„Es ist nun neun Jahre her, seit Jess ihre Schwestern zum letzten Mal gesehen hat, und es wäre gelogen, wenn sie behaupten würde, dass sie sich auf das Wiedersehen freut.“ – so beginnt Elizabeth Kays Thriller „Dunkle Tiefen“. Zwar kann man sich meiner Meinung nach darüber streiten, ob es nun ein
Thriller ist oder nicht, aber alles in allem fand ich das Buch düster und auf psychologischer Ebene…mehr„Es ist nun neun Jahre her, seit Jess ihre Schwestern zum letzten Mal gesehen hat, und es wäre gelogen, wenn sie behaupten würde, dass sie sich auf das Wiedersehen freut.“ – so beginnt Elizabeth Kays Thriller „Dunkle Tiefen“. Zwar kann man sich meiner Meinung nach darüber streiten, ob es nun ein Thriller ist oder nicht, aber alles in allem fand ich das Buch düster und auf psychologischer Ebene herrschte für mich konstant eine düstere Atmosphäre, die mir ein sehr ungutes Gefühl im Magen verursachte. Zu einem tollen Buch wurde es für mich trotzdem nicht.
Aber von vorn.
20 Jahre nach dem Tod ihrer jüngsten Schwester Rosa treffen sich die drei Schwestern Jess, Ella und Lydia kurz vor Weihnachten in dem Cottage an der See wieder, in dem sie in ihrer Kindheit ihre Ferien verbracht haben. Alle drei haben Einladungsschreiben bekommen, unterschrieben jeweils von einer der anderen Schwestern. Und keine der drei hat tatsächlich eine der anderen eingeladen. Einmal im Cottage angekommen, wollen alle drei eigentlich nur eines: weg. Nach einer Weile versuchen sie, das Beste aus der Situation zu machen. Das gestaltet sich allerdings schwierig und es geschehen seltsame Dinge, noch dazu begegnet ihnen ihre direkte Nachbarin Marianne mit unverhohlener Ablehnung, hatten die Schwestern ihr vor Jahren doch viele seltsame Streiche gespielt. Die Stimmung im Cottage kippt schnell, denn jede der Schwestern hütet ein Geheimnis. Und dann taucht auch noch ihre Mutter Bernadette auf, zu der die drei den Kontakt schon lange abgebrochen haben. Die Geheimnisse wiegen immer schwerer, die Atmosphäre wird immer klaustrophobischer und es gibt nur einen Ausweg: die Wahrheit über die Geschehnisse rund um Rosas Tod muss endlich ans Licht kommen.
Klassifiziert ist das Buch als Thriller. Das kann ich so nicht unterschreiben. Viel Psycho, wenig Thriller – das macht es nicht zu einem Psychothriller. Es ist ein gut geschriebenes, ansprechend übersetztes, leidlich spannendes Psychogramm einer Familie, die durch Schweigen und dunkle Geheimnisse letztendlich zerbrochen ist. Beim Lesen muss man sich wirklich konzentrieren, denn die Geschichte wird von einem allwissenden Erzähler in zwei Zeitebenen erzählt, die eine im Jetzt und Hier und die andere vor 20 Jahren. Die Autorin springt für meinen Geschmack ein bisschen zu wild zwischen den beiden Ebenen und innerhalb derselben hin und her, was mir einiges an Konzentration abverlangte. Dazu wird ein und dieselbe Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt, jede der Schwestern präsentiert ihre eigene Wahrheit und als Leser:in ist man in dem Dilemma, dass lange unklar ist, wer in der Geschichte lügt (Spoiler: im Endeffekt lügen einfach alle).
Insgesamt fehlte mir an dem Buch die Spannung und das konnte die gut ausgearbeitete psychologische Komponente nicht hundertprozentig auffangen. Schade, denn das Thema hätte sehr viel Potential gehabt. Die düstere und klaustrophobische Atmosphäre des abgelegenen Cottages am Meer baut die Autorin sehr gekonnt auf, ein kaputtes Auto, eine kaputte Heizung und das Misstrauen zwischen den Frauen, die so viel trennt und doch so viel vereint, schuf bei mir Gänsehaut. Die Charaktere sind gut beschrieben, wobei ich am Anfang gewisse Schwierigkeiten hatte, die drei Schwestern auseinanderzuhalten. Eine wirkliche Beziehung konnte ich allerdings zu keiner der Beteiligten aufbauen, am ehesten konnte ich mich mit der schrulligen Nachbarin Marianne anfreunden.
Nach mäßiger Spannung bei vielen teils verwirrenden Wiederholungen, bei denen ich lange nicht wusste, wohin das alles führen wurde, fand ich den Schluss leider auch eher unbefriedigend und für mich nicht wirklich nachvollziehbar. Das Buch ist für mich auch durch die Vielzahl der kurzen Kapitel ein Puzzle, dessen Bild man erst sehen kann, wenn man es komplett zusammengesetzt hat. Daher bleibt für mich für „Dunkle Tiefen“ nur ein „kann man lesen, muss man aber nicht“ und ich vergebe für das Familiendrama drei Sterne.