Aus dem Editorial: "Zeit ist überall, auch da, wo sie stillsteht, und selbst noch, als Negation, in ihrem Gegensatz, der Ewigkeit. Aber wir spüren sie nur, wenn sie uns fehlt (Stress!) oder wenn zuviel von ihr da ist (Langeweile!). Wie der Körper in der Regel sich nur meldet, wenn etwas mit ihm nicht in Ordnung ist (wenn er Schmerz erleidet oder einen Mangel), spürt man Zeit nur, wenn man nicht in ihr aufgehoben ist. Eine Zeit geht zu Ende (Jahrhundert-, Jahrtausendwende). Eine Zeit ist zu Ende gegangen (jede Zeit vor dieser Zeit). Eine Zeit ist lang oder kurz nur nach ihrer Betrachtungsweise (zum Beispiel vom Urknall bis heute: eine Ewigkeit oder ein Nichts, je nach Standpunkt). Eine Zeit kann gross oder klein sein (die grosse Zeit der deutschen Klassik, oder der modernen Malerei, oder des Beginns der Fliegerei, oder des französischen Films, die Kleingeister-Zeit heute), und da darf man erinnern an einen Zeit-Satz von Ludwig Wittgenstein. 'Eine Zeit missversteht die andere; und eine kleine Zeit missversteht alle anderen in ihrer eigenen hässlichen Weise.' ... Unsere Autoren beschäftigt die Frage: Was ist Zeit, wie ist sie beschreibbar (zum Beispiel als zyklisch oder linear, oder beides in einem); wie erfahren wir Zeit; was verstehen die Wissenschaften jeweils unter dem Begriff?