Mit 118 Abbildungsseiten in Farbe
Grafiker: Tom Menzel unter Mitarbeit von Jan-Martin Löhndorf
Die Bibel ist nicht ein Buch, sie ist eine Sammlung von Büchern, die von verschiedenen Autoren zu verschiedenen Zeiten mit unterschiedlichen Absichten vor Jahrtausenden verfasst wurden. Und vielleicht ist diese Unübersichtlichkeit mit der Zeit zum Problem geworden. Denn obwohl die Bibel der erfolgreichste Bestseller aller Zeiten ist, in über 1300 Sprachen übersetzt wurde, weltweit eine halbe Milliarde Ausgaben in Bücherregalen und auf Nachtkästchen ruhen, ist die Kenntnis des Inhalts in den vergangenen Jahrzehnten auf Null gesunken.
Wer weiß noch, was die Schlange zu Eva sagt; wie alt Noah war, als er Sem, Ham und Jafet zeugte; was bedeuten die Namen der Söhne Leas Ruben und Simeon und was träumt Josef die ganze Zeit? Um das zu wissen, braucht man »nur« die Genesis, das Erste Buch Moses gelesen zu haben, doch sogar dieser kurze Text ist heute den meisten fremd und rätselhaft. Also braucht man zum Einstieg diesen Atlas, der den Aufbau der Bibel und den geschichtlichen Hintergrund erklärt und allgemeinverständlich den Stand der modernen Bibelforschung referiert.
Inhaltsverzeichnis (pdf, ca. 40 KB)
Grafiker: Tom Menzel unter Mitarbeit von Jan-Martin Löhndorf
Die Bibel ist nicht ein Buch, sie ist eine Sammlung von Büchern, die von verschiedenen Autoren zu verschiedenen Zeiten mit unterschiedlichen Absichten vor Jahrtausenden verfasst wurden. Und vielleicht ist diese Unübersichtlichkeit mit der Zeit zum Problem geworden. Denn obwohl die Bibel der erfolgreichste Bestseller aller Zeiten ist, in über 1300 Sprachen übersetzt wurde, weltweit eine halbe Milliarde Ausgaben in Bücherregalen und auf Nachtkästchen ruhen, ist die Kenntnis des Inhalts in den vergangenen Jahrzehnten auf Null gesunken.
Wer weiß noch, was die Schlange zu Eva sagt; wie alt Noah war, als er Sem, Ham und Jafet zeugte; was bedeuten die Namen der Söhne Leas Ruben und Simeon und was träumt Josef die ganze Zeit? Um das zu wissen, braucht man »nur« die Genesis, das Erste Buch Moses gelesen zu haben, doch sogar dieser kurze Text ist heute den meisten fremd und rätselhaft. Also braucht man zum Einstieg diesen Atlas, der den Aufbau der Bibel und den geschichtlichen Hintergrund erklärt und allgemeinverständlich den Stand der modernen Bibelforschung referiert.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.11.2004Nur nicht überfordern!
Die Bibel in Pfeilen und Strichmännchen: Annemarie Ohler macht es den Religionslehrern zu leicht
Manche frommen Leute konnten sich vor Zeiten rühmen, in ihrem ganzen Leben die ganze Bibel vielleicht drei oder sechs Mal durchgelesen zu haben. Denn die Heilige Schrift ist ein dickes Buch - das Wort Bibel heißt "das Buch" schlechthin. Sollte nun aber mit dem dtv-Atlas "Bibel" das alles so erleichtert sein, daß man an einem Abend mehr oder weniger alles lernen kann, was darin steht, um dann noch auf der spätabendlichen Party spielend über 1 Samuel oder den Judasbrief mitreden zu können? Denn dieser dtv-Atlas stellt auf 118 Textseiten "alles" aus der ganzen Bibel dar, dazu kommen noch ebenso viele ganzseitige graphische Darstellungen, welche die biblischen Texte mit Kästchen, Pfeilen und Männchen wiedergeben möchten. Auf den ersten Blick mutet das alles verführerisch an: knappe Darstellungen und Zeichnungen nach der Manier moderner Didaktik. Wird also Bibellektüre fast überflüssig?
