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Als die vier Freunde Pete, Henry, Jonesy und Beaver wie jedes Jahr im Herbst zu ihrem gemeinsamen Jagdausflug in die Wälder von Maine aufbrechen, ahnen sie noch nicht, dass nach ihrem Trip in die Wälder nichts mehr so sein wird wie vorher... Kurz nachdem sie in ihrer Jagdhütte angekommen sind, läuft ihnen Richard McCarthy über den Weg, ein Jäger, der vor zwei Tagen von seinem Weg abgekommen ist und nun ziellos durch die Gegend irrt. Alles an Richard ist merkwürdig: Er wirkt eigenartig verwirrt, benimmt sich wie ein Kind und leidet unter qualvollen Schmerzen. Richard scheint schwer krank zu…mehr

Produktbeschreibung
Als die vier Freunde Pete, Henry, Jonesy und Beaver wie jedes Jahr im Herbst zu ihrem gemeinsamen Jagdausflug in die Wälder von Maine aufbrechen, ahnen sie noch nicht, dass nach ihrem Trip in die Wälder nichts mehr so sein wird wie vorher... Kurz nachdem sie in ihrer Jagdhütte angekommen sind, läuft ihnen Richard McCarthy über den Weg, ein Jäger, der vor zwei Tagen von seinem Weg abgekommen ist und nun ziellos durch die Gegend irrt. Alles an Richard ist merkwürdig: Er wirkt eigenartig verwirrt, benimmt sich wie ein Kind und leidet unter qualvollen Schmerzen. Richard scheint schwer krank zu sein. Doch es kommt noch viel schlimmer... Als Richard sich im Badezimmer einschließt und von dort unmenschliche Laute zu hören sind, brechen die Freunde die Tür auf und blicken dem Grauen ins Gesicht. Der blanke Horror packt sie, und sie wollen nichts wie weg - doch dann erfahren sie, dass das Militär die gesamte Region unter Quarantäne gestellt hat!
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.06.2001

Monster mögen es mit Majonäse
Kopfgeburten mit Bauchgrimmen: Stephen King leidet unter Zitatverdauungsstörungen · Von Wolfgang Schneider

Der neue Roman von Stephen King gehört zu jenen Büchern, die man sich nicht auf den Fuß fallen lassen sollte. Er ist ein gutes Kilo schwer oder - nach der gängigen Maßeinheit - 830 Seiten dick. Der erfolgreichste Horrorschriftsteller aller Zeiten hat aber auch fast ein halbes Jahr an seinem neuen Schreckenswerk gearbeitet. Daß er täglich sechs druckreife Seiten produziere, hat sich wieder einmal als wahr erwiesen. Und dabei schreibt King längst nicht so schlecht, wie seine Verächter behaupten, die ihn nicht gelesen haben. Dieser Unterhaltungsschriftsteller gehört zu den großen epischen Talenten seiner Generation. Mit der Versöhnung von Massengeschmack und Kunst hat er allerdings wenig im Sinn. Seine Sache ist nicht das populäre Meisterwerk, sondern der hochbegabte Schund, wofür er nicht nur in den Bahnhofsbuchhandlungen dieser Welt geschätzt wird.

Eine gute Gespenstergeschichte müsse an hundert verschiedenen Stellen mit den gewöhnlichen Dingen des Lebens verbunden sein, meinte Henry James vor hundert Jahren. King weiß das und nimmt sich für die gewöhnlichen Dinge viel Zeit. Er schildert zunächst den Alltag seiner Hauptfiguren, als wollte er uns mit einem John-Updike-Revival-Roman erfreuen. Wir sollen uns in aller Ruhe mit seinen Menschen anfreunden, bevor es ihnen an den Kragen geht. Ungeduldig sucht der King-Leser nach den Vorzeichen des Horrors und stellt sich die überaus bange Frage, ob es der Meister diesmal vielleicht nur auf ein Sittengemälde aus dem amerikanischen Durchschittsleben abgesehen hat.

Im Zentrum von "Dreamcatcher" steht, nicht zum ersten Mal, eine Gruppe alter Jugendfreunde. Man ist inzwischen um die vierzig, also im besten Krisenalter; jeder verfügt über ein identifikationsträchtiges Problem. Da ist Biber, ein Mann vieler flotter Sprüche, aber hinter seiner aufgekratzten Laune haust der Jammer; seine Frau hat ihn verlassen. Da ist Pete, ein lieber Typ; nur mit dem Alkohol kommt er nicht zurecht. Der Geschichtsprofessor Jonesy hat, wie im übrigen der Autor selbst, gerade einen Unfall knapp überlebt. Bei Henry, dem Psychologen, hat sich die eigene Seele verfinstert: Er denkt an Selbstmord. King erzählt aus dem Leben der vier, als wäre er der Fünfte im Bund, und schnell werden aus Zwei-Komponenten-Charakteren überzeugende Figuren, mit denen man gern auf die herbstliche Jagdtour in die dunklen Wälder geht, wo einer von ihnen eine Hütte besitzt. Dort taucht dann eines Tages ein vor Schmerzen stöhnender Mann zwischen den Bäumen auf.

