Grandioses Debüt!
Pageturner, Generationenroman, zwei spannende Frauenfiguren – ein bewegendes, wahrlich gelungenes Debüt! Wiz Wharton erzählt die Geschichte von Lilly und Sook-Yin. Lilly erhält 1997 in London die Nachricht über ein mysteriöses Erbe von einem ihr unbekannten chinesischen Mann. Um
das Erbe zu erhalten, soll sie nach Honkong reisen. Hongkong verlassen musste ihre Mutter Sook-Yin im…mehrGrandioses Debüt!
Pageturner, Generationenroman, zwei spannende Frauenfiguren – ein bewegendes, wahrlich gelungenes Debüt! Wiz Wharton erzählt die Geschichte von Lilly und Sook-Yin. Lilly erhält 1997 in London die Nachricht über ein mysteriöses Erbe von einem ihr unbekannten chinesischen Mann. Um das Erbe zu erhalten, soll sie nach Honkong reisen. Hongkong verlassen musste ihre Mutter Sook-Yin im Jahr 1966 um im fernen England eine Ausbildung zur Krankenschwester zu machen. Richtig gekannt hat Lily ihre Mutter nie, denn Sook-Yin starb, als ihre Tochter 5 Jahre alt war. In alternierenden Kapiteln wird aus den Perspektiven der beiden Frauen erzählt.
„Ghost Girl, Banana“ ist der Originaltitel von „Du hast mir nie erzählt“. Sehr unterschiedliche Titel und nachdem im Text Ghost Girl und Banana auftauchten, dachte ich, wie perfekt der englische Titel doch passt und wie wenig der deutsche damit zu tun hat. Doch auch dieser wortwörtlich auf, allerdings erst sehr viel später und passt genauso wunderbar. Die Titel spielen auf 2 der zentralen Themen im Roman an. Das ihr viel aus ihrer Vergangenheit und vor allem der Vergangenheit ihrer Eltern nie erzählt wurde, lernt Lily im Laufe der Geschichte; ebenso, was es mit Familien machen kann, wenn nicht miteinander gesprochen wird, selbst dann, wenn man eine Person durch Schweigen vor schwierigen Situationen schützen möchte. Ghost Girl und Banana beziehen sich auf das Thema Identität, Herkunft, Zugehörigkeit. Nicht weiß genug, nicht asiatisch genug – sowohl Mutter als auch Tochter stehen in ihren jeweiligen Zeitebenen zwischen den Welten. Wharton zeigt den Alltagsrassismus und die Diskriminierung auf, dem beide Frauen ausgesetzt sind, ohne sich dabei in kulturwissenschaftliche Exkurse zu verlieren. Manchmal schonungslos brutal, dann wieder mit zaghafter Hoffnung, erzählt sie die Geschichte ihrer Protagonistinnen. Mir tat es fast ein bisschen Leid, dass ich mich am Ende von ihnen verabschieden musste. Große Leseempfehlung.