Doch je länger man in diesem Buch blättert, und besonders dann, wenn man sich beherzt in das Leseabenteuer des Schnellkurses stürzt, entstehen Fragen, was das Ganze eigentlich soll. Eine erste Orientierung geben? Dazu ist es zu knapp, und die Fachausdrücke werden nicht erläutert. Letztlich ist solche Kompaktheit, besonders im Neuen Testament, nicht lesbar. Oder soll das Buch einen nach der Lektüre eines Bibeltextes, zum Beispiel des Sonntagsevangeliums, anleiten, das Wesentliche zu erfassen? Auch dafür ist es zu knapp. Am ehesten scheint mir dieses ein möglicher Zweck des Buches zu sein: Wer die biblischen Texte im Prinzip kennt, der kann sich bei der Lektüre des Buches an manches wieder erinnern. Dafür taugt dieser "Atlas" einigermaßen.
Beginnen wir mit den didaktischen Zeichnungen. Ich selbst unterrichte seit 1971 Neues Testament und diverse Apokryphen acht bis zwölf Stunden pro Woche und bediene mich oft der Tafel, um komplexe Zusammenhänge einfach darzustellen. Das Echo von studentischer Seite: Wehe dem, der nur die Zeichnungen abmalt und nicht den passenden Erklärungstext dazuschreibt. In diesem Buch wird das nun zu einem wirklichen Problem. Denn wegen der gewünschten Kürze kann der Wort-Text nicht auf die Zeichnungen Bezug nehmen. So sind die gutgemeinten Zeichnungen sehr oft zum Mysterium geworden, über dem man lange brüten muß. Nur manchmal machen sie das Gemeinte auf einen Blick verständlich, was eigentlich ihre Aufgabe wäre. So aber wird man über den meisten Zeichnungen zum Grübler. Dazu kommt etwas anderes: Es ist eben doch nicht so einfach, komplexe orientalische Texte in Pfeilen und Strichmännchen wiederzugeben. Die Bibel umfaßt schließlich narrative, poetische, weisheitliche oder argumentative Texte. Man stelle sich vor, jemand wollte Rilkes Gedichte so wiedergeben. Würden da die Germanisten nicht aufheulen?
Mit der Bibel meint man "es ja machen" zu können, und zwar vor allem deshalb, weil man durch Krabbel-Messen und andere, bunte Arten von Familiengottesdienst, schließlich durch den Auftritt des Pastors, der sich als Harry Potter oder als Clown verkleidet, mittlerweile gewöhnt ist, kirchlicherseits wie im Kindergarten behandelt zu werden. Nur nicht überfordern! Die bekannten Comic-Bibeln tun ja ähnliches. In deren Licht kann man zu der ketzerischen Idee gelangen, die Sache mit dem Bilderverbot sei vielleicht keine ganz schlechte Idee gewesen.
Was den begleitenden Text angeht: Eigentlich gibt es für solche Zwecke sogenannte Bibelkunden, und zwar eine Menge gut bewährter. Damit zu konkurrieren ist schon deshalb nicht leicht, weil in diesem Buch alles noch viel kürzer sein muß. Auch deshalb, weil die "Sprache Kanaans", der biblische Fachjargon, hier mangels Platz nicht erklärt werden kann. So bleibt eine verständliche Einführung ein Desiderat.
Vielleicht kann es nicht ausbleiben, daß wegen der Knappheit heftig umstrittene Thesen einfach als Tatsache dargestellt werden. So findet man als Merksatz blau hinterlegt den Satz: "In 1 und 2 Kor sind sechs oder sieben Briefe zusammengefaßt", ein Hinweis darauf sei etwa die unterschiedliche Behandlung gleicher Themen. Das war und ist eine diskutable Hypothese einer Schulrichtung "made in Germany". Aber sie so einfach als Faktum auszugeben ist eine Zumutung, zumal jeder heutige Student, der einigermaßen aufgeweckt ist, zwanzig Gegenargumente aus dem Stegreif aufsagen könnte. Ebenso fraglich auf derselben Buchseite: "Endzeiterwartung verführte viele Korinther, Weltverachtung in Libertinismus oder in Askese auszuleben."
Hier leben in jedem Wort Thesen einer sehr besonderen Richtung deutscher Herkunft fort, und sie werden durch solche Kompendien zementiert. In den sechziger Jahren waren diese Thesen hierzulande Konsens. Damals herrschte bei uns die Meinung, an der deutschen Exegese könne die ganze Welt genesen. Deutsche Kollegen reisten damals durch die Vereinigten Staaten, um das zu besorgen. Daheim führte das zu einer betonartigen Verfestigung des Konsenses, und davon zeugt dieses Buch auf jeder Seite. Muß das so sein, daß Religionspädagogik strikt forschungsresistent ist und alternativlos den gehabten Konsens für jeweils Jahrzehnte festschreibt? Auch wenn spätere Forschung genauso subjektiv ist und sicherlich irgendwann revidiert werden wird, muß man doch nicht so einseitig die erkannten Defizite von vorgestern pädagogisch vertiefen.