Der Horrorroman ist ein asexuelles Genre. Er braucht den menschlichen Körper für anderes. Denn auch die Angst setzt beim Körper an, der ja nichts als eine unzulänglich geschützte Ansammlung lebenswichtiger Organe ist, die heil über die Jahrzehnte zu bringen an ein Wunder grenzt. Der Horrorschriftsteller malt alle denkbaren Beschädigungen aus, auf daß es niemals soweit kommen möge; er bietet eine Peep-Show des Körper-Schreckens. Der Gipfel des Schrecklichen ist eine erweiterte Krebsphantasie, bei der nicht nur ein Fleischknoten im Menschen wuchert, sondern ein leibhaftiger Parasit: ein schauriges Wesen aus einer anderen Welt. Dann ist jemandem plötzlich ganz merkwürdig zumute, bis der Bauch aufplatzt und kreischend das schleimig-schuppige Monster herauskommt, mit schwarzem Blick und viel zu großen Zähnen.

Diese Alien-Geburt gehört zu den Grundsituationen des Horrorkinos. Und so ahnt man längst, worauf das Geächze des verwirrten Mannes hinausläuft, und macht sich ein bißchen Sorgen um die Zukunft des Genres. Nur noch Wiederholungen? Zwar überbietet Stephen King, wenn es erst einmal soweit ist, mit bloßen Worten alle filmischen Splatterphantasien. Aber zugleich ist das "Klomonster", das sich, angekündigt von wahrhaft infernalischen Blähungen, aus den zerfetzten Därmen seines menschlichen Wirtsorganismus windet, bei aller Scheußlichkeit zur Hälfte schon eine Travestie. Selbst den schreckstarren Freunden gehen bei seinem Anblick "Bildschnipsel aus Hunderten Horrorfilmen" durch den Kopf, und sie kommen sich vor wie in einer bösen Parodie derselben.

Wo Travestie und Zitatkunst Einzug halten, ist es vorbei mit den einfachen Geschichten. Von hier aus entwickelt sich eine komplizierte und geradezu monumentale Handlung. Mutter Erde ist wieder einmal in Gefahr. Ein Ufo ist gelandet und entläßt aus seinem Inneren nichts Gutes in unsere Welt: Neben einem tödlichen, überaus ansteckenden "Ripley-Pilz" (wieder so ein Zitat) und jenen Körperfressern, die sich in unschuldigen Därmen einnisten, sind dies vor allem die sogenannten "Grauen", außerirdische Intelligenzen, die es nicht weniger parasitär auf die Köpfe der Menschen abgesehen haben. Sie lesen deren Gedanken, zwingen ihnen den eigenen Willen auf oder nutzen die fremden Hirne ganz einfach wie Satellitenschüsseln zur telepathischen Kommunikation. Mit den wohlbekannten Stimmen berühmter Amerikaner senden die "Grauen" hypnotische Botschaften aus. Niemandem ist mehr zu trauen.

Während die Freunde durch den Wald irren, kämpft die US-Army bereits auf breiter Front gegen die Alien-Plage. Ein nicht geringer Teil des Romans besteht aus paranoiden Militärszenen, für die sich King noch einmal gründlich "Apocalypse now" angeschaut hat. Es werden Hubschraubereinsätze geflogen, bei denen zwar nicht der Walkürenritt, aber das geistesverwandte und den King-Lesern bekanntere "Sympathy for the Devil" die Kampflust stimuliert. Der halb wahnsinnige Chef der Aufräumtruppe heißt Kurtz, und der Autor vergißt nicht, alle Conrad-Unkundigen mehrfach darauf hinzuweisen, daß es sich hier um ein besonders hochwertiges Figurenzitat handelt.

Der Name ist Programm: "Kurtz lächelte flüchtig mit so brutal ironischer Intensität, daß Perlmutter fast zum Schreien zumute war." Der Mann ist "zynisch", "schrecklich", "dämonisch", ein amerikanischer Albtraum, kurz: Kurtz. Von Vietnam bis Bosnien hat er keinen Krieg verpaßt. Es ist die Frage, ob dieser vom Ordnung- und Reinheitswahn Besessene, der seinen Schreibtisch mit einem Foto des zerbombten Berlin schmückt und auch das Töten als Form der Hygiene betreibt, eine große Figur ist, oder ob King hier lediglich alle verfügbaren Klischees des Antikriegskinos zu einer monströsen Charge hochgestapelt hat. Vielleicht beides.

