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Die Luftangriffe vom 13. und 14. Februar 1945 auf Dresden sind zum Symbol geworden für die Grausamkeit und Unmenschlichkeit des modernen Krieges. Niemand weiß genau, wieviele Opfer sie gekostet haben, denn die meisten Toten wurden nie geborgen. Nach dem Krieg wurde der Tod von Dresden zum Spielball von Ideologie und Politik. Je nach Standpunkt wurden die Opferzahlen geschönt oder übertrieben. Erst seit der Öffnung der ostdeutschen Archive nach der Wende sind zuverlässige Schätzungen möglich.
Wolfgang Schaarschmidt hat das Inferno von Dresden erlebt und überlebt. Auf der Basis neuer Quellen
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Produktbeschreibung
Die Luftangriffe vom 13. und 14. Februar 1945 auf Dresden sind zum Symbol geworden für die Grausamkeit und Unmenschlichkeit des modernen Krieges. Niemand weiß genau, wieviele Opfer sie gekostet haben, denn die meisten Toten wurden nie geborgen.
Nach dem Krieg wurde der Tod von Dresden zum Spielball von Ideologie und Politik. Je nach Standpunkt wurden die Opferzahlen geschönt oder übertrieben. Erst seit der Öffnung der ostdeutschen Archive nach der Wende sind zuverlässige Schätzungen möglich.

Wolfgang Schaarschmidt hat das Inferno von Dresden erlebt und überlebt. Auf der Basis neuer Quellen zeichnet er das oft unwürdige Spiel der Politik mit den Opfern nach, stellt die bislang kolportierten Opferzahlen auf den Prüfstand - und kommt zu einem überraschenden Ergebnis.
Mit 12 Abbildungen und einem Vorwort von Friedrich Karl Fromme.
Autorenporträt
Wolfgang Schaarschmidt, geboren 1931, erlebte die Kriegs- und Nachkriegszeit in Dresden. Er studierte Medizin in Halle und Hamburg, unterbrochen von fast vier Jahren Haft in der Sondervollzugsanstalt Bautzen II. Studium der Geschichte, quellenkritisch erforscht er seit 1996 die Umstände der Zerstörung Dresdens und die Zahl der Opfer.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.02.2005

Erstickt, erdrückt, erschlagen, verbrannt
Die Diskussion um die Zahl der Dresdner Bombenopfer: Quellenlücken und fragwürdige Aussagen

Wolfgang Schaarschmidt: Dresden 1945. Daten-Fakten-Opfer. Herbig-Verlag, München 2005. 272 Seiten, 24,90 [Euro].

Wie Friedrich Karl Fromme im Vorwort hervorhebt, befleißigt sich der Verfasser - ein Hafenarzt, der die Zerstörung Dresdens als Vierzehnjähriger miterlebt hatte und im Ruhestand noch Geschichte studierte - einer im allgemeinen sachlich-akribischen Argumentation ohne Polemik. Die herangezogenen Dokumente sind zumeist dieselben, die früher schon Götz Bergander und Friedrich Reichert auswerteten, und sie bringen zahlenmäßig nichts Neues. Aber Schaarschmidt lenkt den Blick zu Recht auf viele Lücken und Ungenauigkeiten bei der Zählung der Bombenopfer, so etwa bei deren Bergung und Registrierung. Er führt eine Reihe von quellenmäßig belegten Fällen an, wonach eine Registrierung oder Identifizierung der Leichen nicht immer möglich war, weil etwa manche Keller ohne weitere Nachforschungen einfach mit Trümmergut aufgefüllt wurden, Bergungsarbeiter bald wegen der nahenden Ostfront zu Schanzarbeiten abgezogen wurden und Russen die Totenkartei, die angeblich 90 000 Namen enthielt, auseinanderrissen und zum Teil vernichteten.

