Ich bekam das Buch geschenkt, sonst hätte ich es nicht gelesen. Ich musste mich regelrecht hindurchquälen. Es hat mich überhaupt nicht überzeugt, im Gegenteil. Es war anstrengend und langweilig zu lesen.
Abgesehen einmal von der Tatsache, dass ich historischen Romanen im Allgemeinen sehr skeptisch
gegenüberstehe, da durch die fiktionale „Verarbeitung“ historische Fakten meist verfälscht und…mehrIch bekam das Buch geschenkt, sonst hätte ich es nicht gelesen. Ich musste mich regelrecht hindurchquälen. Es hat mich überhaupt nicht überzeugt, im Gegenteil. Es war anstrengend und langweilig zu lesen.
Abgesehen einmal von der Tatsache, dass ich historischen Romanen im Allgemeinen sehr skeptisch gegenüberstehe, da durch die fiktionale „Verarbeitung“ historische Fakten meist verfälscht und manchmal auch zurechtgebogen werden.
Auch als historischer Roman ist das Buch misslungen, wenn die Handlung sich auch vor dem Hintergrund des Kapp-Putsches abspielt. Dieser ist aber nicht mehr als bloßer Hintergrund. Das Einzige, was man über ihn erfährt, ist, dass er natürlich von Rechtsnationalen u Radikalen initiiert war und dass es dabei auch zu Ansätzen von Gewalt kommt und dass das öffentliche Leben während des Putsches nicht mehr funktioniert: dass die Strom- u Wasserversorgung zum Erliegen kommt, die öffentlichen Verkehrsmittel ausfallen usw. Aber kein Wort darüber, dass der Grund dafür, der von der SPD und den Gewerkschaften ausgerufene landesweite Streik war, mit dem diese den Putsch zum Scheitern bringen wollten, der dann auch sehr erfolgreich war und die Putschisten zum Aufgeben zwang…
Die im Roman geschilderten Wohnverhältnisse der Arbeiter scheinen mir ebenfalls kaum glaubhaft und zutreffend, und ihr Wohnelend doch erheblich übertrieben zu sein; sie mögen vielleicht für die Zeit Frühindustrialisierung und Teile des 19. Jahrhunderts noch zutreffen, aber nicht mehr für die Arbeiter der Weimarer Republik, die seit mindestens 50 Jahren mit der SPD für ihre Rechte kämpften. Sie wohnten sicherlich nicht so wie heute, aber doch auch nicht mehr in solch heruntergekommenen und verwahrlosten Wohnungen, die nur aus einem Zimmer bestehen, wie sie im Roman geschildert werden!
Professor Lilienthal, der Bruder des Polizeikommissars, ist natürlich mit seiner demokratischen, ja fast linken Überzeugung und mit seinem „Gutmenschentum“ (er kümmert und sorgt sich geradezu „rührend“ (!) um den begabten Sohn Anton des ebenfalls der Tat verdächtigten Arbeiterehepaars Broschek) die Positivfigur des Romans. Es sind allerdings Zweifel angebracht, ob dies glaubhaft ist, denn insgesamt war die Professorenschaft in der Weimarer Republik – und nicht nur die Studenten, die im Roman auftauchen -, ganz anders, nämlich sehr konservativ, antirepublikanisch und weit rechts eingestellt.
Insgesamt erscheinen mir die Darstellung der Personen überhaupt ziemlich klischeehaft und die Handlung zu sehr konstruiert. Hie die Unternehmerfamilie Unger, kaum einer menschlichen Regung fähig, sondern skrupellos und nur auf Profit aus (aber um nicht zu klischeehaft zu wirken, gibt es natürlich auch eine Ausnahme), dort die rechtschaffene Arbeiterfamilie Broscheck, die obwohl brutal ausgebeutet, nie zu einem Mord fähig wäre. In der Szene, als Gregor Broschek erfährt, dass seine Frau nicht – wie er glaubte - der Mörder war, wird der Roman dann auch noch sentimental.
Was soll übrigens die akribische, bis ins letzte Detail jeden Messerstich samt schrecklichen Folgen beschreibende und deshalb abstoßende Beschreibung der Mordtat im Prolog?