet sich Bothes Buch von den meisten anderen, die das Überleben lehren wollen. Dieses hier will den Leser anleiten, "es sich so bequem und sicher wie möglich zu machen", wenn man - und zwar freiwillig - eine Zeit im Wald verbringen will. Bothe greift erkennbar auf eigene Erfahrungen zurück, was sich nicht nur in den Abschnitten über die mentale Einstellung und den Tagesablauf, sondern auch an den vorzüglich instruktiven Bildern sehen lässt. Bei mehr als einer Gelegenheit hält der Autor nicht mit seiner Meinung hinter dem Berg, dass "domestizierte und verweichlichte Stadtbewohner" zu blöde für die einfachsten Sachen sind, und sei es auch nur das Verrichten der Notdurft unterwegs. Bothe handelt auch dies ab, anders als andere Autoren, in seiner knappen, durch und durch praktisch ausgerichteten Sammlung guter Ratschläge.

HANS-HEINRICH PARDEY

Draußen leben wie die Trapper. Von Carsten Bothe. Venatus Verlag, Braunschweig, 176 Seiten, 159 Abbildungen, 24,80 Mark.

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