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In Toms Familie geht jeder seiner eigenen Wege. Die Mutter hält es nie lange an einem Ort, und die beiden Halbgeschwister Morgan und Annie sind für Tom beinahe Fremde. Ob der Umzug ins Haus der Großmutter endlich etwas Geborgenheit bringt? Toms Hoffnungen werden bitter enttäuscht. Immer noch muss er ständig mit den Gemeinheiten und tätlichen Angriffen seines Halbbruders Morgan rechnen. Außerdem unternimmt der neue Freund von Toms Mutter schmierige Annäherungsversuche bei Annie. Zur Sprache kommen die Probleme nicht - bis die Situation eskaliert. Das neue Jugendbuch des großen Autors aus…mehr

Produktbeschreibung
In Toms Familie geht jeder seiner eigenen Wege. Die Mutter hält es nie lange an einem Ort, und die beiden Halbgeschwister Morgan und Annie sind für Tom beinahe Fremde. Ob der Umzug ins Haus der Großmutter endlich etwas Geborgenheit bringt? Toms Hoffnungen werden bitter enttäuscht. Immer noch muss er ständig mit den Gemeinheiten und tätlichen Angriffen seines Halbbruders Morgan rechnen. Außerdem unternimmt der neue Freund von Toms Mutter schmierige Annäherungsversuche bei Annie. Zur Sprache kommen die Probleme nicht - bis die Situation eskaliert. Das neue Jugendbuch des großen Autors aus Schweden wirft einen schonungslosen Blick auf das Erwachsenwerden in einer ichbezogenen Gesellschaft.
Autorenporträt
Mats Wahl, 1945 geboren, zählt zu den großen skandinavischen Jugendbuchautoren. Er hat über 40 Bücher veröffentlicht, darunter Romane für Kinder und Jugendliche, Theaterstücke, Drehbücher für Fernsehfilme und TV-Serien und pädagogische Fachbücher. Für sein Werk erhielt er neben zahlreichen anderen Preisen auch den Deutschen Jugendliteraturpreis. Bei Hanser erschienen u. a. Du musst die Wahrheit sagen (2011), Wie ein flammender Schrei (2014) sowie die ersten drei Bände der Sturmland-Saga: Sturmland - Die Reiter (2015), Sturmland - Die Kämpferin (2016) und Sturmland - Die Gesetzgeber (2016). Die vierte Band der Reihe, Sturmland - Die Lebendigen, folgte im Frühjahr 2017.

Angelika Kutsch, 1941 in Bremerhaven geboren, hat mehr als 400 Bücher aus dem Schwedischen, Dänischen und Norwegischen ins Deutsche übertragen. Als Übersetzerin war sie 36-mal für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert und wurde achtmal mit ihm ausgezeichnet. 2014 wurde Angelika Kutsch mit dem Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für ihr übersetzerisches Gesamtwerk ausgezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.05.2011