Das Rettende wächst anderswo. Kontraststark wird dem Diabolischen das Rührende entgegengestellt. Duddits, der dem Buch in der deutschen Übersetzung den Titel gibt, ist ein liebenswerter Mensch mit schwerem Down-Syndrom; die vier Freunde haben ihn einst beherzt vor einer sadistischen Quälerei gerettet. Seitdem ist er ihr guter Geist; das gemeinsame ethische Handeln hat den Freundesbund zusammengeschmiedet.

Das Buch erzählt diese und andere Vorgeschichten in ausgiebigen Rückblenden; King schildert das "Gute", dem viele Schriftsteller aus Kitschangst lieber weiträumig ausweichen, nicht weniger gern als die Schrecklichkeiten, für die er bekannt ist. Auch Duddits verfügt über starke telepathische Kräfte, mit deren Hilfe die beiden Überlebenden des Freundesbundes viele hundert Seiten später der Menschheitsgefahr (im allerletzten Moment!) Einhalt gebieten. Bis dahin tropft noch viel Blut aus dem Lesebändchen.

Diese Grobstruktur entfaltet King mit elementarer Erzähllust zu einem schier unüberschaubaren Handlungsgewebe; das kann er, der Meister der verschlungenen Handlungsstränge, der mit leichter Hand die Schauplätze und Zeiten wechselt. Die Telepathie grassiert in "Dreamcatcher" wie eine Seuche, zwischenzeitlich weiß wohl nur noch der Autor selbst, wer gerade mit wessen Stimme in welchem Kopf spricht.

In der Mitte scheint sich das Buch - und das reduziert die elementare Leselust doch erheblich - ganz in Träume und Bewußtseinsströme unbekannter Herkunft aufzulösen, um zum Ende hin wieder die geläufige Gestalt einer Verfolgungsjagd anzunehmen. Mit viel Verwandlungsfähigkeit, aber auch reichlich unschlüssig bewegt sich dieser Roman hin und her zwischen "Angriff der Killertomaten" und "Gravity's Rainbow". Unversehens sprudeln King erstaunliche Szenen aus der Feder; mit beiläufiger Gestaltungskraft wirft er stimmige Figuren und Dialoge hin, um dann wieder ausgiebig pubertären Phantastereien zu frönen.

Aber noch der albernsten SF-Trivialität kann unterderhand eine hübsch burleske Nebenhandlung entspringen: wenn etwa der Außerirdische "Mr. Gray", der den Körper von Professor Jonesy "übernommen" hat, in diesem allmählich die Palette irdischer Genüsse entdeckt; zum Beispiel Mord oder, als Gipfel aller Seligkeit, Bacon-Sandwiches mit Majo. Ja, auch diese Welt hat etwas Ansteckendes; die Gefühle sind's, die sinnlichen Freuden!

Die Botschaft mag man glauben. Und die guten Nebenwirkungen von Horrorromanen stehen ja außer Frage: Man sieht die eigene mittelmäßige, aber doch relativ monsterfreie Welt mit dankbaren Augen. So wie der Leser viel zu dicker Romane gern wieder diese schlanken, eleganten Formate zur Hand nimmt, die auch mal auf den Fuß fallen dürfen.

Stephen King: "Duddits - Dreamcatcher". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Jochen Schwarzer. Ullstein Verlag, Berlin und München 2001. 826 S., geb., 48,- DM.

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Einem "close encounter" der extra brutalen Art hat Rezensent Fritz Göttler, wie er selbst sagt, beigewohnt. Zu danken ist das der Kunst des Autors, die Göttler beschreibt als eine Fusion von Horror und Science Fiction, durch die sich "die Ängste von ganz draußen als Vibrationen (erweisen), die im Innern des Körpers Angstgefühle auslösen". Doch wie geht das vor sich? Außer der, wie Göttler weiß, bei diesem Autor stets engen Symbiose des Vegetativen mit dem Fleischlichen und den exzessiven Momenten körperlicher Pein, fällt dem Rezensenten dazu wenig ein: "Noch quälender sind die Beschreibungen der Schizophrenie, wenn das eigene Ich zum Schauplatz eines Psycho-Dramas wird, wenn ein Fremder von draußen dieses Terrain zu besetzen droht." Das wäre eine genauere Untersuchung wert gewesen. Allein Göttler verliert sich in bizarren Spekulationen: Der Roman, so teilt er dem erstaunten Leser mit, habe deshalb eine starke Beziehung zum Flüssigen, weil King ihn mit einem Waterman-Patronen-Füller geschrieben hat.

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