Daß das Gesetz "Pädagoge auf Christus hin" sei (Galaterbrief 3), ist weder unalttestamentlich noch unjüdisch, und es erschwert schon gar nicht notwendig den jüdisch-christlichen Dialog. Jeder weiß von seiner Schulzeit her, daß man mit dem Stichwort "Lehrer" sehr Unterschiedliches verbinden kann. Was man assoziieren soll, wo also die Pointe der Metaphorik liegt, das entscheidet der Kontext. Wenn aber etwas auf Christus hinführt, kann es unmöglich etwas Negatives sein. Deshalb sollte man - meiner Ansicht nach - übersetzen: "So wie ein Lehrer auf das Leben vorbereitet, hat uns das Gesetz auf Christus vorbereitet." Auch hier zeigt sich ein sehr übliches Manko von Theologen: daß gegenwärtige Betroffenheit sich in die Beurteilung zweitausendjähriger Texte einschleicht. Daß sowohl die christliche als auch die jüdische Exegese Paulus als Juden auch in seiner christlichen Zeit wiederentdeckt hat, müßte hier und an anderen Stellen unbedingt gesagt werden.
Zur Auferstehung Jesu bemerkt diese gestandene Religionslehrerin: "Auch historisch gesehen ist es rätselhaft, wie der Auferstehungsglaube entstehen konnte." Auch dies ist als Merksatz blau hinterlegt. Mir fällt zu diesem Merksatz ein: Ich erwarte kein Glaubensbuch, aber möchte wissen, was die Texte sagen. Doch wenn man sich schon um die "Umsetzung für heute" Gedanken macht, dann sind solche Sätze Zeugnis bitterer Armut.
So ist das, was sich als unschuldige Zusammenfassung ausgibt, auf Schritt und Tritt durch die Wirkungsgeschichte moralisch positiv wie negativ durch Voreinstellungen bedingt. Zur Verteidigung der Autorin muß man allerdings sagen, daß es gewiß eine Überforderung wäre, für die ganze Bibel auf dem neueren Stand der Forschung sein zu müssen. Deshalb hat man eben seit einhundertfünfzig Jahren die Erforschung des Alten und des Neuen Testaments getrennt. Wäre so etwas auch in diesem Fall ein Weg gewesen, die ständige Überforderung zu vermeiden? So lautet meine Einschätzung dieses Buches im Ganzen: nur begrenzt nützlich.
KLAUS BERGER
Annemarie Ohler: "dtv-Atlas Bibel". Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2004. 263 S., 115 Abbildungsseiten, br., 19,50 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Bibel in Pfeilen und Strichmännchen: Annemarie Ohler macht es den Religionslehrern zu leicht
Manche frommen Leute konnten sich vor Zeiten rühmen, in ihrem ganzen Leben die ganze Bibel vielleicht drei oder sechs Mal durchgelesen zu haben. Denn die Heilige Schrift ist ein dickes Buch - das Wort Bibel heißt "das Buch" schlechthin. Sollte nun aber mit dem dtv-Atlas "Bibel" das alles so erleichtert sein, daß man an einem Abend mehr oder weniger alles lernen kann, was darin steht, um dann noch auf der spätabendlichen Party spielend über 1 Samuel oder den Judasbrief mitreden zu können? Denn dieser dtv-Atlas stellt auf 118 Textseiten "alles" aus der ganzen Bibel dar, dazu kommen noch ebenso viele ganzseitige graphische Darstellungen, welche die biblischen Texte mit Kästchen, Pfeilen und Männchen wiedergeben möchten. Auf den ersten Blick mutet das alles verführerisch an: knappe Darstellungen und Zeichnungen nach der Manier moderner Didaktik. Wird also Bibellektüre fast überflüssig?
