Im vorliegenden Band erscheinen drei Ansprachen, die als Schlüsseltexte nicht nur des Werkes von Ralph Waldo Emerson (1803 - 1882), sondern der Vereinigten Staaten von Amerika überhaupt gelten können. In der Rede "Der amerikanische Gelehrte" (1837) verpflichtet Emerson den Gelehrten und mit ihm jeden Menschen auf die Rolle eines tatkräftigen und tugendbewehrten Verteidigers freier Gesellschaftsprinzipien. Zugleich fordert er Amerika auf, sich dauerhaft und nachhaltig von den "höfischen Musen Europas" zu emanzipieren, was Oliver Wendel Holmes dazu veranlasste, von der Rede als der "intellektuellen Unabhängigkeitserklärung Amerikas" zu sprechen. Emersons Plädoyer für eine neue Religiosität in der "Rede an der theologischen Fakultät der Universität Harvard" (1838) brachte nicht nur viele religions- und kirchengebundene Zeitgenossen gegen ihn auf, sondern führte auch zu einem jahrzehntelangen Bruch mit der Universität Harvard. Beide Ansprachen festigten Emersons frühen Ruhm als dem führenden amerikanischen Kultur- und Religionskritiker seiner Zeit. In der Totenrede auf Henry David Thoreau gedenkt Emerson seines berühmtesten Schülers. "Thoreau" (1862) zeichnet den Portraitierten, dessen Werk "Über den zivilen Ungehorsam" Mahatma Gandhi und Martin Luther King inspirierte, als leidenschaftlichen Individualisten und Vordenker eines modernen Natur- und Umweltbewusstseins. Die "Rede an der theologischen Fakultät der Universität Harvard" und "Thoreau" erscheinen hier erstmals in deutscher Sprache. Dieter Schulz erläutert in der Einleitung, wie Emersons Gedanken und Themen aus den drei Ansprachen bis heute wesentliche Debatten zum Selbstverständnis der amerikanischen Kultur und Gesellschaft prägen.
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