Blanca, eine Frau um die fünfzig, verbringt den Sommer in einem Chalet in den Walliser Bergen. Weit weg von den Menschen verlebt sie ihre Tage. Nur gelegentlich kommt ihr Mann aus dem Tal herauf, einzig Hund und Katze sind ihre Begleiter. Vor ihrem Auge erstreckt sich ein dichter, dunkler Wald. Sie beginnt, ihn zu erkunden, mit jedem Tag taucht sie tiefer ein, verirrt sich, verliert sich, verschmilzt mit der gewaltigen Natur. Dabei begegnet ihr Guérin, ein Knecht, der von Hof zu Hof wandert und sie fortan mit Geschenken aus dem Wald überrascht.
Diese menschliche Urgestalt, roh und zart zugleich, erschreckt sie und zieht sie magisch an. - Als Blanca eines Tages tot in ihrem Chalet aufgefunden wird, glaubt man gleich an ein Verbrechen.
Von Corinna Billes letztem Roman geht die hypnotische Kraft eines Traums aus. Vordergründig erzählt sie von Blumen, Pilzen, Bäumen - doch der Leser spürt, dass Unheimliches, ja eine zunehmende Todesahnung dahinter lauert. Dabei lotet sie die menschliche Einsamkeit zwischen nackter Angst und Momenten grenzenloser Freiheit aus und dringt in ihrer schlichten, direkten Sprache zum Wesentlichen vor.
Diese menschliche Urgestalt, roh und zart zugleich, erschreckt sie und zieht sie magisch an. - Als Blanca eines Tages tot in ihrem Chalet aufgefunden wird, glaubt man gleich an ein Verbrechen.
Von Corinna Billes letztem Roman geht die hypnotische Kraft eines Traums aus. Vordergründig erzählt sie von Blumen, Pilzen, Bäumen - doch der Leser spürt, dass Unheimliches, ja eine zunehmende Todesahnung dahinter lauert. Dabei lotet sie die menschliche Einsamkeit zwischen nackter Angst und Momenten grenzenloser Freiheit aus und dringt in ihrer schlichten, direkten Sprache zum Wesentlichen vor.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.08.2012Dunkle Wälder, schwarze Erdbeeren
Weltliteratur aus dem Wallis: Morgen wäre S. Corinna Bille hundert Jahre alt geworden. Ihr Werk sollte endlich auch über die Schweiz hinaus wahrgenommen werden.
Corinna Bille ist die größte Dichterin des Landes", proklamierte Jacques Chessex, als er "Schwarze Erdbeeren" gelesen hatte. Die Novellensammlung war 1968, fünf Jahre bevor Chessex als erster Ausländer den französischen Goncourt-Preis bekam, erschienen - merkwürdigerweise in zwei Verlagen. Die Lausanner "Guilde du livre", die schon lange über das Manuskript verfügte, konnte sich erst zur Veröffentlichung entschließen, als die Kritikerin Dominique Aury dafür plädierte, ein Nachwort beisteuerte und in Paris Gallimard mitzog.
Eine erste Übersetzung ins Deutsche gab es 1975, der Westschweiz-Korrespondent Marcel Schwander verfasste sie im Auftrag der "CH-Reihe", die den binnenschweizerischen Kulturaustausch fördert. Leider funktioniert diese vorbildliche Literaturvermittlung nie über die Landesgrenzen hinaus. Als der für die Veröffentlichung zuständige Benziger Verlag von der Bildfläche verschwand, wurde das Buch vom Verlag Im Waldgut (Frauenfeld, Kanton Thurgau), der auch andere Titel von S. Corinna Bille publizierte, nochmals herausgebracht. Jetzt erscheint es zum dritten Mal und wird zum helvetischen Klassiker geweiht: Peter von Matt hat die Übersetzung unverändert für seine "Kollektion" der Schweizer Literatur bei Nagel & Kimche übernommen. Den aktuellen Anlass für die Wiederentdeckung liefert der hundertste Geburtstag der Schriftstellerin, die am 29. August 1912 geboren wurde.
Der Vater war ein bekannter Maler, die Mutter stammte aus einer Familie von Walliser Bergbauern. Von ihrer behüteten "Traumkindheit" in einem Schlösschen bei Siders, in dem berühmte Zeitgenossen verkehrten, hat S. Corinna Bille noch in vorgerücktem Alter gern erzählt. Die Familie besaß ein Auto und eine Ferienwohnung in der deutschen Schweiz, wo sie eine Zeitlang zur Schule ging: bei den Dominikanerinnen in Luzern. Als Fünfzehnjährige begann sie mit dem Schreiben von Gedichten und Novellen. Mit zwanzig verfasste sie einen Roman, der erst nach ihrem Tod erschien. Sie verheirate sich jung mit einem Schauspieler, der die Ehe nie vollzog, und folgte ihm nach Paris. Im Alter von 25 Jahren kehrte sie allein ins Wallis zurück und lebte fortan mit dem Schriftsteller Maurice Chappaz zusammen. Unter schwierigen materiellen Verhältnissen zogen sie ihre drei Kinder groß.
"So kühn, so wissend, so formsicher wie in diesem wichtigsten Buch von Corinna Bille ist in der Schweiz selten erzählt worden", begründet Peter von Matt die Aufnahme ihrer Novellen in seine "Kollektion". Die erste, die dem Band den Titel gab, handelt von einem Dorf, der Natur, einer verheirateten Frau und drei Männern. Erzählt wird sie aus der Perspektive eines der Geliebten, Pierre. "Auch du bist mir ergeben, nicht?", sagt Jeanne einmal zu ihm. Mit dem Bruder ihres Mannes Anathas kommt sie von einem Fest zurück. Anathas stirbt im Wald, Pierre ist der letzte, der ihn lebend, sterbend sieht und nichts merkt. Der Wildhüter war gestürzt, stellt der Arzt fest, Wilderer haben ihn umgebracht, ist man im Dorf überzeugt, "was er nicht hüten konnte, war seine Frau". Anathas' Tod beendet Pierres Beziehung mit Jeanne. Sie verlässt das Dorf. "Ich muss es den Bienen mitteilen, sonst denkt ja doch niemand daran", sagt Anathas' Mutter nach dem Tod des Sohnes.
