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Lise und Louis führen mit ihrem Sohn Joachim ein einfaches aber glückliches Leben an einem abgeschiedenen Ort inmitten von Hügeln und Wäldern. Als Joachim eines Abends nicht einschlafen kann, entdeckt er in der Ferne drei Schatten, die das Haus beobachten. Diese Schatten entpuppen sich als drei geheimnisvolle Reiter, die dem Haus schon bald bedrohlich nahe kommen. Louis versucht die mysteriösen Schatten zu vertreiben, doch sie scheinen sich in Luft aufzulösen, sobald er sich ihnen nähert. Allmählich wird den Eltern klar, dass die Reiter gekommen sind, um ihren Sohn zu holen. Schweren Herzens…mehr

Produktbeschreibung
Lise und Louis führen mit ihrem Sohn Joachim ein einfaches aber glückliches Leben an einem abgeschiedenen Ort inmitten von Hügeln und Wäldern. Als Joachim eines Abends nicht einschlafen kann, entdeckt er in der Ferne drei Schatten, die das Haus beobachten. Diese Schatten entpuppen sich als drei geheimnisvolle Reiter, die dem Haus schon bald bedrohlich nahe kommen. Louis versucht die mysteriösen Schatten zu vertreiben, doch sie scheinen sich in Luft aufzulösen, sobald er sich ihnen nähert. Allmählich wird den Eltern klar, dass die Reiter gekommen sind, um ihren Sohn zu holen. Schweren Herzens fällt der Vater den Entschluss, sich mit ihm auf die Flucht zu begeben - aber kann man seinem Schicksal entfliehen? "Drei Schatten" ist die bislang dichteste und gleichermaßen persönlichste Arbeit von Cyril Pedrosa. Zurecht wurde dieser Comic auf dem Comicfestival Angoulême 2008 für die Auszeichnung als "Bestes Album" nominiert.
Autorenporträt
Cyril Pedrosa, geboren 1972 in Poitiers, Frankreich, hat als Animationszeichner für Disney gearbeitet und in Zusammenarbeit mit dem Szenaristen David Chauvel mehrere Bände der Serie Ring Circus (Salleck Publications) gezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.08.2008

