Berichte von Betroffenen und Therapeuten
Stellungnahmen prominenter Vordenker zum Thema ungeplante Schwangerschaft beschränken sich häufig auf den Hinweis, dass ja Adoption möglich sei und es in Deutschland Babyklappen gebe. Die Autoren des vorliegenden Sammelbandes (Betroffene und Therapeuten)
behandeln das Thema differenzierter und mit größerem Einfühlungsvermögen in die betroffenen Eltern und…mehrBerichte von Betroffenen und Therapeuten
Stellungnahmen prominenter Vordenker zum Thema ungeplante Schwangerschaft beschränken sich häufig auf den Hinweis, dass ja Adoption möglich sei und es in Deutschland Babyklappen gebe. Die Autoren des vorliegenden Sammelbandes (Betroffene und Therapeuten) behandeln das Thema differenzierter und mit größerem Einfühlungsvermögen in die betroffenen Eltern und Kinder. Bereits in der Einleitung weist eine der Herausgeberinnen darauf hin, dass eine Entscheidung gegen einen Schwangerschaftsabbruch nicht automatisch eine Entscheidung für das erwartetet Kind sein muss. Die Ablehnung des eigenen Kindes verknüpft mit Schuldgefühlen würde häufig zu einer problematischen Beziehungen zwischen Mutter und Säugling führen. Therapeuten beobachteten bei Kindern, die ungewollt waren, unabhängig davon, ob sie davon wussten oder die Tatsache bisher nur ahnten, deutlich destruktive Tendenzen und Gefühle von Wertlosigkeit.
Die Berichte Betroffener zeigen überdeutlich, dass Kinder, die ungeplant in einer für die Mutter schwierigen Situation geboren wurden, als Erwachsene häufig selbst problematische Beziehungen eingehen und mit widersprüchlichen Erwartungen schwanger werden. Ihre Probleme können sie durch die Geburt eines Kindes nur selten lösen. Beeindruckend lesen sich die Berichte von Adoptivkindern, die übereinstimmend den dringenden Wunsch äußern, ihre leiblichen Eltern kennen zu lernen. Besonders der zweite Bericht zum Thema Adoption, verfasst von einer Autorin, die selbst adoptiert wurde, ist sehr praxisbezogen und kann betroffenen Eltern in stürmischen Phasen Unterstützung bieten.
Sehr bewegend gibt der Bericht eines Psychotherapeuten Einblick in die Gefühls-Welt seines kleinen Patienten Jonas, eines "schwierigen" Kindes, das die Erwartungen der Eltern nicht erfüllen konnte. Ob die Berichte von Klienten stammen, die sich einer klassischen Psychoanalyse unterzogen oder von Menschen, die wissen, dass die Mutter vergeblich versuchte, die Schwangerschaft selbst zu beenden, gemeinsam ist den Betroffenen dieser Texte die Überzeugung, auf der Welt keinen Platz zu finden. Weitere Autoren gehen auf Schwangerschaften ein, die in der Hoffnung entstanden, mit dem Kind eine kriselnde Beziehung zu retten. Beim Thema ungeplante Schwangerschaften von Teenagern konstatieren die beteiligten Experten eine auffällig hohe Zahl von Jugendlichen, die selbst im Heim oder als Halbwaisen aufwuchsen. Die Kenntnis von Verhütungsmethoden wird dann keine frühen Schwangerschaften verhindern, wenn das Motiv der unerfüllte Wunsch der Jugendlichen nach Nähe ist. Auf den Zusammenhang zwischen psychisch belastenden Schwangerschaften und Frühgeburten geht ein weiterer Artikel ein, der bedauert, wie selten in der gynäkologischen Sprechstunde nach sozialen oder psychischen Ursachen vorzeitiger Wehen gefragt werde. Ein sehr kurzer Artikel verweist auf das Moses-Projekt des SKF.
"Drum hab ich kein Gesicht" versammelt 15 Artikel zum Thema "ungeplante Kinder" aus unterschiedlichsten beruflichen oder persönlichen Blickwinkeln.