Doch je länger man in diesem Buch blättert, und besonders dann, wenn man sich beherzt in das Leseabenteuer des Schnellkurses stürzt, entstehen Fragen, was das Ganze eigentlich soll. Eine erste Orientierung geben? Dazu ist es zu knapp, und die Fachausdrücke werden nicht erläutert. Letztlich ist solche Kompaktheit, besonders im Neuen Testament, nicht lesbar. Oder soll das Buch einen nach der Lektüre eines Bibeltextes, zum Beispiel des Sonntagsevangeliums, anleiten, das Wesentliche zu erfassen? Auch dafür ist es zu knapp. Am ehesten scheint mir dieses ein möglicher Zweck des Buches zu sein: Wer die biblischen Texte im Prinzip kennt, der kann sich bei der Lektüre des Buches an manches wieder erinnern. Dafür taugt dieser "Atlas" einigermaßen.
Beginnen wir mit den didaktischen Zeichnungen. Ich selbst unterrichte seit 1971 Neues Testament und diverse Apokryphen acht bis zwölf Stunden pro Woche und bediene mich oft der Tafel, um komplexe Zusammenhänge einfach darzustellen. Das Echo von studentischer Seite: Wehe dem, der nur die Zeichnungen abmalt und nicht den passenden Erklärungstext dazuschreibt. In diesem Buch wird das nun zu einem wirklichen Problem. Denn wegen der gewünschten Kürze kann der Wort-Text nicht auf die Zeichnungen Bezug nehmen. So sind die gutgemeinten Zeichnungen sehr oft zum Mysterium geworden, über dem man lange brüten muß. Nur manchmal machen sie das Gemeinte auf einen Blick verständlich, was eigentlich ihre Aufgabe wäre. So aber wird man über den meisten Zeichnungen zum Grübler. Dazu kommt etwas anderes: Es ist eben doch nicht so einfach, komplexe orientalische Texte in Pfeilen und Strichmännchen wiederzugeben. Die Bibel umfaßt schließlich narrative, poetische, weisheitliche oder argumentative Texte. Man stelle sich vor, jemand wollte Rilkes Gedichte so wiedergeben. Würden da die Germanisten nicht aufheulen?
Mit der Bibel meint man "es ja machen" zu können, und zwar vor allem deshalb, weil man durch Krabbel-Messen und andere, bunte Arten von Familiengottesdienst, schließlich durch den Auftritt des Pastors, der sich als Harry Potter oder als Clown verkleidet, mittlerweile gewöhnt ist, kirchlicherseits wie im Kindergarten behandelt zu werden. Nur nicht überfordern! Die bekannten Comic-Bibeln tun ja ähnliches. In deren Licht kann man zu der ketzerischen Idee gelangen, die Sache mit dem Bilderverbot sei vielleicht keine ganz schlechte Idee gewesen.
Was den begleitenden Text angeht: Eigentlich gibt es für solche Zwecke sogenannte Bibelkunden, und zwar eine Menge gut bewährter. Damit zu konkurrieren ist schon deshalb nicht leicht, weil in diesem Buch alles noch viel kürzer sein muß. Auch deshalb, weil die "Sprache Kanaans", der biblische Fachjargon, hier mangels Platz nicht erklärt werden kann. So bleibt eine verständliche Einführung ein Desiderat.
Vielleicht kann es nicht ausbleiben, daß wegen der Knappheit heftig umstrittene Thesen einfach als Tatsache dargestellt werden. So findet man als Merksatz blau hinterlegt den Satz: "In 1 und 2 Kor sind sechs oder sieben Briefe zusammengefaßt", ein Hinweis darauf sei etwa die unterschiedliche Behandlung gleicher Themen. Das war und ist eine diskutable Hypothese einer Schulrichtung "made in Germany". Aber sie so einfach als Faktum auszugeben ist eine Zumutung, zumal jeder heutige Student, der einigermaßen aufgeweckt ist, zwanzig Gegenargumente aus dem Stegreif aufsagen könnte. Ebenso fraglich auf derselben Buchseite: "Endzeiterwartung verführte viele Korinther, Weltverachtung in Libertinismus oder in Askese auszuleben."
Hier leben in jedem Wort Thesen einer sehr besonderen Richtung deutscher Herkunft fort, und sie werden durch solche Kompendien zementiert. In den sechziger Jahren waren diese Thesen hierzulande Konsens. Damals herrschte bei uns die Meinung, an der deutschen Exegese könne die ganze Welt genesen. Deutsche Kollegen reisten damals durch die Vereinigten Staaten, um das zu besorgen. Daheim führte das zu einer betonartigen Verfestigung des Konsenses, und davon zeugt dieses Buch auf jeder Seite. Muß das so sein, daß Religionspädagogik strikt forschungsresistent ist und alternativlos den gehabten Konsens für jeweils Jahrzehnte festschreibt? Auch wenn spätere Forschung genauso subjektiv ist und sicherlich irgendwann revidiert werden wird, muß man doch nicht so einseitig die erkannten Defizite von vorgestern pädagogisch vertiefen.
