Anne Bishop entführt den Leser behutsam in ihre komplexe Welt der Juwelen. Stück für Stück gibt sie die für das Verständnis notwendigen Informationen preis. Doch genau das macht diesen Roman so reizvoll, man muss ihn sich "erarbeiten". Die drei magischen Reiche und das Magiesystem selbst erschließen
sich einem erst allmählich.
Die Autorin hat eine düstere Welt geschaffen, der jedoch…mehrAnne Bishop entführt den Leser behutsam in ihre komplexe Welt der Juwelen. Stück für Stück gibt sie die für das Verständnis notwendigen Informationen preis. Doch genau das macht diesen Roman so reizvoll, man muss ihn sich "erarbeiten". Die drei magischen Reiche und das Magiesystem selbst erschließen sich einem erst allmählich.
Die Autorin hat eine düstere Welt geschaffen, der jedoch ausgleichend sehr viel Humor gegenüber steht. Dieser teils sehr scharfe Kontrast macht das Buch zu einem Genuß.
Der Roman lebt durch seine Figuren und Dialoge. Tatsächlich ist er stark charakterorientiert, die Personen sind glaubwürdig und weisen schon im ersten Band eine Entwicklung auf, was bei einer mehrbändigen Reihe nicht unbedingt immer gegeben ist.
Eine zarte Liebesgeschichte zieht sich durch die Reihe, die in "Dunkelheit" gerade erst im Entstehen begriffen und in ihrer Gesamtheit bitter-süß ist.
Darüber hinaus ist Vertrauen und Freundschaft ein wichtiges Thema, doch Anne Bishop scheut nicht vor ernsten Betrachtungen zum Thema "Missbrauch" und "Vergewaltigung" zurück, denn dies lässt sie Jaenelle widerfahren.
Es spricht für die Glaubwürdigkeit der Charaktere, dass sie die Narben, die sie dadurch davonträgt, ihr Leben lang trägt, und die Reihe handelt davon, wie sie damit leben und umgehen lernt. Diese Sequenzen sind überaus dunkel und bedrückend, weil solche Dinge in der Realität passieren. Dadurch enthält "Dunkelheit" ebenso wie die Folgebände einen hohen Realitätsbezug, der einen die Geschehnisse noch unmittelbarer erleben lässt.
Ja, "Dunkelheit" ist brutal, doch nie ist die Gewalt Selbstzweck, immer ist sie begründeter Teil der Handlung, und trotz der Schärfe ihrer Darstellung nimmt sie nicht übermäßig viel Raum ein.
Die Autorin konzentriert sich ganz darauf, die Beziehungen zwischen ihren Figuren zu entwickeln. Es gibt nicht "die" Hauptfigur, mehrere Charaktere stehen gleichrangig nebeneinander, und erst allmählich kristallisiert sich das Netz ihrer Verbindung zueinander hinaus.
Man könnte auch sagen: "Dunkelheit" (und Folgebände) ist / sind eine Familiensaga - nur eben in einer phantastischen Welt angesiedelt, in der drei Reiche nebeneinander existieren, von denen jedes seine eigene Note hat.
Mit Landschafts-und Figurenbeschreibungen hält sich Anne Bishop zurück, sie vermittelt gerade so viel an Informationen, um ein Bild im Kopf des Lesers entstehen zu lassen. Im Grunde lässt sie der eigenen Phantasie des Lesers viel Raum, und auch das hat mich für die "Schwarzen Juwelen" eingenommen. Sie feuert das Kopfkino an, ohne es in vorgeschriebene Bahnen zu zwingen.
Die Geschichte hat einen hohen Anteil an Erotik, die genauso subtil wie drastisch dargestellt wird. Doch im Zentrum stehen die Gefühle, und die werden wunderbar feinfühlig und warmherzig, mit Sinn für kleine Gesten, vermittelt.
Zweifellos die größte Stärke der Autorin ist die Schaffung von Welten, Charakteren und ihrem Beziehungsgeflecht.
Mein Exemplar von "Dunkelheit" ist mittlerweile stark zerlesen, da ich dieses Buch wieder und wieder lese. Seinen Reiz verliert es für mich nicht, im Gegenteil, ich fühle mich Jaenelles selbstgewählter Familie immer inniger verbunden. Das Buch zu lesen ist für mich wie eine Heimkehr.