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"Ist es nicht langweilig, immer nach dem gleichen System zu schreiben?" Richard Blank Richard Blank untersucht die verbreiteten Modelle und Schemata des Drehbuchschreibens und beweist, daß die klassische Hollywood-Dramaturgie in unserer Zeit nicht als allgemeingültig angesehen werden kann. Aufbauend auf der Bildhaftigkeit des mittelalterlichen Mysterienspiels und des modernen Theaters bespricht er ausgewählte Filme, die sich der klassischen Dramaturgie widersetzen, zeigt Alternativen zum Standard-Drehbuch auf und präsentiert dem modernen Weltbild angemessene Gegenentwürfe. Mit subjektivem…mehr

Produktbeschreibung
"Ist es nicht langweilig, immer nach dem gleichen System zu schreiben?" Richard Blank
Richard Blank untersucht die verbreiteten Modelle und Schemata des Drehbuchschreibens und beweist, daß die klassische Hollywood-Dramaturgie in unserer Zeit nicht als allgemeingültig angesehen werden kann. Aufbauend auf der Bildhaftigkeit des mittelalterlichen Mysterienspiels und des modernen Theaters bespricht er ausgewählte Filme, die sich der klassischen Dramaturgie widersetzen, zeigt Alternativen zum Standard-Drehbuch auf und präsentiert dem modernen Weltbild angemessene Gegenentwürfe. Mit subjektivem Blick untersucht er dabei die Dramaturgie in Filmen von Ophüls, Altman, Fellini, Wicki, Buñuel, Lynch, Jancsó, Godard, Fassbinder, Straub und Wong Kar-Wai.
"Bei der Beschäftigung mit Dramaturgie geht es um existentielle Fragen, um unsere
Haltung zur Realität, in der wir leben." Richard Blank
Autorenporträt
Richard Blank (geboren 1939) studierte Philosophie in Köln, Wien, München und promovierte bei Ernesto Grassi. Er schriebHörspiele, veröffentlichte Bücher und drehte Dokumentarfilme fürs Fernsehen. Seit 1978 inszeniert er nach eigenen Drehbuchvorlagen Spielfilme für Fernsehen und Kino.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.02.2012

