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Jürgen Todenhöfer mit einem sehr persönlichen Plädoyer für den Frieden
»Wieso darf man Kinder töten?« Auf diese Frage bekommt Jürgen Todenhöfer schon als Kind nach dem Bombenangriff auf Hanau 1945 keine Antwort. Heute, nachdem er viele Jahre damit verbracht hat, Kriegsgebiete zu bereisen, Menschen dort zu erkennen, wo andere nur Feinde sehen wollen, erinnert er sich und stellt wieder die alles entscheidende Frage: »Wie kann, was im eigenen Land als schändliches Verbrechen gilt, außerhalb der Grenzen eine Heldentat sein?«
Sein Buch, das sich vornehmlich aus seinen dramatischen Erlebnissen
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Produktbeschreibung
Jürgen Todenhöfer mit einem sehr persönlichen Plädoyer für den Frieden

»Wieso darf man Kinder töten?« Auf diese Frage bekommt Jürgen Todenhöfer schon als Kind nach dem Bombenangriff auf Hanau 1945 keine Antwort. Heute, nachdem er viele Jahre damit verbracht hat, Kriegsgebiete zu bereisen, Menschen dort zu erkennen, wo andere nur Feinde sehen wollen, erinnert er sich und stellt wieder die alles entscheidende Frage: »Wie kann, was im eigenen Land als schändliches Verbrechen gilt, außerhalb der Grenzen eine Heldentat sein?«

Sein Buch, das sich vornehmlich aus seinen dramatischen Erlebnissen während des Arabischen Frühlings speist, legt Zeugnis ab von Hass, Demütigung und Vernichtung - gestern und heute. Immer wieder fragt er sich, warum Menschen moralische Grenzen überschreiten. Nicht nur jene, die vergewaltigen, foltern und töten, sondern auch jene, die am Schreibtisch andere aussenden »zur Verteidigung« von Freiheit und Frieden. Immer wieder konfrontiert Jürgen Todenhöfer das Bild, das öffentlich von Kriegen gezeichnet wird, mit der Realität vor Ort. Er gibt den Namenlosen ein Gesicht und zeigt uns unsere beschämenden Feindbilder.

Autorenporträt
Todenhöfer, JürgenJürgen Todenhöfer, geboren 1940, war bis 2008 Manager eines europäischen Medienunternehmens, davor 18 Jahre lang Bundestagsabgeordneter und Sprecher der Unionsparteien für Entwicklungshilfe und Rüstungskontrolle. Er schrieb die Bestseller "Wer weint schon um Abdul und Tanaya?", "Andy und Marwa - zwei Kinder und der Krieg", "Warum tötest du, Zaid?" und "Teile dein Glück". Mit seinen Buchhonoraren hat er u.a. ein Kinderheim in Afghanistan und ein Kinderkrankenhaus im Kongo gebaut sowie ein israelisch-palästinensisches Versöhnungsprojekt finanziert.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Josef Joffe muss Jürgen Todenhofers Buch "Du sollst nicht töten" weit umfangreicher besprechen, als er eigentlich möchte, so sehr erregt er sich über den schwarz-weiß-Moralismus des Autors. Im Buch geht es um die Kriege der letzten Jahrzehnte, die Todenhöfer eindeutig dem Westen ankreidet, der nie bloß Menschlichkeit im Sinn habe, wenn er sich einmischt. Allen voran urteilt Todenhofer die USA ab, berichtet der Rezensent. Das einfache Credo lautet: Verhandeln ist besser als Krieg, die Zahl der Toten bestimmt das Maß der Schuld, erklärt Joffe. Dem Rezensenten ist das zu simpel, Todenhöfer ignoriere vollkommen den Kontext und die Ursachen für kriegerische Handlungen und arbeite mit einer naiv pazifistischen Moral, die nur alles besser weiß, solange sie nicht handeln muss.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.09.2013