Dunkle Wolken über der Idylle
Mats Wahls neuer Jugendroman: „Du musst die Wahrheit sagen“ schildert die Eskalation von Gewalt
Mit einem neuen Roman von Mats Wahl, insbesondere nach vierjähriger Abstinenz vom deutschen Buchmarkt, verbinden sich hohe Erwartungen. Man denkt an eine heftige Geschichte, jugendliche Helden, zerrieben von sozialen Widersprüchen, bitterböse Stiefväter und eine harsche, wenn auch unaufdringliche Portion Gesellschaftskritik, zu lesen zum Beispiel in der Winterbucht, für die der Autor 1996 den Deutschen Jugendliteraturpreis erhielt. Die Folgeromane gehörten fast zwangsläufig auf Nominierungs- und Bestenlisten. Ob die „Wallander-Versionen“ für Jugendliche – Der Unsichtbare, Die Rache, Kill – oder zuletzt das Sozialdrama Schwedisch für Idioten. Doch vordergründige und zupackende Deftigkeit hat Wahl in seinem neuen Roman vermieden. Vielmehr präsentiert er dem Leser Metaphern, Stimmungen, die er selbst deuten muss. 
Inszeniert wird zunächst eine Bullerbü-Idylle mit Ikea-Landhauscharme, aus der Perspektive eines intelligenten, verlorenen und seltsam geschlechtslosen Helden (Tom, 14 Jahre), der Rasen mähen kann und dem betagten Nachbarn seine Dienste anbietet. Doch in die scheinbare Harmonie schleichen sich von Anbeginn auch Misstöne. Der sportive, heimtückische und minderbemittelte Halbbruder ist ein ausgemachter Widerling und die Mutter hat eine große Schwäche für Männer. Die drei Geschwister sind von unterschiedlichen Vätern, und der Held hat seinen Erzeuger nie kennen gelernt. Kaum dass man das Haus am See bezogen hat, ist in dem Ortspolizisten auch bereits ein neuer Mann im Anzug. Im Gegensatz zu Mats Wahls anderen Romanen gibt sich dieser charmant. Tom entgeht jedoch nicht, dass der Mann Gefallen an seiner minderjährigen Schwester findet. Damit schiebt sich eine erste dunkle Wolke über die Idylle, aber die eigentliche Gefahr geht von einem eskalierenden Bruderkonflikt aus. Gefahr droht auch aus der Nachbarschaft. Der redselige alte Mann, der im Haus neben ihnen wohnt, ist Deutscher und war im Zweiten Weltkrieg Jagdflieger. Inwieweit er im Krieg schuldig geworden ist, bleibt offen, doch das Bild eines liebevollen und kulturaffinen Bravbürgers passt nun nicht mehr. Die Durchtriebenheit des alten Mannes offenbart sich in der Unterweisung des Protagonisten als Scharfschützen. Zwar nur auf Katzen, um damit angeblich Vögel zu schützen, aber das Gewehr bleibt ein bedrohliches Motiv. Etwas wird geschehen und für die Eskalation gibt es immer mehr Hinweise.
Die neue Schulklasse gleicht einem Dampfkessel unter Überdruck. Integrationsunwillige Migranten, fest etablierter Rechtsradikalismus, Mitläufertum und an der Wirklichkeit vorbei harmonisierende Erwachsene ergeben weitere Bilder für eine in jeder Hinsicht brüchige Gesellschaftsfassade. Nichts trägt, weder die Rechtshüter noch die Familie. Weder die isolierten und schnell verratenen Protagonisten oder der in Schweden offenbar nie verarbeitete Vergangenheitsschatten, der durch den Nachbarn verkörpert wird und fast die gesamte Kriminalliteratur von Henning Mankell bis Stieg Larsson, von Mats Wahl bis Mikael Engström durchzieht. Nichts ist intakt, aber alles sieht sehr schön aus!
Die Deformation der Idylle betreibt Mats Wahl mit Lust und Vehemenz in diesem Roman, der immer mehr an Spannung gewinnt und dessen Ausgang überrascht und verstört, da er anders endet als erwartet. Eine Handlung, die viele Entwicklungen und Interpretationsansätze zulässt, dennoch nicht überfrachtet wirkt und damit angenehm offen bleibt. Und die vor allem eines ist: Literatur.
Die Frage von Erwachsenen, ob Mats Wahls Romane überhaupt für Jugendliche geeignet seien, ist reichlich unsinnig, da damit (jugendliche) Leser einmal mehr eklatant unterschätzt werden. In Du musst die Wahrheit sagen präsentiert er ein fragiles, verstörendes und komplexes Psychogramm, das als symptomatisch gelten soll. Ein jugendlicher Held, der die Verlogenheit seiner Umwelt nicht mehr erträgt und nach außen agiert, um an den Widersprüchen nicht zu ersticken. Ein Held auch, der sich nach einer Autorität und einem Vater sehnt, um Halt zu finden. Und damit ist man bei der eigentlichen Frage: Was geschieht mit den Jungen, die ohne Vater aufwachsen, denen eine soziale Zugehörigkeit fehlt und die nie gelernt haben, sich emotional anzuvertrauen? (ab 14 Jahre)
ROBERT ELSTNER
MATS WAHL: Du musst die Wahrheit sagen. Aus dem Schwedischen von Angelika Kutsch. Hanser 2011. 232 Seiten, 13,90 Euro.
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"Mats Wahl ist ein Shakespeare der Jetztzeit. Der große skandinavische Autor entwickelt Familien, deren Chancen an den Verhältnissen zerplatzen, an den nicht gesagten Wahrheiten und den kleinen, sich zu großen aufsparenden Verletzungen. Dabei stapelt Wahl einfache, aber griffige Sätze aufeinander, entwickelt Szenerien wie im Film und fühlt sich seismologisch in die Gefühlswelten seiner Figuren ein, egal ob sie 14 oder 84 sind. [...] Ein archaisches Drama vom mutigen Suchen eines Jugendlichen, dem Unvermögen der Mütter und Väter, vom verzweifelten Nachbessern der Institutionen und einer Gesellschaft, die beim Thema Wertesystem keine gemeinsame Sprache findet." Christine Paxmann, eselsohr, Mai 2011

"Mats Wahls Blick auf die schwedische Gesellschaft fällt gewohnt schonungslos aus." Udo Bartsch, Westdeutsche Zeitung, 16.04.11

"Wertvolle, weil zum Nachdenken zwingende Lektüre für reifere Jugendliche." Christ + Bildung, 5.11

"Ein von der ersten Seite an mitreißender Jugendroman. Mats Wahl legt einen von der ersten Seite an mitreißenden Jugendroman vor." Ulrich Karger, Tagesspiegel, 18.12.11

"Lesenswert!" ARD Text, 15.05.11"Im Gegensatz zu Mats Wahls anderen Romanen gibt sich dieser charmant." Robert Elstner, Süddeutsche Zeitung, 06.05.11