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Alvey Clement und Louisa Winship stammen zwar aus sehr unterschiedlichen Gesellschaftsschichten und sind vom Temperament her ganz verschieden, aber vom Aussehen her sind sie sich völlig gleich. Die verwöhnte Louisa, deren Lebenstraum es ist, als Missionarin nach Indien zu gehen, und deren Eltern strikt dagegen sind, ersinnt einen Plan: Alvey soll ihren Platz in der Familie einnehmen.

Produktbeschreibung
Alvey Clement und Louisa Winship stammen zwar aus sehr unterschiedlichen Gesellschaftsschichten und sind vom Temperament her ganz verschieden, aber vom Aussehen her sind sie sich völlig gleich. Die verwöhnte Louisa, deren Lebenstraum es ist, als Missionarin nach Indien zu gehen, und deren Eltern strikt dagegen sind, ersinnt einen Plan: Alvey soll ihren Platz in der Familie einnehmen.
Autorenporträt
Die Tochter des amerikanischen Lyrikers Conrad Aiken kam am 4. September 1924 in England zur Welt. Nach ihrem Studium in Oxford arbeitete sie bei der BBC, dann als Bibliothekarin, Redakteurin und Werbetexterin. Seit 1953 sind rund 60 Bücher von ihr erschienen, darunter neben Kriminalromanen auch Liebes- und Familienromane sowie Geschichten für Kinder. Joan Aiken lebte bis zu ihrem Tod am 4. Jan. 2004 abwechslungsweise in der englischen Grafschaft Sussex und in New York. 1999 ist sie zum MBE (Member of British Empire) ernannt worden für ihre Verdienste um die Kinderbuchliteratur.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.08.2007

Wärterin im Irrenhaus
Joan Aiken: „Du bist ich”
Es gibt Geschichten, die kann man nur noch erzählen, wenn man sie sehr weit in der Vergangenheit ansiedelt. Krimis, in denen ein Detektiv die Lösung des Falls am Parfum des Mordopfers erschnüffelt, sind Kunststückchen einer vergangenen Epoche; heute rückt die Spusi an und setzt erst mal alles unter Luminol. Romeo hätte Julia per Sms auf dem Laufenden gehalten. Und Verwechslungsgeschichten sind passé, bis es möglich wird, Klone mit identischen genetischen Fingerabdrücken zu züchten.
„Deception”, Täuschung, heißt Joan Aikens Roman „Du bist ich” im Original, und als er 1987 erschien, wäre Louisas Plan auch schon keine gute zeitgenössische Idee mehr gewesen. Louisa, die zickige Tochter von Lord Winship, hat sich in den Kopf gesetzt, Missionarin in Indien zu werden, was ihr Vater nicht billigt. Sie beschließt, an ihrer Stelle eine Mitschülerin aus dem Mädchenpensionat nach Hause zu schicken, Alvey, eine Waise, die mittellos ist und ohnehin nicht so recht weiß, was aus ihr werden soll, nachdem die Schulzeit endgültig vorbei ist. Würde heute nicht mehr funktionieren, aber zu Beginn des 19. Jahrhunderts schon – Lord Winship residiert im äußersten Norden Englands, und Louisa war seit Jahren nicht mehr zu Hause. Alvey reist also nach Northumberland und wird hineingezogen in die Verwicklungen der Familie. Im Hause Winship intrigiert jeder gegen jeden, der Lord ist depressiv, Louisas kleine Geschwister werden sich selbst überlassen. Und kurz vor Alveys Ankunft ist der kleine Geordie ertrunken, der möglicherweise der uneheliche Enkel des Lords war.
Joan Aiken hat dem Zauber von Jane Austen und Charlotte Brontë ein Quentchen moderner Wahrhaftigkeit beigemengt. Sie hat eine Reihe von Jane-Austen-Folgeromanen geschrieben, den Tonfall ahmt sie auch hier nach. Aber sie betrachtet diese Zeit von heute aus, man mag sich nicht danach zurücksehnen. Für Alvey ist Birkland schon ein Zauberort, weil nicht an Heizmaterial gespart wird, und sie sich im Kreis einer Familie wiederfindet, wenn man auch den Verdacht nicht los wird, dass alle Winships an einem genetisch bedingten Sprung in der Schüssel leiden – was genau der Grund ist, warum sich Alvey so gut einlebt auf dem Landsitz: Sie hat eine Art Wärterfunktion in diesem Irrenhaus. Doch beschwerliche Kutschfahrten und Seereisen, die feuchte Kälte Nordenglands, die Selbstverständlichkeit, mit der man Bastarde in die Welt setzt und später ersäuft – behagliche Zeiten waren es nicht.
Aiken hat sich vor allem für die vorgeschriebenen Frauenrollen interessiert – mit wie wenig Möglichkeiten ein Waisenmädchen wie Alvey in die Welt entlassen wird. Will sie dem Gouvernantendasein entfliehen, bietet die Schriftstellerei den einzigen Ausweg. Das wäre nun auch mal eine interessante Geschichte – über die Wahrheiten zu spekulieren, die uns Austen und die Brontës verschwiegen haben. SUSAN VAHABZADEH
Joan Aiken Foto: Friedrich/SV-Bilderdienst
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