Tomas Schmit (1943-2006) gehörte zu den Pionieren der Fluxus-Bewegung in den frühen 60er Jahren. Er hat die radikale Infragestellung der bürgerlichen Kunst und die Ansätze zu einer neuen Ästhetik wesentlich mitgeprägt. Sein Briefwechsel mit George Maciunas führte dazu, daß eine theoretische Auseinandersetzung mit den politischen und ästhetischen Vorstellungen der Fluxuszeit möglich geworden ist. Er hat Fluxus events, die heute als Meilensteine der Kunst der 60er Jahre gelten, als Künstler mitgestaltet. Als Veranstalter organisierte er das Event "20. Juli TU Aachen" 1964. Sein Text "über f." (1982) ist eine der wenigen profunden Einschätzungen der Fluxusideen. Tomas Schmit hat sich früh von der Fluxusaktion zurückgezogen – er war gegen die Verwässerung des radikalen Potentials. In diesem Potential gründete sein wohl wichtigstes Arbeitsprinzip: „was ich, neben vielem anderen, von f. gelernt habe: was man mit einer plastik bewältigen kann, braucht man nicht als gebäude zu errichten; was man in einem bild bringen kann, braucht man nicht als plastik zu machen; was man mit ner zeichnung erledigen kann, braucht man nicht als bild zu bringen; was man auf nem zettel klären kann, braucht keine zeichnung zu werden; und was man im kopf abwickeln kann, braucht nichtmal einen zettel!“ Freunde und Kollegen, wie Nam June Paik, George Brecht, Arthur Köpcke, Ludwig Gosewitz und Dieter Roth haben ihn besonders für diese konsequente künstlerische Haltung geschätzt. Seit Anfang der 70er Jahre entwickelte er ein Werk, das mehrere tausend Zeichnungen umfaßt, veröffentlichte Editionen und Bücher, in denen er sich mit Sprache, Logik, Paradoxie, Biologie, Verhaltensforschung, Wahrnehmung u.a. beschäftigte. Dabei ist er immer von konreten Beobachtungen ausgegangen und hat sich mit Neugier und Lust widersprüchlichen oder unlösbaren Phänomenen gestellt. Er nannte es „Scharren am Zaun“. Mit seinem Buch "erster entwurf (einer zentralen ästhetik)" (1989) hat er eine in der Wissenschaft anerkannte Einführung in die Gehirnforschung geliefert. Die „Dreizehn Montagsgespräche“ von Tomas Schmit und Wilma Lukatsch fanden von Juni bis Dezember 2005 in Berlin statt. Mit erfrischendem Sprachwitz, gleichzeitig ernst und unterhaltsam, wird man in die biographischen Daten und die künstlerischen Fragen von Tomas Schmit eingeführt. Das Neue an der Kunst der 60er Jahre (die Beschäftigung mit Indeterminismus, Chaos und Ordnung, aleatorischem Prinzip), die Aktionszeit und die besondere Form des Schreibens und Zeichnens, für die sich Tomas Schmit entschieden hat, werden genauso besprochen wie Literaten, Musiker oder Wissenschaftler, die für ihn von Bedeutung waren. Dazu gehörten Gertrude Stein, Franz Kafka, Robert Walser, Karl Valentin, John Cage, Morton Feldman, Georg Christoph Lichtenberg und William Hogarth. Das Buch gibt erstmals Einblick in Leben und Werk von Tomas Schmit und ist damit ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung seines Werks, aber auch zum Verständnis der Ideen, die den revolutionären Ansätzen der Kunst seit 1960 zugrunde liegen. Wilma Lukatsch (*1977) lebt und arbeitet in Berlin. Sie studierte von 1997–2004 Kunstgeschichte, Religionswissenschaft und Soziologie in Berlin und Potsdam. 2004 schloß sie das Studium an der Humboldt Universität mit einer Magisterarbeit über die Methode der Bildbeschreibung bei Max Raphael ab. Seit 2004 arbeitet sie in der Galerie und Buchhandlung Barbara Wien. Dort lernte sie Tomas Schmit kennen und bereitete im Frühjahr 2005 die Gespräche vor.