"Den gängigen Erzählungen vom Ende der Kunst, vom Ende des Werkes, vom Ende der Repräsentation und vom Ende der Metaphysik setzt Alain Badiou die Skizze eines Manifestes entgegen, das mit diesen selbst Schluss zu machen sucht. Gegen die "postmoderne" Kunst, die aus sich jeglichen Bezug auf ein Universales ausstreicht und sich in der Darstellung von partikularen Begehren und endlichen Körpern ergeht, setzt die Affirmation an, um die Kunst wieder als möglichen Ort überzeitlicher Wahrheiten zu behaupten. Damit geht eine Neubestimmung der Kunst einher, die den Begriff des Werkes, des Subjekts und der Schönheit erneut in sie einträgt und, gegen jede Rückkehr romantischer Formalismen, Kunst als proletarischen Aristokratismus zu denken versucht: als privilegierte Stätte einer Wahrheit, die sich an alle richtet."Wir müssen und können folglich erklären, dass es in der Kunst etwas gibt, was in dem armseligen Jahrhundert, das gerade beginnt, nicht mehr vorhanden ist: die monumentale Konstruktion, das Projekt, die schöpferische Kraft der Schwachen und die Absetzung von etablierten Mächten. Wir müssen uns gegen alle wehren, die nur zu einem Ende kommen wollen, gegen die Kohorte der letzten Menschen, die erschöpft und parasitär sind, gegen ihre widerliche "Bescheidenheit"."Alain Badiou, Philosoph, lehrt an der École Normale Supérieure sowie am Collège International de Philosophie in Paris."
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.11.2007Zirkelverkehr
Wollen Sie universelles Denken fördern? Dann bejahen Sie die Kunst. Und damit Sie wissen, welche Kunst es zu bejahen gilt (Pessoa, Picasso, Schönberg, Brecht, Murnau, Brancusi, Pirandello), lesen Sie Alain Badious Manifest für den Affirmationismus. In dieser Streitschrift, die nicht mehr als eine halbe Stunde Lesezeit erfordert, finden Sie mehr Zündstoff als in tausend Seiten Ulrich Beck. Denn der siebzigjährige französische Philosoph legt sich mit allem an, was den Westen ausmacht - vor allem mit der Demokratie. Sie biete nicht mehr als Zirkulation und Kommunikation. "Die wahre Kunst ist daher das, was die Zirkulation unterbricht und nichts kommuniziert", eine nichtwestliche und abstrakte Kunst, weil sie das sichtbar machen muss, "was für die Medien und den Kommerz und somit auch für alle nicht existiert". Nun ist das Buch im Handel erhältlich, und in dieser Zeitung wird es empfohlen, also ist es schon einmal keine Kunst. Aber ein Lesevergnügen. Und den Rest des Tages feiern Sie die Kunst. (Alain Badiou: "Dritter Entwurf eines Manifests für den Affirmationismus". Aus dem Französischen von Ronald Voullié. Merve Verlag, Berlin 2007. 54 S., br., 5,- [Euro].) apl
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wollen Sie universelles Denken fördern? Dann bejahen Sie die Kunst. Und damit Sie wissen, welche Kunst es zu bejahen gilt (Pessoa, Picasso, Schönberg, Brecht, Murnau, Brancusi, Pirandello), lesen Sie Alain Badious Manifest für den Affirmationismus. In dieser Streitschrift, die nicht mehr als eine halbe Stunde Lesezeit erfordert, finden Sie mehr Zündstoff als in tausend Seiten Ulrich Beck. Denn der siebzigjährige französische Philosoph legt sich mit allem an, was den Westen ausmacht - vor allem mit der Demokratie. Sie biete nicht mehr als Zirkulation und Kommunikation. "Die wahre Kunst ist daher das, was die Zirkulation unterbricht und nichts kommuniziert", eine nichtwestliche und abstrakte Kunst, weil sie das sichtbar machen muss, "was für die Medien und den Kommerz und somit auch für alle nicht existiert". Nun ist das Buch im Handel erhältlich, und in dieser Zeitung wird es empfohlen, also ist es schon einmal keine Kunst. Aber ein Lesevergnügen. Und den Rest des Tages feiern Sie die Kunst. (Alain Badiou: "Dritter Entwurf eines Manifests für den Affirmationismus". Aus dem Französischen von Ronald Voullié. Merve Verlag, Berlin 2007. 54 S., br., 5,- [Euro].) apl
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