Um nach Kriegsende angesichts des bevorstehenden Nürnberger Prozesses keine allzu hohen Dresdner Zivilverluste bekanntwerden zu lassen, die vielleicht die Massenmorde des NS-Regimes teilweise hätten aufwiegen können, sollen laut einer fragwürdigen mündlichen Aussage des späteren sowjetischen Botschafters Falin auch Akten in die Sowjetunion überführt worden sein. Ferner wird das "Asche-Argument" herangezogen, wonach unzählige Menschen im Feuersturm zu Aschehäufchen verbrannt und nicht mehr identifizierbar gewesen seien. Nun geht aber aus einer vom Rezensenten eingesehenen Liste über rund 250 geborgene Dresdner Leichen hervor, daß nur ganz wenige von ihnen verbrannt waren. Die meisten waren wegen Sauerstoffmangel erstickt, viele erdrückt oder von Trümmern und Bomben erschlagen. Eine Statistik der Luftkriegsopfer beim Feuersturm in Hamburg weist ebenfalls nur einen geringen Anteil an Verbrannten auf. Die Tatsache, daß der Feuersturm den Sauerstoff in Bodennähe absaugte und seine höchsten Temperaturen weiter oben erreichte, sollte zur Prüfung der Frage Anlaß geben, ob am Boden des Brandgebietes wirklich durchweg Krematoriumsbedingungen (über 1000 Grad Celsius, laufender Sauerstoffzustrom) herrschten, unter denen Zigtausende von Menschen bis auf die Asche verbrannten. Das "Asche-Argument" sollte daher nicht zu horrenden Zahlenspekulationen benutzt werden.

Das tut auch Schaarschmidt nicht direkt, wenn er den gefälschten Tagesbefehl Nummer 47 des Befehlshabers der Ordnungspolizei vom 22. März 1945 zurückweist. Hier wurde an die bis dahin bekannte Bombenopferzahl (20 204) und an die Zahl der auf dem Altmarkt verbrannten Leichen (6865) einfach eine Null anhängt. Andererseits versucht der Autor, durch Hinweis auf viele "Feststellungslücken" die ihm schwarz auf weiß vorliegenden Zahlen von 25 000 bis 35 000 Toten - ergänzt nach Kriegsende 1945 um weitere anderthalbtausend - in Zweifel zu ziehen. Er glaubt offenbar den amtlichen Quellen nicht, obwohl diese bei einer Überprüfung im Dresdner Stadtarchiv den Eindruck einer peniblen Buchführung hinterlassen.

Bedenkt man auch, daß die fünf schweren Bombenangriffe auf Hamburg im Juli/August 1943 etwa 42 000 Menschenopfer kosteten, so erscheinen die bisher in Dresden festgestellten Toten glaubhaft. In Hamburg mit seinen allerdings besseren Luftschutzbunkeranlagen befanden sich etwa 200 000 bis 300 000 mehr Menschen als in Dresden, selbst wenn man für Mitte Februar 1945 die zahlenmäßig meist zu hoch veranschlagten Flüchtlinge einrechnet. Die längst widerlegte Tieffliegerthese kann außer Betracht bleiben. Denn die vergleichsweise wenigen Toten, die auf das Konto von Tieffliegern gegangen wären, hätten die Summe der Opfer nicht wesentlich verändert.