Das perfekte Drehbuch
Richard Blank verabschiedet die konventionelle Dramaturgie
Jean-Luc Godard hat für Drehbuchautoren immer nur Verachtung empfunden. Buchhalter seien sie, hat der französische Regisseur erklärt, und wer sich an ihre Elaborate halte, gleiche einem Reisenden, der beim Einsteigen in einen Zug das dicke Kursbuch mit sich schleppt. Im Hollywood-Kino schätzt man das in der Regel anders ein. Für Hitchcock etwa war die Arbeit am Set nicht mehr als die letzte, im Zweifelsfall etwas lästige Etappe eines perfekt geplanten Produktionsprozesses, zu dem eben auch das Erstellen eines Skripts gehörte.
Wie aber sieht das perfekte Drehbuch aus? Der amerikanische Autor Syd Field hat zu diesem Thema 1979 ein überaus erfolgreiches Standardwerk geschrieben, mit dem Titel „Screenplay“, das seitdem international zahlreiche Nachfolger gefunden hat. Aus drei Akten habe ein Spielfilm zu bestehen, kann man in ihnen lesen. Einen sympathischen Protagonisten, der aktiv ein Ziel verfolgt, müsse es geben, und einen bösen Antagonisten, der diese Ziele zu durchkreuzen suche. Die Handlung solle flott, ohne Umschweife voranschreiten – und mit dem Happy End sind alle Fragen und Probleme, die im Verlauf des Films aufgeworfen wurden, sauber gelöst.
Solche Vorschriften, die verdächtig an Rezepte in nicht sehr phantasievollen Kochbüchern erinnern, sind dem Filmregisseur und Publizisten Richard Blank ein Graus. „Alles auf Anfang – Abschied von der klassischen Dramaturgie“: Der Untertitel seines Buches verrät, dass Blank eine Streitschrift verfasst hat.
An den Handbüchern für Drehbuchautoren stört ihn einerseits der universale Anspruch, der von spezifischen kulturellen und historischen Gegebenheiten nichts wissen will. Andererseits hält er die geschlossene, strikt auf Ursachen und Wirkungen fixierte Form des Erzählens, die hier als allein selig machend beschrieben wird, für schlicht überholt, einem modernen Weltbild nicht angemessen.
In der Tat kann Blank mit haarsträubenden Zitaten aufwarten, die zeigen, dass einige der einschlägigen Autoren, die sich als Gurus gerieren, nicht mehr als bloße Ignoranten sind. Wenn seine von Seite zu Seite heftigeren Invektiven zu einer Generalabrechnung mit dem amerikanischen Kino geraten, möchte man ihm dennoch nicht ohne gewissen Vorbehalt zustimmen. Denn unabhängig davon, was die Handbücher zu suggerieren suchen – ein guter Film ist auch in Hollywood immer viel mehr als sein Drehbuch. Auf dem Papier ist Hitchcocks „Fenster zum Hof“ nur ein Thriller und Douglas Sirks „Was der Himmel erlaubt“ nur eine Kleinstadtromanze. Aber die vielgestaltige Kunst der Mise en Scène, unterstützt vom Schnitt, macht sie zu den komplexen Meisterwerken, die sich uns beim Anschauen präsentieren.
Völlig überzeugend ist Blanks Argumentation, wenn er sich den von ihm geschätzten Regisseuren widmet, die sich nicht um die tradierten Erzählregeln scheren. Bei Fellinis „Schiff der Träume“ macht schon das Nacherzählen des Inhalts deutlich, dass der Regisseur auf eine dramatische Progression verzichtet und stattdessen blockartig Bilder aneinanderreiht.
Von „Querelle“ ausgehend, analysiert Blank die Rolle der Artifizialität im Werk Fassbinders; bei Jean-Marie Straubs „Chronik der Anna-Magdalena Bach“ versucht er die extreme emotionale Reaktion, die der Film in ihm auslöst, zu verstehen. Diese ebenso knappen wie gehaltvollen Anmerkungen sind der besten, in Deutschland viel zu wenig gepflegten Tradition cinephilen Schreibens verpflichtet. Sie machen dieses Buch zu einem würdigen Nachfolger der vorzüglichen Überlegungen über „Film & Licht“, die Blank vor drei Jahren veröffentlicht hat.
CHRISTOPH HAAS
RICHARD BLANK: Drehbuch. Alles auf Anfang – Abschied von der klassischen Dramaturgie. Alexander Verlag, Berlin, Köln 2011. 174 Seiten, 19,90 Euro.
Die geschlossene
Form des Erzählens ist
doch längst überholt
Federico Fellini erteilt Barbara Steele und Rosella Falk Drehanweisungen zu dem Film „Otto e Mezzosopran“, 1962. Foto: SZ Photo / Rue des Archives
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Als Kampfschrift gegen das Hollywood-Kino findet Christoph Haas Richard Blanks "Drehbuch", in dem er für eine neue Art der Kinodramaturgie plädiert, nicht gänzlich überzeugend. Haas zufolge vergisst der Autor in seinem heftigen Urteil über die klassische Drehbuchdramaturgie, dass der Film eben nicht nur aus dem Drehbuch besteht und sich auch aus einfachen Thrillern à la "Das Fenster zum Hof" cineastische Meisterwerke machen lassen. Dafür aber findet Haas Blanks Hohelied auf experimentelle Erzählweisen im Kino, die er mit profunden Kommentaren zu für ihn gelungenen Filmerzählungen darbietet, sehr erhellend und hier mausert sich das Buch zum Besten, was über das Kino geschrieben worden ist, und schließt damit an Blanks hervorragendes Buch "Film & Licht" an, wie der eingenommene Rezensent versichert.

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