Dieser verborgene Wunsch, aufs Ganze zu gehen und jemanden wirklich zu besitzen auch in Dreier, dem neuen Roman von Dennis Cooper, steht dieses an Bataille, Burroughs und de Sade anknüpfende Bedürfnis im Zentrum des Geschehens. Ort der Handlung ist wieder Südkalifornien, jene neue postmoderne Mikrotechnokratie, Weltzentrum des Simulacrums, Vorbild für alle Konsumgesellschaften. Erzählt wird die Geschichte des sexuell missbrauchten und verwirrten Teenagers Ziggy, der von zwei schwulen Vätern adoptiert wurde. Während dieser éducation sentimentale der anderen Art wendet sich Ziggy seinem Onkel zu, der Pornovideos aufdem Schwarzmarkt verkauft, aber auch seinem Freund Calhoun, einem Junkie, für den Ziggy eine diffuse Zuneigung empfindet ...Dreier geht in seiner Erforschung des Verlangens vor dem Umkippen ins Irrationale noch weiter als die anderen Texte von Dennis Cooper. Der Autor zeigt sich erneut als einer der mutigsten Künstler, die in den 90er Jahren den Körper als letzte Grenze, als Passionsort thematisiert haben. Dennis Cooper zeigt eine Gesellschaft und ein soziales Beziehungssystem im Extremzustand, und seine Qualität besteht darin, dass er das Unsagbare, den unmöglichen Text schreibt.