Weltverbesserer gegen Geostrategen
Jürgen Todenhöfer stellt die Kriege des Westens im Nahen Osten in Frage

Bequem war Jürgen Todenhöfer nie. Er lehnte die letzten großen Kriege ab, den in Afghanistan ebenso wie den im Irak - und er setzt sich für Verhandlungslösungen ein, ob in Syrien oder gegenüber Iran. In seinem jüngsten Buch bleibt er sich treu: Es ist ein Plädoyer gegen den Irrsinn des Kriegs und eine Kritik an der westlichen Kriegspolitik im Nahen Osten. Todenhöfer, der von 1972 bis 1990 für die CDU im Bundestag saß, wirft dem Westen vor, Kriege mit Lügen und der Dämonisierung des Feindes vorzubereiten und sie dann als "humanitäre Intervention" zu verharmlosen.

"Du sollst nicht töten" besteht aus zwei Büchern. Das eine ist ein Bekenntnis für den Frieden. Es handelt vom Krieg, von den Kriegen im Nahen Osten und den Kriegen des Westens dort. Todenhöfer kennt den Krieg seit seiner Kindheit. Er leitet das Buch mit der traumatischen Erinnerung an die Zerstörung von Hanau am 19. März 1945 durch britische Phosphorbomben ein. Vier Jahre war er alt, als er vom Haus seiner Familie am Stadtrand beobachtete, wie britische Flugzeuge in nur 15 Minuten 90 Prozent der Hanauer Innenstadt zerstörten. "Das also ist Krieg. Wir Deutschen haben ihn angefangen. Aber darf man deshalb Städte verbrennen und Kinder töten?" Vielleicht habe er damals zum ersten Mal geahnt, dass es keine anständigen Kriege gebe. Daher schildert er die Folgen der Kriege aus der Perspektive der Zivilbevölkerung.

Das andere enthält Reportagen der Reisen, die ihn seit 2011 als Zeitzeugen nach Ägypten, Libyen, Tunesien und Marokko führten, in den Irak und nach Iran, nach Pakistan und Afghanistan, sechsmal nach Syrien. Krisengebiete schrecken ihn nicht. Er reiste nach Tora Bora, Peschawar, Ramadi, Homs. Durch einen Tunnel gelangte er nach Gaza, nachdem ihm Israel zuvor die Einreise verweigert hatte. In Kairo wurde seine Assistentin Julia Leeb am ersten Jahrestag der Revolution auf dem Tahrir-Platz von Schlägern der Konterrevolution weggeschleppt und fast vergewaltigt. Todenhöfer erlebte die dunklen Seiten der Revolution. Vor Brega wurde er Ziel eines Angriffs libyscher Soldaten und entging nur knapp dem Tod. Sein Fahrer wurde getötet. In Libyen starb seine Begeisterung für Revolutionen, erschüttert wurde sein Vertrauen in die Integrität der Nato.

Die Militärschläge der Nato in Libyen lehnte er ab; schließlich hätten die Tunesier und Ägypter ihre Revolutionen auch ohne die Nato geschafft. Gewaltsame Revolutionen hält Todenhöfer für ebenso schlimm wie Kriege. Das erklärt seine Haltung gegenüber Syrien, wo er sich nicht auf die Seite der Rebellen stellt - und damit gegen die öffentliche Meinung im Westen. In Syrien wuchs seine Skepsis gegen gewaltsame Revolutionen und Bürgerkrieg weiter. Todenhöfer bekennt sich zur Gewaltlosigkeit Gandhis und lehnt einen Winston Churchill ab, der einmal von "fröhlichen, kleinen Kriegen gegen barbarische Völker" schwärmte. Todenhöfer argumentiert, der Westen führe auch heute solche Kriege. Seine Politiker begründeten sie nur raffinierter und bedienten sich unverzichtbarer Kriegslügen, um die Durchsetzung ihrer imperialen Interessen zu verschleiern. Todenhöfers zentrale These lautet, dass jeder Krieg mit Lügen beginnt und begründet wird. Die Lüge sei die "erfolgreichste Massenvernichtungswaffe des Westens". Für eine der erfolgreichsten Propagandaleistungen des Westens hält er die Dämonisierung der muslimischen Welt. Dabei seien von 2010 bis 2012 laut Europol in Europa nur neun von 635 Terroranschlägen islamisch motiviert gewesen. Dem amerikanischen Meinungsforschungsinstitut Gallup zufolge akzeptieren im Nahen Osten 19 Prozent der Bevölkerung Gewalt gegen Zivilisten, in Nordamerika aber 49 Prozent.