Die Damen auf dem Hügel
Einige Zweige sind lang, andere kurz: Cyril Pedrosas Album „Drei Schatten”
Der Animationsfilm ist der große, zurückgebliebene Bruder des Comics. Beide erzählen mit gezeichneten Bildern, beide entstanden am Ende des 19. Jahrhunderts als Teil der Unterhaltungsindustrie. Doch während der Comic nach und nach erwachsen wurde und sich ernsteren Themen zuwandte, blieb der Zeichentrickfilm in erster Linie der Welt des Fantastischen verhaftet und richtet sich seitdem vor allem an Kinder, woran sein wichtigster Pionier wohl nicht ganz unschuldig ist: In der familientauglichen Umsetzung von Märchen fand Walt Disney eine magische Formel, die selbst in Zeiten von Pixar letztlich nicht grundlegend in Frage gestellt wird.
Diese mediale Verwandtschaft zum Film ist in dem grafischen Roman „Drei Schatten” des jungen Franzosen Cyril Pedrosa überall zu spüren. Schon auf den ersten Blick fällt die Ähnlichkeit der ausdrucksstarken Schwarzweißzeichnungen mit Disney-Produktionen auf: Die Konturen sind gerundet, die Physiognomie der Figuren spiegelt karikaturhaft übersteigert deren Charakter wider. Wiederholt werden cineastische Techniken wie Zoom oder Abblende eingesetzt, so dass stellenweise der Eindruck eines Storyboards entsteht. Das kommt nicht von ungefähr; hat doch Pedrosa für die Studios in Burbank als Zeichner an „Hercules” sowie an „Der Glöckner von Notre-Dame” mitgearbeitet.
Die Geschichte des Comics entführt den Leser denn auch in eine mittelalterliche Welt mit sagenhaften Zügen. Unvermittelt bricht das Grauen in die ländliche Idylle ein, in der das junge Paar Lise und Louis mit seinem kleinen Sohn Joachim lebt: Auf dem Hügel vor der kleinen Hütte der Familie stehen drei Reiter und harren dort tagelang bewegungslos aus. Von einer Wahrsagerin erfährt die Mutter, dass es sich bei den Titel gebenden Schatten um Todesboten handelt – nicht jedoch sie oder ihr Mann sollen von ihnen geholt werden, sondern ihr Kind. Der raubeinige Vater möchte das scheinbar Unvermeidliche nicht wahr haben: Mit Joachim bricht er zu einer Reise an das andere Ufer des großen Flusses auf und verkauft schließlich einem bösen Zauberer sein Herz, um als Riese Joachim verteidigen zu können. Am Ende verzichtet der Sohn auf das Opfer des Vaters. Freiwillig folgt er den Schatten, die sich als hübsche humorvolle Damen herausstellen, in den Tod. Ein Epilog zeigt Lise und Louis einige Jahre später glücklich mit zwei kleinen Töchtern. Sie haben ihren Schmerz überwunden, das Leben geht weiter. „In dieser Frühlingslandschaft gibt es kein Besser und kein Schlechter. Die blühenden Zweige wachsen, wie es ihrer Natur entspricht. Einige sind lang, andere kurz.”
Angesichts der Disney-Ästhetik und dem rührenden Plot könnte man „Drei Schatten” schnell als Kitsch abtun. Umso bewundernswerter ist es, wie Pedrosa in seinem ersten eigenen Buch, das dieses Jahr auf dem Comic-Festival in Angoulême als „Bestes Album” ausgezeichnet wurde, die genaue Balance zwischen Pathos, Tiefsinn, Humor und temporeicher Action gefunden hat. Hier und da werden zwar einige Handlungsstränge etwas zu sehr ausgedehnt; so ist nicht ganz klar, warum Vater und Sohn ausgerechnet auf einem Schiff übersetzen müssen, auf dem ein gelackter Sklavenhändler sein Unwesen treibt. Auch die unvermittelten Wechsel in die Totale, während Dialoge weiterlaufen, leuchten nicht immer ein. Zeichnerisch erweist sich Pedrosa freilich stets auf der Höhe, besonders dort, wo er den perfektionierten Disney-Stil ins bedrohlich Surreale wendet, etwa wenn der riesenhafte Vater mit dem winzigen Sohn durch Alptraumwelten flieht. Der große Trumpf des Buches ist aber seine Geschichte. Wie hier am Ende dem Tod der anfängliche Schrecken genommen und sogar etwas Versöhnliches abgewonnen wird, lässt „Drei Schatten” zu einem tief berührenden Trostbuch werden, das den Vergleich mit „Der kleine Prinz” nicht zu scheuen braucht.
THOMAS VON STEINAECKER
CYRIL PEDROSA: Drei Schatten. Deutsch von Annette von der Weppen. Reprodukt, Berlin 2009. 268 S., 20 Euro.
Müder Riese: Joachim befreit sich aus der Faust des Vaters. Abb.: aus dem besprochenen Band
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Thomas von Steinaecker ist vom Comicalbum "Drei Schatten" höchst angetan und das, obwohl der französische Zeichner Cyril Pedrosa in seinem ersten eigenen Werk keine Scheu vor Pathos oder großen Gefühlen zeigt. Deutlich merke man Pedrosas Zeichenstil die Nähe zu Walt-Disney-Produktionen an, hat er doch unter anderem bei Disneys "Der Glöckner von Notre-Dame" mitgearbeitet, wie der Rezensent mitteilt. Trotzdem umsegelt Pedrosa geschickt die Gefahr kitschig zu werden, und erzählt stattdessen eine berührende und mitunter auch komische Geschichte eines Elternpaares, die sich gegen den angekündigten Tod ihres Sohnes auflehnen. Dass sich die drei Todesreiter, die eines Morgens auftauchen, als drei schöne, witzige Damen entpuppen, ist überdies eine Wendung, die dieses Album zu einem bewegenden "Trostbuch" macht, das der begeisterte Steinaecker deshalb sogar in eine Reihe mit dem Klassiker "Der kleine Prinz" stellt.

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