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Ein schöner italienischer Liebesroman. Ein Mann, der über Gefühle spricht. Der Arzt Claudio Viberti, Anfang vierzig, ist ein Zauderer, wie er in der italienischen Literatur Tradition hat und ganz wunderbar beschrieben wurde von dem Triestiner Autor Italo Svevo. Der Protagonist in Canobbios Roman wohnt im selben Haus wie seine Mutter, reist ungern, ist unfähig, Entscheidungen zu treffen oder gar Wagnisse einzugehen. Da lernt der "schüchterne Internist" die Ärztin Cecilia kennen, verliebt sich in sie und gesteht ihr nach langem Zögern seine Gefühle. Aber Cecilia lebt genauso vorsichtig wie er,…mehr

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Produktbeschreibung
Ein schöner italienischer Liebesroman. Ein Mann, der über Gefühle spricht.
Der Arzt Claudio Viberti, Anfang vierzig, ist ein Zauderer, wie er in der italienischen Literatur Tradition hat und ganz wunderbar beschrieben wurde von dem Triestiner Autor Italo Svevo. Der Protagonist in Canobbios Roman wohnt im selben Haus wie seine Mutter, reist ungern, ist unfähig, Entscheidungen zu treffen oder gar Wagnisse einzugehen.
Da lernt der "schüchterne Internist" die Ärztin Cecilia kennen, verliebt sich in sie und gesteht ihr nach langem Zögern seine Gefühle. Aber Cecilia lebt genauso vorsichtig wie er, und eine Beziehung mit ihr scheint Lichtjahre entfernt. Inzwischen macht sich die lebenstüchtigere Schwester Cecilias an ihn heran. Er ist dem, was ihm da geboten wird, nicht abgeneigt, doch seine heimliche Liebe bleibt Cecilia.
Und eines Tages ist es so weit. Drei Lichtjahre sind vergangen, Claudio und Cecilia nähern sich an. Aber da ist auch noch die Schwester...
Erzählt wirdabwechselnd aus den drei Perspektiven der Beteiligten. Und so hat man am Ende drei verschiedene Liebesgeschichten gelesen. Oder war es doch nur eine?
Canobbio erweist sich als Meister in der Beschreibung unterschiedlicher Wahrnehmungen und subtiler Annäherungsformen. Eine wahrlich außergewöhnliche Dreiecksgeschichte und, wie die "Kirkus Reviews"schreibt, "eine ergreifende Schilderung der Dringlichkeit von Liebe und dem ihr innewohnenden Wahnsinn."
Autorenporträt
Canobbio, AndreaAndrea Canobbio, geboren 1962 in Turin, ist Lektor für internationale Literatur beim Verlag Einaudi. Canobbio erhielt für seine Romane und Erzählungen zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Premio Grinzane opera prima und den Premio Mondello Opera Italiana. Seine Romane sind in mehrere Sprachen übersetzt.
Kopetzki, Annette
Annette Kopetzki, 1954 in Hamburg geboren, lehrte an den Universitäten Rom und Pescara. Sie übersetzt seit vielen Jahren Belletristik und Lyrik aus dem Italienischen, darunter Werke von Pier Paolo Pasolini, Erri de Luca, Andrea Camilleri, Roberto Saviano, Edmondo De Amicis und Alessandro Baricco. 2019 wurde sie vom Deutschen Literaturfonds mit dem Paul-Celan-Preis für herausragende Literaturübersetzungen ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.02.2018

Doktor Viberti, bitte melden
Andrea Canobbios Beziehungsroman "Drei Lichtjahre"

Den "schüchternen Internisten" nennt Cecilia den Kollegen aus dem Krankenhaus, mit dem sie sich seit einiger Zeit immer mal wieder zum Mittagessen trifft. Silvia, ihre Schwester, gibt ihm den Spitznamen "der Gesichtslose" oder auch "der gesichtslose Viberti". Doktor Claudio Viberti, geschieden, ungefähr Mitte vierzig, Internist an einer italienischen Klinik, wird auch vom Erzähler des Romans "Drei Lichtjahre" des Turiners Andrea Canobbio, Jahrgang 1962, meist nur bei seinem Nachnamen genannt. Dabei handelt es sich bei Viberti um den Vater der Erzählstimme, von der man nie ganz sicher sein kann, ob sie einem Sohn oder einer Tochter gehört.

