Wie ein äthiopischer Prinz lernte, sich mit deutschem Filterkaffee zu arrangieren
Asfa-Wossen Asserate zeichnet ein Porträt seiner deutschen Wahlheimat, ihrer Bewohner und ihrer Eigenheiten ganz persönlich und aus vielen überraschenden Blickwinkeln, in unterhaltsamen Anekdoten und Ausflügen in die Geschichte. Seine Sichtweise ist keineswegs unkritisch, aber immer wohlwollend. Mit Nachsicht blickt er auf unsere Schwächen, stolz unterstreicht er Stärken, und aus jeder Zeile spricht seine Zuneigung zu diesem Land, das er in der Zeit seines Exils kennen und schätzen gelernt hat. "Draußen nur Kännchen" ist eine Hommage an Deutschland aus der Sicht eines "Zugereisten", der hier Wurzeln geschlagen hat.
Asfa-Wossen Asserate zeichnet ein Porträt seiner deutschen Wahlheimat, ihrer Bewohner und ihrer Eigenheiten ganz persönlich und aus vielen überraschenden Blickwinkeln, in unterhaltsamen Anekdoten und Ausflügen in die Geschichte. Seine Sichtweise ist keineswegs unkritisch, aber immer wohlwollend. Mit Nachsicht blickt er auf unsere Schwächen, stolz unterstreicht er Stärken, und aus jeder Zeile spricht seine Zuneigung zu diesem Land, das er in der Zeit seines Exils kennen und schätzen gelernt hat. "Draußen nur Kännchen" ist eine Hommage an Deutschland aus der Sicht eines "Zugereisten", der hier Wurzeln geschlagen hat.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.02.2011NEUE REISEBÜCHER
Für die Tasche Das Trinken einer Tasse Kaffee kann einen Kulturschock auslösen. Zumindest wenn man Äthiopier ist. Denn in der Heimat von Asfa-Wossen Asserate erfordert die Zubereitung eine mehrstündige Zeremonie. In Deutschland dagegen bekam er Filterkaffee im Kännchen.
Vierzig Jahr ist das her, und was Asserate einst fremd war, ist ihm inzwischen teuer geworden. In seinem Buch "Draußen nur Kännchen" ergründet er mit liebevollem Blick verschiedene Aspekte der deutschen Kultur. Die nationale Küche beispielsweise - gemeinhin als spießbürgerlich verschrien - hat es ihm angetan. Asserate stellt klar: Für die deutsche Kartoffel braucht sich niemand zu schämen. Schon Tucholsky oder Ringelnatz sangen ein Loblied auf die Knolle.
Asserates Ton ist leicht, aber frei von jeder Ironie. Selbst Bierkonsum und Föderalismus beleuchtet der Autor mit begeisterter Akribie. "Ich hoffe", schreibt Asserate, "dass in alledem meine große Zuneigung für jenes Land zu spüren ist." Sie ist es - selbst an den Filterkaffee hat er sich gewöhnt. Serviert in einem weißen Porzellankännchen auf der Terrasse eines Cafés - und der Äthiopier weiß: "Hier bin ich zu Hause."
rojk
Asfa-Wossen Asserate: "Draußen nur Kännchen". S. Fischer 2010, 189 Seiten, 18,95 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Für die Tasche Das Trinken einer Tasse Kaffee kann einen Kulturschock auslösen. Zumindest wenn man Äthiopier ist. Denn in der Heimat von Asfa-Wossen Asserate erfordert die Zubereitung eine mehrstündige Zeremonie. In Deutschland dagegen bekam er Filterkaffee im Kännchen.
Vierzig Jahr ist das her, und was Asserate einst fremd war, ist ihm inzwischen teuer geworden. In seinem Buch "Draußen nur Kännchen" ergründet er mit liebevollem Blick verschiedene Aspekte der deutschen Kultur. Die nationale Küche beispielsweise - gemeinhin als spießbürgerlich verschrien - hat es ihm angetan. Asserate stellt klar: Für die deutsche Kartoffel braucht sich niemand zu schämen. Schon Tucholsky oder Ringelnatz sangen ein Loblied auf die Knolle.
Asserates Ton ist leicht, aber frei von jeder Ironie. Selbst Bierkonsum und Föderalismus beleuchtet der Autor mit begeisterter Akribie. "Ich hoffe", schreibt Asserate, "dass in alledem meine große Zuneigung für jenes Land zu spüren ist." Sie ist es - selbst an den Filterkaffee hat er sich gewöhnt. Serviert in einem weißen Porzellankännchen auf der Terrasse eines Cafés - und der Äthiopier weiß: "Hier bin ich zu Hause."
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Asfa-Wossen Asserate: "Draußen nur Kännchen". S. Fischer 2010, 189 Seiten, 18,95 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Nach seinem großen Erfolg von "Manieren" von 2003 hat der Großneffe des letzten äthiopischen Kaisers Asfa-Wossen Asserate jetzt eine anknüpfende Essaysammlung vorgelegt, die ein weiteres Zeugnis seiner Liebe zum "Dekorum des deutschen Kleinbürgertums" ablegt, stellt Felix Johannes Enzian durchaus eingenommen fest. Asserate wurde 1948 geboren und erlebte als Student im Exil die 68er in Deutschland, was vielleicht seine Vorliebe für das "Althergebrachte" erklärt, die man seiner Verteidigung des deutschen Bierbauchs, seinem Schwärmen für Kaffeegedecke und Häkeldeckchen ablesen kann, vermutet der Rezensent. Im Regal macht sich dieser Nachtragsband zu "Manieren" auch gut neben Montaignes' Essays oder neben Reisebeschreibungen Pückler-Muskaus, findet Enzian. Dass der Autor dem "sozialen Stil" im Nazideutschland auch im vorliegenden Band nicht nachgeht, fällt dem Rezensenten zwar auf, scheint ihm aber verständlich. Und im Zusammenhang mit "unterhaltsamer Salonliteratur", in die er diesen Band einordnet, hat nationalsozialistische Barbarei wohl auch nichts zu suchen, findet Enzian schließlich.
© Perlentaucher Medien GmbH
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