Am 13. Februar 2025 jährt sich die Bombardierung Dresdens durch die Royal Air Force unter dem Kommando von Arthur „Bomber“ Harris (1892-1984) zum 80. Mal. Aus diesem Grund ist in der Reihe „Schicksalsmomente der Geschichte“ dieses Buch erschienen. Christian Hardinghaus, Historiker, profunder Kenner
der Geschichte des Zweiten Weltkriegs und Autor sowohl von Sachbüchern als auch von historischen…mehrAm 13. Februar 2025 jährt sich die Bombardierung Dresdens durch die Royal Air Force unter dem Kommando von Arthur „Bomber“ Harris (1892-1984) zum 80. Mal. Aus diesem Grund ist in der Reihe „Schicksalsmomente der Geschichte“ dieses Buch erschienen. Christian Hardinghaus, Historiker, profunder Kenner der Geschichte des Zweiten Weltkriegs und Autor sowohl von Sachbüchern als auch von historischen Romanen hat hier einen fesselnden Roman geschrieben, der auf drei Zeitebenen nämlich 1945, 2000 und 2025 spielt.
Nach dem Prolog beginnt die Geschichte recht ungewöhnlich mit Bianca, die im Jahr 2000 einer linksradikalen Gruppe namens „Bomber Harris“ angehört, die, nach ihren Vorbildern der Roten Armee Fraktion einen Anschlag auf eine rechtsradikale Demo vor der Frauenkirche plant. Bianca hat Bedenken, könnten doch unschuldige Kinder Opfer werden. Die Aktion wird verraten und die Mitglieder der Gruppe zu Haftstrafen verurteilt. Nur Bianca, mit 17 Jahren die jüngste der Gruppe, kommt mit einigen Monaten Sozialarbeit und Resozialisierungsheim davon.
Im Rahmen des verordneten Sozialdienstes lernt sie die betagte Marta kennen, die die Tage des Feuers in Dresden miterlebt hat. Die beiden Frauen sind sich sympathisch und Bianca öffnet sich der alten Frau. Doch als Bianca in Martas Schlafzimmer ein Bild eines Wehrmachtsoffiziers in Uniform entdeckt, will sie von Marta nichts mehr wissen, weil sie Marta für eine Faschistin hält. Da kehrt sie lieber, ohne Marta Gelegenheit zu Erklärungen zu geben, in das Erziehungsheim zurück. Doch Marta gibt nicht auf.
Damit beginnt die Geschichte in der Geschichte, denn wir erfahren aus dem Leben der jungen Marta, die als Krankenschwester im von Flüchtlingen überfüllten Dresden ihren Dienst tut und wie Bianca einen geliebten Menschen verliert.
Als dann der 13. Februar 1945 anbricht, schwenkt Autor Christian Hardinghaus für einen kurzen Augenblick auf James, einen englischen Bomberpiloten, und seine Flugzeugbesatzung, die Dresden in Schutt und Asche legen sollen. Ihnen wird vorgegaukelt, Rüstungsbetriebe und Eisenbahnanlagen zerstören zu müssen. Doch als James entdeckt, dass er eine Stadt voll mit Frauen und Kindern vernichten soll, trifft er eine weitreichende Entscheidung, die zwar für das Gesamtergebnis keine Änderung bedeutet, aber für ihn ganz persönlich einen wesentlichen Unterschied macht.
Das Ende der Geschichte rund um die beiden Frauen in der Gegenwart birgt eine überraschende Wende, die ich an dieser Stelle nicht verraten werde.
Meine Meinung:
Christian Hardinghaus, dessen Bücher über den Zweiten Weltkrieg ich alle gelesen habe, hat hier einen fesselnden historischen Roman geschrieben, der mich sehr berührt hat. Ich kenne zahlreiche Sachbücher, sowohl von britischen als auch von deutschen Historikern, über die Zerstörung Dresdens durch die Royal Air Force. Doch dieses hier bietet durch die geschickte Darstellung und Verquickung mehrerer Lebensläufe eine vielschichtige Betrachtung der Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven.
Im Nachwort finden wir zahlreiche Anmerkungen des Autors zu den oft kontroversiell geführten Diskussionen wie z.B. die Opferzahlen oder die Tieffliegerangriffe, von denen viele Überlebende berichten. Hier kommen die zahlreichen Interviews, die der Autor mit Zeitzeugen für seine Generationen-Buchreihe geführt hat, zum Tragen.
Die Charaktere sind, wie wir es von Christian Hardinghaus gewöhnt sind, vielschichtig und sorgfältig herausgearbeitet. Aufgefallen ist mir, dass die linke Gruppe „Bomber Harris“, der Bianca zunächst angehört hat, sich nur marginal von den verschiedenen Neo-Nazi-Gruppen unterscheidet. Beide schrecken vor Sprengstoffanschlägen nicht zurück und gehen bei ihren Aktionen buchstäblich über Leichen.
Der Autor beschreibt die Ereignisse des Februar 1945 sachlich und dennoch beeindruckend. Ich habe das Buch an einem Tage gelesen.
„Feuer kann sich leicht entzünden.“ wie der aus Syrien geflüchtete Uhrmacher seiner Kundin, die eine Nachfahrin einer Überlebenden der Bombenangriffe, im Epilog erklärt. Dazu braucht es in der aktuellen politischen Lage nicht viel.
Fazit:
Christian Hardinghaus beeindruckt mit seinem historischen Roman aus der Feuerhölle von Dresden 1945, dem ich gerne eine Leseempfehlung und 5 Sterne gebe.