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Von Uwe Förster in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS). Themen wie u.a. "Deutsch vor tausend Jahren", "Wörter der achtziger Jahre", "Moderne Werbung und antike Rhetorik", "Das Fremdwort als Stilträger" und "Landschaftsnamen in Deutschland" sind hier in einer allgemein verständlichen Sprache abgehandelt und werden durch Fußnoten wissenschaftlich erschlossen."

Produktbeschreibung
Von Uwe Förster in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS). Themen wie u.a. "Deutsch vor tausend Jahren", "Wörter der achtziger Jahre", "Moderne Werbung und antike Rhetorik", "Das Fremdwort als Stilträger" und "Landschaftsnamen in Deutschland" sind hier in einer allgemein verständlichen Sprache abgehandelt und werden durch Fußnoten wissenschaftlich erschlossen."
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.12.2000

Das Bewußtsein schärfen, den Stil verfeinern
Ein Sprachpfleger legt Rechenschaft über sein Wirken ab

Uwe Förster: Sprachpflege. Beiträge aus drei Jahrzehnten. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich (Dudenverlag) 2000. 320 Seiten, geb., 49 Mark.

Hätten die Rechtschreib-Reformer und die politischen Instanzen, die ihre mitunter widersprüchlichen Orthographieregeln in Kraft setzten, den Rat derer gesucht, zu deren Beruf der tagtägliche Umgang mit Laut, Wort, Grammatik, Satz und Stil gehört, so wären ihre Neuerungen vermutlich weniger wirklichkeitsfremd ausgefallen und vielleicht sogar ohne Getöse und die bekannten Wirren akzeptiert worden. Statt dessen hat es für den Fall, daß es nicht zu einer "Reform der Reform" kommen sollte, den Anschein, als müßte die auf dem Verordnungswege erlassene Neuregelung zur Verwirrung unter den Sprachteilhabern und schließlich insoweit zur Spaltung der deutschen Sprachgemeinschaft führen, als damit eine seit 1902 genormte und seitdem über das Duden-Regelwerk modifizierte Schreibund Schriftkultur der Beliebigkeit anheimgegeben wird.

Wenn sie schon nicht auf Einwände vieler Schriftsteller, Lehrer und Journalisten hörten, so hätten sich die "Reformer" des Rates derer versichern sollen, die mit der Sensibilität der Bevölkerung in Sprachfragen vertraut sind. Einer davon ist Uwe Förster, der 34 Jahre den Sprachberatungsdienst der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden leitete und in Wort und Schrift schon vielen an ihrer Muttersprache Strauchelnden den richtigen Weg wies. Dabei war es dem Sprachwissenschaftler aus der altgermanistischen Schule Helmut de Boors stets um den philologisch gesicherten Befund zu tun, anstatt sich der Klage vom "Sprachverfall" anzuschließen. Davon zeugt das vorliegende Buch, das bezeugen seine Publikationen zur Sprach- und Literaturgeschichte, zur Stilistik und Rhetorik sowie zur Laut-, Wortund Satzbildung, wovon gerade die Orthographie nicht unbeeinflußt bleibt.

Förster war Gutachter im Frankfurter Auschwitz-Prozeß, wo es auf die Wortbedeutung und ihre Wirkung ankam. Er wirkte an der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift mit, einem sieben Jahre währenden Unterfangen, aus dem er ein überzeugendes Plädoyer für die Berechtigung und Verteidigung des gehobenen Wortguts entwickelte. Sodann nahm er sechs Jahre lang Tag für Tag an der sprachlichen Beratung für die ZDF-Nachrichtensendung "heute" teil und hatte damit auf die sprachliche Gestaltung aktueller Texte, die ein Millionenpublikum erreich(t)en, Einfluß. Die vom damaligen Chefredakteur Reinhard Appel angeregte Kooperation zwischen ZDF und GfdS verfolgte das Ziel, Nachrichten verständlich und angemessen, aber auch in knapper wie ansprechender Form darzubieten.

Zu welchen Erkenntnissen ist Förster gelangt? Sprachpflege ist ihm Aufklärung in Zweifelsfällen; der wegen des Mißbrauchs im Nationalsozialismus unter Linguisten verpönte und erst spät rehabilitierte Begriff umfaßt "alle Maßnahmen für einen normgerechten und kultivierten Sprachgebrauch" (Duden-Definition). Sprachpflege als Beratung in Zweifelsfällen, wie Förster sie Privaten und der Öffentlichkeit zuteil werden ließ, zielt auf Schärfung des Sprachbewußtseins und Verfeinerung des Stils. Sie will insbesondere in Fällen verwirrender Sachverhalte leicht(er) verständliche und dennoch angemessene Formulierungen heranziehen. Deshalb wirkt auch der dem Deutschen Bundestag zur Seite stehende Redaktionsstab der GfdS seit langem daran mit, daß die Gesetzes- und Amtssprache ihrer "papierenen" Gestaltung entkleidet wird, die schwülstige Umschreibung wegfällt und das Zeitwort vor dem Hauptwort, somit der Verbal- vor dem Nominalstil den Vorzug erhält.

Und was meint Förster zur Orthographie? Wie andere (Vorstands-)Mitglieder der Wiesbadener Sprachgesellschaft äußert auch er Vorbehalte gegen manche der Neuregelungen. Er hegt Zweifel, ob eine "Reform" das Sprachverständnis fördere, die statt der wissenschaftlichen die Volksetymologie hoffähig mache - etwa indem ihre Erfinder die neue Schreibweise für "tolpatschig" von "toll" herleiteten. Die ganze Zwittrigkeit, in die sich die Sprachgemeinschaft dadurch gestürzt sieht, erweist sich auch im vorliegenden Buch, das - der Not und dem das "reformierte Regelwerk" verbreitenden Verlag gehorchend - ältere Beiträge in herkömmlicher Schreibweise und jüngere in "Neuschreib" druckt.

REINHARD OLT

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