In seinem neuesten Roman „Dreimal im Leben“ (im Original: El tango de la Guardia Vieja“) entführt der spanische Erfolgsautor Arturo Pérez-Reverte den Leser in eine längst vergangene Epoche. Der Roman beginnt mit einer prologartigen Einführung. Der 43jährige Komponist Armando de Troeye, der auf dem
Höhepunkt seiner Karriere angelangt ist, reist mit seiner schönen Gattin Mecha (Mercedes) Inzunza de…mehrIn seinem neuesten Roman „Dreimal im Leben“ (im Original: El tango de la Guardia Vieja“) entführt der spanische Erfolgsautor Arturo Pérez-Reverte den Leser in eine längst vergangene Epoche. Der Roman beginnt mit einer prologartigen Einführung. Der 43jährige Komponist Armando de Troeye, der auf dem Höhepunkt seiner Karriere angelangt ist, reist mit seiner schönen Gattin Mecha (Mercedes) Inzunza de Troeye im November 1928 mit dem Überseedampfer Cap Polonio der Hamburg-Südamerikanischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft nach Buenos Aires. Auf dem Luxusdampfer begegnen sich die beiden Hauptprotagonisten des Romans Max Costa (Máximo Covas Lauro) und Mecha Inzunza zum ersten Mal. Es ist der Tango, der sie zusammenführt. Max arbeitet als Eintänzer auf dem Schiff und hält Ausschau nach gelangweilten und vermögenden weiblichen Passagieren der ersten Klasse. Wie kein Zweiter beherrscht er neben den Gesellschaftstänzen Tango, Foxtrott und Boston. Von Beginn an ist er von der 23jährigen vermögenden und begehrenswerten Mecha fasziniert, und auch das Perlencollier, das sie trägt - es besteht aus zweihundert makellosen Perlen -, weckt sein Interesse, denn Max ist auch ein Dieb, ein Süßholzraspler, ein unverschämter Schwindler. Er verliebt sich in die unnahbare, schöne Frau. Armando de Troeye ist nach Buenos Aires gekommen, um einen unvergesslichen Tango zu komponieren. Er hat mit Ravel um ein Abendessen gewettet, denn wenn Ravel einen Bolero komponieren kann, dann kann er dasselbe für den Tango tun. Zu dritt unternehmen sie einen Streifzug durch die Kaschemmen in den verrufenen Gegenden der Stadt. Max kennt sich aus, er ist hier geboren und hier schätzt man noch den ursprünglichen Tango. Nach einer berauschenden Nacht tiefer sexueller Abgründe begegnen sich Max und Mecha ein zweites Mal im Herbst 1937 in Nizza, neun Jahre später. Die Zeiten haben sich geändert, Armando sitzt in Spanien im Gefängnis, und Max ist in zwielichtige Spionagetätigkeiten der Bürgerkriegsparteien geraten. Die Leidenschaft zwischen beiden entflammt von neuem, doch Max muss fliehen. Viele Jahre voller Lügen, Ungewissheiten und kleinen Katastrophen, falschen Pässen, Polizeirevieren, Gefängniszellen und Demütigungen (S. 522) gehen für Max ins Land, bis sich beide 1968 anlässlich eines Schachturniers zufällig in Sorrent zum dritten Mal begegnen. Max ist inzwischen 64 alt und arbeitet als Hausmeister und Chauffeur des vermögenden Schweizer Psychiaters Dr. Hugentobler. Mecha, die inzwischen Keller heißt, ist mit ihrem Sohn Jorge, dem chilenischen Schachgroßmeister und Anwärter auf den Weltmeistertitel, zum Turnier um den Luciano-Campanella-Preis nach Sorrent gekommen. Werden beide in Sorrent frei sein, ihre Liebe zu leben?
Der Nostalgieroman von Arturo Pérez-Reverte „Dreimal im Leben“ liest sich sehr gut. Der Autor, der mit seinem Buch „Der Club Dumas“ den Durchbruch schaffte, hat für den vorliegenden Roman sorgfältig recherchiert. Er hat sich natürlich über Tango und Schach sowie die politische Situation im Frankreich der 30er Jahre kundig gemacht. Tatsächlich hat er sich im Bemühen um Authentizität sogar zeigen lassen, wie man einen Safe öffnet. Pérez-Reverte erzählt eine leidenschaftliche Geschichte von Liebe, Verrat und Intrigen und gibt tiefe Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Tangos. Und es geht um „…Schach. Die Kunst der Täuschung, des Mordens und des Krieges.“ (S. 360). Zusammenfassend kann der Roman in drei große Abschnitte eingeteilt werden: Buenos Aires in den zwanziger Jahren, Nizza unter dem Eindruck des Faschismus und Sorrent zu Zeiten des Kalten Krieges, wobei die Geschehnisse in Nizza dem Leser interessante und spannende Überraschungen bieten und streckenweise den Roman in einen Agententhriller verwandeln, in dem es um den Diebstahl brisanter Briefe und Mord geht. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, vor allem wegen des Stils und der interessanten Erzählstruktur, dem ständigen Wechsel zwischen Vergangenheit und Erzählgegenwart.