Im Gedichtband Iba die gaunz oamen Leit zeigte die als Kinderbuchautorin weit über die Grenzen des deutschsprachigen Raums hinaus bekannte Autorin Christine Nöstlinger eine ganz andere Seite ihres literarischen Schaffens: Im Wiener Dialekt verfasste Lyrik, ans Herz gehende, aufrüttelnde Sozialstudien aus der Perspektive von Kindern, Männern und Frauen, heute so aktuell wie bei ihrem Erscheinen in den 70er und 80er Jahren.Das 13-köpfige Improvisationskollektiv Little Rosie's Kindergarten und die Schauspielerin und Sprecherin Sarah Jung interpretieren in Du bleda Bua ihre Auswahl von Texten aus der Trilogie. In vielschichtigen Klangtexturen - von orchestral aus dem Vollen schöpfend, zu kammermusikalischen Besetzungen, sehr zarten, intimen Tönen, rhythmischsprachlichen Verschränkungen und solistischen Ausbrüchen verbinden sich Text und Musik in Du bleda Bua organisch zu einem großen Ganzen, das die emotionale Botschaft der tief berührenden Texte trägt und weiterdenkt.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Stefan Fischer schaut und hört das Klangbuch der Schauspielerin Sarah Jung mit Texten von Christine Nöstlinger und merkt sofort: Ein Jugendbuch ist das nicht. Zu aggressiv und verstörend sind die Mundart-Gedichte über die "ganz armen Leute", meint er. Die aus 1974 stammenden Texte, die laut Fischer in der Tradition von H. C. Artmann stehen, erzählen von den Nöten und Wünschen von Arbeitern und Bauern. Der illustrierte Ton-Band mit seinen gesprochenen, gesungenen und instrumental untermalten 13 Tracks ist für Fischer eine musikalische Interpretation der Texte, die aber nicht aufs Monströse abzielt, sondern genaue Milieuschilderung bleibt, mehrfach künstlerisch verstärkt sozusagen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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