Auf die vielen Lücken bei der Bestimmung der Opferzahl hingewiesen zu haben ist ein Verdienst des vorliegenden Werkes. Aber diese "Löcher" sollten nicht einfach zu Ausgangspunkten für Spekulationen werden. Genau das tut der Verfasser am Ende ohne beweiskräftige Anhalte, indem er in einer nicht nachvollziehbaren Weise Zuflucht zu Vermutungen und Schätzungen nimmt. Er führt zum Beispiel den Urologen und damaligen Oberstabsarzt in einem Dresdner Wehrmachtlazarett, Dr. Funfack, als Zeugen für eine viel höhere Zahl an Bombenopfern an. Dieser habe unter dem unmittelbaren Eindruck des Bombardements vom Kommandierenden General in Dresden, Mehnert, gesprächsweise von 160 000 gehört. Dies war eine bloße Schätzung, denn einen genauen Überblick über die Verlustzahlen gab es noch nicht. Funfack schrieb 1965, er habe dies und ähnliches immer nur aus zweiter und dritter Hand gehört. Obwohl im März 1945 selbst in der Zeitung "Das Reich" von Zehntausenden Dresdner Opfern die Rede ist, führt der Verfasser Angaben von Personen an, die weit weg vom Geschehen waren: Rechtsanwalt Alfred Seidl im Nürnberger Prozeß (300 000), Hitlers Adjutant Nikolaus von Below (135 000 bis 300 000), den Goebbels-Mitarbeiter Wilfred von Oven (200 000 bis 300 000 Tote) und die Witwe desjenigen, der den Tagesbefehls 47 unterschrieben hatte, Frau Grosse (250 000 Tote). Die vom Leiter der Dresdner Totenkartei angegebenen 135 000 Toten findet Schaarschmidt zu niedrig, die vom ehemaligen Ia des Verteidigungskommandos Dresden in den neunziger Jahren behaupteten 268 000 zu hoch. Der vom sowjetischen Botschafter Semjonow erwähnten Viertelmillion scheint er eine gewisse Beweiskraft zuzuerkennen. Für Schaarschmidt ist eine Zahl zwischen 135 000 und 200 000 Toten am wahrscheinlichsten. Damit wiederholt er nur die bereits von Bergander und Reichert festgestellten Zahlen. Wie hoch die innerhalb glaubwürdiger Grenzen sicher nicht genau feststellbare Opferzahl auch sein mag, sie eignet sich nicht für eine Gleichsetzung des Dresdner Feuersturms mit dem Holocaust. Letzterer richtete sich auf die Ausrottung eines Volkes beziehungsweise einer Rasse und forderte Millionen Opfer.

Die Bombardierung Dresdens, so schrecklich und unmenschlich sie war, fand angesichts der durch die Ardennenoffensive erzeugten Furcht der Kriegsgegner vor einem wiedererstarkten Deutschland, des unterschiedslosen deutschen V-Waffen-Beschusses auf England und der von der Sowjetunion ausgehenden Bedrohung des Westens statt. Die zu Lande stärkeren Russen sollten durch die stärkeren alliierten Bomberflotten gewarnt und gleichzeitig zu einem Kriegseintritt gegen Japan veranlaßt werden, und daher erfolgte jene alliierte Unterstützung aus der Luft zur Schwächung der deutschen Ostfront. Durch einen gewaltigen und vernichtenden "Donnerschlag" - so der militärische Deckname - gegen die Bevölkerung und die Kulturstätten einer bis dahin vom Krieg ziemlich ungeschoren gebliebenen Stadt sollte wohl das nationalsozialistische Deutschland zur sofortigen Kapitulation veranlaßt werden. Militär und Industrie waren keine intendierten Ziele des Bombenhagels. Schaarschmidts Buch dürfte die schon etwas makaber gewordene Diskussion um die Dresdner Bombenopfer hoffentlich zum letzten Mal entfachen, damit hier endlich Ruhe einkehrt.

HORST BOOG

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Exzellent, lesenswert und ausgewogen findet Rezensent Rolf-Dieter Müller diese Darstellung des Bombenangriffs auf Dresden im Februar 1945 Der britische Historiker und Schriftsteller Frederick Taylor habe die historischen Ereignisse noch einmal nachrecherchiert und zu diesem Zweck britische und deutsche Quellen analysiert und ausgewertet. Auf diesem Weg sei Taylor auch ein detailliertes Porträt der Stadt, eine ein fühlsame Schilderung von Menschenschicksalen und teilweise grausame Szenen eines Feuersturms gelungen. Als besonderen Gewinn betrachtet der Rezensent die Einbeziehung der jüngsten lokalhistorischen Forschung, die sich nicht allein mit Zeitzeugenberichten, sondern auch mit kolportierten Legenden und Behauptungen auseinandersetzt, die bislang zur Geschichtsklitterung missbraucht worden seien. Taylor bemüht sich aus der Sicht des Rezensenten um eine objektive und verständnisvolle Sicht der Ereignisse und ihrer Folgen. Seine Rekonstruktion der britischen Motive, der technokratisch perfekt wie eiskalt kalkulierten Angriffsverfahren sowie die Versäumnisse auf deutscher Seite entsprechen für den Rezensenten dem Stand der Fachwissenschaft und schonen niemanden. Neu dürften seiner Einschätzung zufolge für viele Leser die oft übersehene militärische und rüstungswirtschaftliche Bedeutung Dresdens sein, die dem Angriff als Legitimation gedient habe.

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