„Draussen“ (allein dieses Doppel-S anstatt ß regte mich ja schon auf) handelt grob gesagt von einem Mann und zwei Jugendlichen, die etwa seit 10 Jahren auf der Flucht sind und im Wald leben. Warum? Keine Ahnung. Wovor die fliehen? Wird kaum klar. Ich habe mich die 400 Seiten durchgekämpft, nur um
diese Frage beantwortet zu bekommen. Die Antwort war unbefriedigend.
Die ersten 250 Seiten ziehen…mehr„Draussen“ (allein dieses Doppel-S anstatt ß regte mich ja schon auf) handelt grob gesagt von einem Mann und zwei Jugendlichen, die etwa seit 10 Jahren auf der Flucht sind und im Wald leben. Warum? Keine Ahnung. Wovor die fliehen? Wird kaum klar. Ich habe mich die 400 Seiten durchgekämpft, nur um diese Frage beantwortet zu bekommen. Die Antwort war unbefriedigend.
Die ersten 250 Seiten ziehen sich wie ein alter, kalter Haferbrei. Klüpfel und Kobr beschreiben die Welt von Verschwörungstheoretikern und „Preppern“ (Menschen, die sich auf jedes mögliche Szenario von Weltuntergängen vorbereiten). Dazu kommt ein bisschen Korruption im Bundestag und auch irgendwie ein wenig Guerilla-Kampf in Südamerika, allerdings auf eine sehr flache Art und Weise, sodass man dem Lesenden erst mal erklärt, was Chemtrails sind. Der „Thriller“ ist von diversen Ungereimtheiten gespickt. Die Kinder leben ab von der Realität, aber besitzen im „Urwald“ (so nennt der Autor, den Wald in dem sie leben; der in Brandenburg, 5km vom nächsten Dorf liegend, spielt) dennoch Nutella und Zigaretten. Ein Gefängnisausbruch findet innerhalb von 5 Zeilen statt, als sei das mal so eine entspannte Familienaktivität, die man samstags vor der Sportschau nebenbei fabriziert. Ein fast deutschlandweiter Stromausfall legt die Republik lahm und lässt dystopische Szenarien erwecken (das waren die besten 20 Seiten im Buch; die Autoren hätten das zum Hauptthema werden lassen sollen). Aber jede Spannung und jedes Problem ist innerhalb von zwei Kapiteln dann auch wieder vorbei. Kampfszenen enden genauso schnell, wie sie begonnen haben und diese ewigen, unrealistischen „und plötzlich steht er doch wieder hinter ihm und ringt ihn doch noch zum Boden!“-Wendungen ziehen sich von vorne bis hinten einmal durch.
Einige Kapitel werden kursiv in der Ich-Perspektive geschrieben, in der eine Art Tagebuch verfasst wird. Aus wessen Sicht dies überhaupt geschieht, bleibt bis zum letzten Kapitel undurchsichtig. Überhaupt wie alles zusammenhängen soll, von Guerilla über Bundestag bis hin zu Neonazi-Verschwörern, wird dann zum Glück doch noch im letzten Kapitel irgendwie klar.
Charaktere werden kaum beschrieben. Weder äußerlich noch charakterlich. Abgesehen von der dunklen Hautfarbe von der Hauptfigur Cayenne habe ich kein äußerliches Merkmal, kein Gesicht vor mir. Letztendlich arbeiten Klüpfel und Kobr generell sehr einseitig und meines Erachtens gar rassistisch. Sei es das N-Wort oder der Fakt, dass Ausländer alle nur als „der Schotte“, „der Schweizer“ oder „der Schlitzauge“ betitelt werden. Frauen sind -abgesehen von Cayenne- nicht anwesend. Ach, doch, eine Dame im Bundestag, mit der aber nur einmal vier Zeilen lang „gefickt“ wird und eine junge Mutter im Park, der das Fahrrad kurz gestohlen wird.
Letztendlich frage ich mich, was die Autoren ausdrücken wollen? Irgendwie haben die Prepper, die Verschwörer und die Regierungskritiker ja doch alle recht, zumindest laut den Autoren. „Die da oben“ sind doch eh an allem schuld, haben alle Dreck am Stecken und wir sind nur Marionetten.
Zum Glück habe ich kein Geld dafür ausgegeben, sondern bin durch einen Bücherschrank auf das schöne Cover gestoßen und habe mich blenden lassen.
Finger weg und fangen Sie was Sinnvolleres an!