Todenhöfer bezeichnet etwa die Begründungen des Kriegs in Afghanistan als Lügen. So habe Präsident George W. Bush nach "9/11" die afghanische Bevölkerung für die Mordtaten internationaler Terroristen büßen lassen, obwohl keiner der 19 Selbstmordattentäter Afghane gewesen sei. Alles an diesem Krieg sei falsch gewesen, letztlich sei er ein Terrorzuchtprogramm geworden. "Manches, was der Westen in Afghanistan tut, ist aus der Sicht der Afghanen nicht besser als das, was Bin Ladin in den Vereinigten Staaten getan hat." Daher ließ Todenhöfer, nachdem der deutsche Oberst Georg Klein im September 2009 bei Kunduz Zivilisten um zwei Tanklastwagen hatte bombardieren lassen und 137 Afghanen getötet worden waren, dort für die elternlos gewordenen Kinder ein Waisenhaus bauen.

Als die arabische Welt Anfang 2011 zu ihrem Ausbruch aus Jahrhunderten von Kolonialismus und Diktatur ansetzte, zog ihn erst die Gewaltlosigkeit in Bann. Es sei wie bei Gandhi gewesen, machtvoll und gewaltfrei, schreibt Todenhöfer. Sechsmal bereiste Todenhöfer Syrien. Fünfmal traf er Präsident Assad, den Anhängern und Gegnern Assads hörte er zu. Er überprüfte, was er in westlichen Medien las und dem Fernsehsender Al Dschazira entnahm, fand Demonstrationen nicht bestätigt, zivile Opferzahlen übertrieben oder frei erfunden. Beeindruckend ist die Liste der gezielten Falschmeldungen. Die Weltmedien nähmen solche Falschmeldungen aber dankbar auf. Unbeirrt glaubt Todenhöfer an die Möglichkeit, den Bürgerkrieg in Syrien durch Verhandlungen beizulegen, und er warnt die Rebellen, dass der Westen sie doch wieder betrügen werde: "Wie zu Zeiten von Lawrence von Arabien."

Nur ein Krieg sei in den vergangenen hundert Jahren gerechtfertigt gewesen, der gegen Hitler, schreibt Todenhöfer. Eine Rechtfertigung für Hiroshima und Nagasaki, für Dresden, Hanau und zahllose andere Exzesse habe es jedoch nicht gegeben. Gern würde man erfahren, wie Todenhöfer die Massaker von Srebrenica oder der Hutu-Rebellen in Ruanda verhindert hätte. Todenhöfer ist ein idealistischer Weltverbesserer. Die Öffentlichkeit braucht auch sie, nicht nur die großen Geostrategen. Wer Frieden bloß für eine romantische Verirrung realitätsfremder Schwärmer hält, wird das Buch als Zumutung empfinden. Wer sich aber an das fünfte Gebot hält und Gewalt als Rückfall in die Barbarei ablehnt, liest es mit Gewinn.

RAINER HERMANN

Jürgen Todenhöfer: Du sollst nicht töten. Mein Traum vom Frieden. C. Bertelsmann Verlag, München 2013. 448 S., 19,99 [Euro].

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"Ein Plädoyer gegen den Irrsinn des Kriegs und eine Kritik an der westlichen Kriegspolitik im Nahen Osten." Frankfurter Allgemeine Zeitung