Ein Weihnachtsfest der besonderen Art
Sonja ist ihres Alltags müde. Ihre Teenagerzwillinge Lilly und Amelie sind inzwischen auf eigenen Wegen unterwegs, die Welt von Ehemann Paul dreht sich nur um sich selbst und ihre Schwiegermutter Irene tötet ihr mit ihrer Besserwisserei und ihren Bevormundungen
den letzten Nerv. Als das Weihnachtsfest dann für Sonja wieder nur in Stress ausartet, jeder seine…mehrEin Weihnachtsfest der besonderen Art
Sonja ist ihres Alltags müde. Ihre Teenagerzwillinge Lilly und Amelie sind inzwischen auf eigenen Wegen unterwegs, die Welt von Ehemann Paul dreht sich nur um sich selbst und ihre Schwiegermutter Irene tötet ihr mit ihrer Besserwisserei und ihren Bevormundungen den letzten Nerv. Als das Weihnachtsfest dann für Sonja wieder nur in Stress ausartet, jeder seine Ansprüche an sie stellt, keiner sich einmal um ihre Befindlichkeiten kümmert, wird ihr alles zuviel, und so streicht sie die Segel in der Silvesternacht und haut einfach ab. Auf dem Friedhof trifft sie neben einer alten Schulfreundin auch Bernadette aus ihrer Nachbarschaft. Die drei Frauen raufen sich schnell zusammen und freunden sich miteinander an. Gemeinsam verbringen die drei einige Tage in den Bergen in einem Hotel, teilen Sorgen und Nöte und sind auch vor einigen Überraschungen nicht gefeit...
Blanca Imboden hat mit „Drei Frauen im Schnee“ einen kurzweiligen Roman vorgelegt, der sich wie mitten aus dem Leben geschnitten liest. Der flüssige und farbenfrohe Erzählstil stellt den Leser an Sonjas Seite, um von ihr aus der Ich-Perspektive einen guten Einblick in ihr bisheriges Leben zu bekommen. Das dort herrschende Chaos kommt so manchem bekannt vor, besonders vor den Feiertagen und am Jahresende wird deutlich, auf welchen Schultern die Organisation des Festes meistens abgeladen wird, während die üblichen Verdächtigen tausend Wünsche haben, die nebenbei erfüllt werden sollen. Dabei kommt gerade denjenigen die Weihnachtsstimmung abhanden, die als ausführende Personen auserkoren regelrecht Pirouetten drehen und sich verbiegen müssen, um allen Forderungen nachzukommen, wobei ihre eigenen Wünsche und Träume den Bach runter gehen. Der ungeplante Ausbruch von Sonja war da nur eine Frage der Zeit, denn irgendwann hat man keine Lust mehr zu funktionieren. Inmitten einer ruhigen, verschneiten Bergwelt kann sie aufatmen, runerkommen und sich selbst mal wieder spüren. Die bildhaften Landschaftsbeschreibungen bringen Ruhe und Entspannung in das vorher doch recht chaotische Geschehen. Auch die neue Freundschaft zwischen den drei Frauen, die sich gegenseitig unterstützen und sich einander offenbaren, zeigt von der Alltäglichkeit der Geschichte und kommt dem einen oder anderen äußerst bekannt vor.
Die Chararktere wirken wie aus der realen Welt, besitzen glaubwürdige menschliche Eigenschaften und ziehen den Leser so in ihren Bann, der so manches ihrer Erlebnisse mit ihnen zu teilen vermag. Sonja ist eine freundliche und allzu gutmütige Frau mit einer hohen Schmerzgrenze um des lieben Friedens willen. Doch auch diese ist irgendwann erreicht und führt zu Atemnot und Widerstand. Schulfreundin Karin hat vor kurzem ihren Mann verloren und hat das alles noch nicht verarbeitet. Bernadette ist die Hilfsbereitschaft in Person, allerdings kaschiert sie damit ihre Einsamkeit. Amelie und Lilly gebärden sich wie typische Teenager, die oftmals altklug daherreden, doch dann wieder wie Kinder sind. Schwiegermutter Irene ist wie ein Stachel im Fleisch, der immer mal wieder pikst, bis der Schmerz irgendwann Überhand nimmt. Paul ist ein Egoist, der sich mehr um seine Lieben kümmern sollte.
„Drei Frauen im Schnee“ ist eine unterhaltsame (Weihnachts)-Geschichte, wo so manch einer sich irgendwie wiederfindet. Kurzweilige Lektüre für zwischendurch mit einigen Denkanstössen und verdienter Leseempfehlung!