Der Sozialforscher Martin Schäuble zeichnet aufmerksam die Biografien von Daniel und Sa ed nach: ein deutscher Konvertit, der einen Anschlag verüben wollte; und ein Palästinenser, der ein Selbstmordattentat ausführte. Im Unterschied zu Black Box Dschihad analysiert der Autor in seiner hier vorliegenden Dissertation die Biografien detailliert.
Wie sind die Brüche in Kindheit und Jugend der beiden Personen zu bewerten? Was öffnet Menschen aus so unterschiedlichen Lebens-welten für die Dschihad-Ideologie? Welche Rolle spielen Bindungen und Autoritäten? Und: Was sagt das über die Gesellschaft aus, in der sie lebten?
Für seine Analysen beriet sich der Autor mit Psychologen, er befragte den Terrorismus-Experten Peter Waldmann, den Entwicklungspsychologen Rolf Oerter, sprach mit Hip-Hop-Forschern, Soziologen und vielen weiteren.
Umfassend geht der Autor auf seine Methodik, die Feldforschung, ein und erklärt, wieso es zwingend ist, den Schreibtisch zu verlassen und sich selbst an die Orte des Geschehens zu begeben.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Wie sind die Brüche in Kindheit und Jugend der beiden Personen zu bewerten? Was öffnet Menschen aus so unterschiedlichen Lebens-welten für die Dschihad-Ideologie? Welche Rolle spielen Bindungen und Autoritäten? Und: Was sagt das über die Gesellschaft aus, in der sie lebten?
Für seine Analysen beriet sich der Autor mit Psychologen, er befragte den Terrorismus-Experten Peter Waldmann, den Entwicklungspsychologen Rolf Oerter, sprach mit Hip-Hop-Forschern, Soziologen und vielen weiteren.
Umfassend geht der Autor auf seine Methodik, die Feldforschung, ein und erklärt, wieso es zwingend ist, den Schreibtisch zu verlassen und sich selbst an die Orte des Geschehens zu begeben.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.01.2012Kaputte Märtyrer
Martin Schäubles Geschichte
zweier Selbstmordattentäter
Andres Veiels Dokumentarfilm „Black Box BRD“ über die Viten der RAF-Terroristen stand Pate für Martin Schäubles Doppelbiographie über den aus Neunkirchen/Saar stammenden „Sauerland“-Terroristen Daniel S. und den palästinensischen Selbstmord-Attentäter Sa’ed aus Nablus. Der Berliner Sozialforscher Martin Schäuble recherchierte, warum diese beiden Jugendlichen gewalttätige Gotteskrieger wurden: hier der wohlbehütete Gymnasiast aus einer durch Scheidung aus den Fugen geratenen Familie, der für seine Flucht in die Battle-Welt des Hiphops teure Klamotten braucht, dort der in ärmlichsten Verhältnissen aufgewachsene Sa’ed, der mit acht Geschwistern ein Schlafzimmer teilt, im Kindergarten als „Terrorist“ gegen israelische Besatzer „kämpft“ und früh für den Lebenserhalt seiner Familie die Schule verlässt.
Den an einem Brasilientrip gescheiterten Einzelgänger Daniel spielt seine Sehnsucht nach einem intakten Familienleben in die Hände eines islamistischen Heilsversprechers und in die Ausbildungs-Camps des Dschihad. Und auch Sa’ed erliegt der Verheißung der 72 Jungfrauen im Paradies. Daniels Bomben werden entschärft. Bei Sa’eds Attentat in Jerusalem starben er und sechs weitere Menschen. Der verblassende Märtyrer-Ruhm kann der Familie den Sohn nicht ersetzen. Schäubles auch für Jugendliche empfehlenswerte Studie weiß zwischen Islam und Islamismus sehr wohl zu trennen.
BURKHARD JELLONNEK
MARTIN SCHÄUBLE: Black Box Dschihad. Daniel und Sa’ed auf ihrem Weg ins Paradies. Carl Hanser Verlag, München 2011. 224 Seiten, 14,90 Euro.
Der Autor ist Kulturpolitiker der SPD.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Martin Schäubles Geschichte
zweier Selbstmordattentäter
Andres Veiels Dokumentarfilm „Black Box BRD“ über die Viten der RAF-Terroristen stand Pate für Martin Schäubles Doppelbiographie über den aus Neunkirchen/Saar stammenden „Sauerland“-Terroristen Daniel S. und den palästinensischen Selbstmord-Attentäter Sa’ed aus Nablus. Der Berliner Sozialforscher Martin Schäuble recherchierte, warum diese beiden Jugendlichen gewalttätige Gotteskrieger wurden: hier der wohlbehütete Gymnasiast aus einer durch Scheidung aus den Fugen geratenen Familie, der für seine Flucht in die Battle-Welt des Hiphops teure Klamotten braucht, dort der in ärmlichsten Verhältnissen aufgewachsene Sa’ed, der mit acht Geschwistern ein Schlafzimmer teilt, im Kindergarten als „Terrorist“ gegen israelische Besatzer „kämpft“ und früh für den Lebenserhalt seiner Familie die Schule verlässt.
Den an einem Brasilientrip gescheiterten Einzelgänger Daniel spielt seine Sehnsucht nach einem intakten Familienleben in die Hände eines islamistischen Heilsversprechers und in die Ausbildungs-Camps des Dschihad. Und auch Sa’ed erliegt der Verheißung der 72 Jungfrauen im Paradies. Daniels Bomben werden entschärft. Bei Sa’eds Attentat in Jerusalem starben er und sechs weitere Menschen. Der verblassende Märtyrer-Ruhm kann der Familie den Sohn nicht ersetzen. Schäubles auch für Jugendliche empfehlenswerte Studie weiß zwischen Islam und Islamismus sehr wohl zu trennen.
BURKHARD JELLONNEK
MARTIN SCHÄUBLE: Black Box Dschihad. Daniel und Sa’ed auf ihrem Weg ins Paradies. Carl Hanser Verlag, München 2011. 224 Seiten, 14,90 Euro.
Der Autor ist Kulturpolitiker der SPD.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de