Daß das Gesetz "Pädagoge auf Christus hin" sei (Galaterbrief 3), ist weder unalttestamentlich noch unjüdisch, und es erschwert schon gar nicht notwendig den jüdisch-christlichen Dialog. Jeder weiß von seiner Schulzeit her, daß man mit dem Stichwort "Lehrer" sehr Unterschiedliches verbinden kann. Was man assoziieren soll, wo also die Pointe der Metaphorik liegt, das entscheidet der Kontext. Wenn aber etwas auf Christus hinführt, kann es unmöglich etwas Negatives sein. Deshalb sollte man - meiner Ansicht nach - übersetzen: "So wie ein Lehrer auf das Leben vorbereitet, hat uns das Gesetz auf Christus vorbereitet." Auch hier zeigt sich ein sehr übliches Manko von Theologen: daß gegenwärtige Betroffenheit sich in die Beurteilung zweitausendjähriger Texte einschleicht. Daß sowohl die christliche als auch die jüdische Exegese Paulus als Juden auch in seiner christlichen Zeit wiederentdeckt hat, müßte hier und an anderen Stellen unbedingt gesagt werden.
Zur Auferstehung Jesu bemerkt diese gestandene Religionslehrerin: "Auch historisch gesehen ist es rätselhaft, wie der Auferstehungsglaube entstehen konnte." Auch dies ist als Merksatz blau hinterlegt. Mir fällt zu diesem Merksatz ein: Ich erwarte kein Glaubensbuch, aber möchte wissen, was die Texte sagen. Doch wenn man sich schon um die "Umsetzung für heute" Gedanken macht, dann sind solche Sätze Zeugnis bitterer Armut.
So ist das, was sich als unschuldige Zusammenfassung ausgibt, auf Schritt und Tritt durch die Wirkungsgeschichte moralisch positiv wie negativ durch Voreinstellungen bedingt. Zur Verteidigung der Autorin muß man allerdings sagen, daß es gewiß eine Überforderung wäre, für die ganze Bibel auf dem neueren Stand der Forschung sein zu müssen. Deshalb hat man eben seit einhundertfünfzig Jahren die Erforschung des Alten und des Neuen Testaments getrennt. Wäre so etwas auch in diesem Fall ein Weg gewesen, die ständige Überforderung zu vermeiden? So lautet meine Einschätzung dieses Buches im Ganzen: nur begrenzt nützlich.
KLAUS BERGER
Annemarie Ohler: "dtv-Atlas Bibel". Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2004. 263 S., 115 Abbildungsseiten, br., 19,50 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Wenig überzeugt zeigt sich Rezensent Klaus Berger von Annemarie Ohlers "dtv-Atlas Bibel", der das Buch der Bücher in Pfeilen und Strichmännchen zugänglich machen will. Auf den ersten Blick erscheinen ihm die knappe Darstellungen und Zeichnungen nach der Manier moderner Didaktik zwar ganz "verführerisch". Nach einem etwas längeren Blättern im Buch, drängt sich ihm aber die Fragen auf, "was das Ganze eigentlich soll". Für eine erste Orientierung findet er das Lexikon "zu knapp", zudem würden die Fachausdrücke nicht erläutert. Auch als Anleitung, um nach der Lektüre eines Bibeltextes das Wesentliche zu erfassen, scheint ihm das Buch untauglich. Die "gutgemeinten" Zeichnungen werden laut Berger sehr oft zum "Mysterium", da der Wort-Text wegen der gewünschten Kürze nicht auf die Zeichnungen Bezug nehmen könne. Der begleitende Text leidet seines Erachtens schon darunter, dass biblische Fachjargon mangels Platz nicht erklärt werden kann. Kritisch merkt Berger zudem an, dass "heftig umstrittene Thesen" einfach als Tatsachen dargestellt werden. Was sich als "unschuldige Zusammenfassung" ausgebe, sei auf Schritt und Tritt durch die Wirkungsgeschichte moralisch positiv wie negativ durch Voreinstellungen bedingt. Das Resümee des Rezensenten: "nur begrenzt nützlich".
© Perlentaucher Medien GmbH
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