Ebenso bleibt im Unklaren, wann uns die Geschichte erzählt wird. Hinweise gibt es viele. Mobiltelephone sind ständig in Gebrauch, irgendwann heißt es auch einmal: "im letzten Jahr des Jahrtausends", oder man liest von Kinofilmen, die sich gewiss zeitlich verorten ließen. Doch nach den in ein, vielleicht zwei Nebensätzen versteckten Worten des Erzählers - ein Sohn ist etwas wahrscheinlicher geworden - scheinen sämtliche handelnden Personen bereits verstorben. In mehreren Passagen wird uns auch, wie zufällig und scheinbar ohne größere Bedeutung, von der Vorliebe des Vaters der beiden Damen für Science-Fiction-Romane und ähnliche Zukunftsliteratur berichtet. Isaac Asimov, Ursula K. Le Guin oder Philip K. Dick sind nur die bekanntesten Autoren, die da zitiert werden. Dass es sich dabei nicht bloß um eine Vorliebe von Andrea Canobbio handeln muss, sondern dass er da wohl geschickt eine weitere Hilfe zur Einordnung seiner Geschichte eingebaut haben dürfte, liegt sehr im Bereich des Möglichen.

Es sind mindestens drei eng verwobene Stränge, die da zu einem Roman, vielleicht eher einer außergewöhnlich langen Novelle, zusammengeschnürt werden. Im ersten Teil des Buchs wirkt alles noch neutral, ist mit Perspektive auf Viberti erzählt. Er trifft durch Zufall auf Cecilia, eine Kollegin aus der Notaufnahme, die sich um ihren Sohn Mattia, acht Jahre, seit ein paar Tagen hier im Spital, große Sorgen macht. Mattia isst zu wenig, ist in sich gekehrt, verschlossen gar. Viberti, der Kinderlose, hat - das wundert am meisten ihn selbst - sehr bald einen guten Draht zu dem Buben. Und langsam verliebt er sich in Cecilia, erkundigt sich nach ihr - sie ist verheiratet, nein, geschieden, neben Mattia hat sie noch eine elfjährige Tochter, Michela -, arrangiert Schritt für Schritt die Mittagstreffen. Wird sich lange nicht klar, ob sie ähnlich für ihn empfindet, empfinden kann. So vergehen mehr als zwei, wohl, der Titel legt es nahe, drei Jahre.

Im zweiten Teil dann wird aus der Sicht Cecilias über denselben Zeitraum berichtet, wieder erscheint die Erzählstimme neutral, doch wer bis dorthin gelesen hat, weiß nun bereits, wie manches ausgehen wird, lernt aber die andere, Cecilias Sicht der Dinge besser kennen und einzuschätzen. Schließlich folgt die dritte Volte: Wir erfahren etwas aus dem etwas chaotischen Leben Silvias. Der Erzähler - oder spielt uns da unser doch schon breites Hintergrundwissen einen Streich? - wird nun durchaus wertender in seinem Bericht.

So viel sei verraten: Wie die Stränge zusammengeführt werden, bleibt zuletzt offen, jedoch in keiner enttäuschenden Art. Vielmehr wird man neugierig, was danach geschieht. Oder müsste man sagen, was geschehen sein wird? Immerhin gibt es da ja das Kind, das, wohl schon als Erwachsener, die ganze, letztlich gar nicht so verzwickte Chose aus der eigenen Erinnerung, gewiss auch aus Erzählungen - der Eltern? der Großeltern? Freunde, Bekannte? oder, auch das scheint möglich, aus der eigenen Phantasie? - für uns aufgezeichnet hat. Diese Fiktion zumindest dürfen wir uns erhalten. "Tre anni luce", so das italienische Original, erschien bereits 2013 bei Feltrinelli. Seitdem scheint Canobbio, in seiner Heimat schon mehrfach mit Literaturpreisen geehrt, auch keinen Versuch einer Fortsetzung unternommen zu haben. Das ist gut so. Diese kleine Geschichte mit ihren tiefen Einblicken in zumindest drei Seelenleben ist, wie sie ist, sehr gut.

MARTIN LHOTZKY

Andrea Canobbio: "Drei Lichtjahre". Roman.

Aus dem Italienischen von Annette Kopetzki. Rowohlt Verlag, Reinbek 2017. 445 S., geb., 24,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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