Am Ende begleiten die beiden zurückbleibenden Liebhaber Jeanne zum Bahnhof. Der Wald scheint zu brennen, "es sind wohl die ewigen Flammen". Auf knappstem Raum, mit starken Sätzen und der Natur als Ort der Handlung inszeniert Corinna Bille eine Tragödie um Liebe und Tod, Treue und Verrat, Schuld und Sinnlichkeit. In der Erzählung "Das ganze Leben vor mir" geht es um ein Mädchen, das seinen geschlechtsreifen Körper entdeckt, und einen Gastarbeiter aus dem Süden, der ihm nachstellt. Sein Blick des Begehrens trifft die junge Frau wie ein Pfeil. Der Tag der Handlung ist Fronleichnam, an dem "die fleischliche, lebendige Gegenwart Jesu Christi unter den Menschen" gefeiert wird. Monique Schwitter erinnert daran in ihrem Nachwort: "Mit dem Erwachen der körperlichen Triebe wechselt die Erzählstruktur": Das ist große literarische Kunst und die Liebe - die verpasste, die unerreichbare, die verbotene - ihr zeitloses Thema.
Monique Schwitter bezeichnet Dominique Aury, deren Nachwort Corinna Bille im Alter von 56 Jahren endlich den vorübergehenden Durchbruch eröffnete, als renommierte Literaturkritikerin und Lektorin. Das ist schwer untertrieben. Dominique Aury war mit Jean Paulhan, dem Chefredakteur der "Nouvelle Revue Française", liiert und eine Schlüsselfigur des Pariser Literaturbetriebs. Damals wusste noch kein Mensch, dass sie auch die Autorin der unter dem Pseudonym Pauline Réage publizierten "Geschichte der O" war, des berühmten erotischen Romans über die Unterwerfung einer Frau, als dessen Verfasser Paulhan selber oder Dichter wie André Malraux und Henry de Montherlant vermutet wurden. Es wäre angesichts dieser untrüglichen Wahlverwandtschaft reizvoll gewesen, in die "Kollektion"-Ausgabe auch den bahnbrechenden Aufsatz von Dominique Aury zu übernehmen.
Der Westschweizer Literatur bescherte der Erfolg des Buchs in Paris neue Beachtung. 1972 bekam der Waadtländer Jacques Chessex für den ebenfalls von Marcel Schwander übersetzten Roman "Der Kinderfresser" den begehrtesten Literaturpreis. Corinna Bille wurde 1975 für "La Demoiselle sauvage" mit dem "Prix Goncourt de la Nouvelle" ausgezeichnet. Zweimal besuchte sie in diesen letzten Jahren ihres Lebens die Sowjetunion und schrieb darüber den Roman "Les Invités de Moscou", in dem fünf Teilnehmer der Schweizer Schriftstellerreise in Moskau ins Bordell wollen. Im heimischen Kanton Wallis wehten ihr und Maurice Chappaz, der sich in "Die Zuhälter des ewigen Schnees" mit der Tourismusbranche anlegte, ein feindlicher Wind entgegen. Verbal und tätlich wurde Chappaz angegriffen. Vor einem Bauer, der ihn mit dem Traktor überfahren wollte, konnte er sich nur durch einen kühnen Satz in den Straßengraben retten. Die Monopolzeitung "Le Nouvelliste" fasste Corinna Billes Bücher unter dem Begriff "traurige Schweinereien" zusammen. Sie starb 1979.
Ihre Rezeption seither war vom Niedergang ihrer Verlage (Benziger in der deutschen, Bertil Galland in der frankophonen Schweiz) bestimmt und blieb von den wechselnden Moden in Paris abhängig. Gegenwärtig ist der Rotpunkt Verlag bemüht, die Lücken ihrer Vermittlung in den deutschen Kulturraum zu überbrücken. Er hat verschiedene Übersetzungen vorgelegt und plant weitere. Zum hundertsten Geburtstag legt er erstmals S. Corinna Billes letzten Roman "Dunkle Wälder" vor. Bianca, fünfzig Jahre alt, verbringt den Sommer mit Hund und Katzen in ihrem Chalet; ihr Mann bleibt im Tal. Ihre Welt ist der Wald - aus dem sie von Guérin, einem Wanderknecht, mit den Geschenken der Natur überhäuft wird. Der kurze Roman liest sich wie ein Echo der Novelle "Schwarze Erdbeeren" und führt mit gleicher Konsequenz in die Tragödie: Tot wird Bianca in ihrem Chalet aufgefunden. Bezahlt hat auch diese Übersetzung die "CH-Reihe", ohne deren Finanzspritzen Corinna Billes Weltliteratur aus dem Wallis womöglich nie in deutscher Sprache erschienen wäre.
JÜRG ALTWEGG
S. Corinna Bille: "Schwarze Erdbeeren".
Nachwort von Monique Schwitter. Aus dem Französischen von Marcel Schwander. Verlag Nagel & Kimche, Zürich 2012. 178 S., geb., 19,90 [Euro].
S. Corinna Bille: "Dunkle Wälder".
Vorwort von M. Chappaz. Aus dem Französischen von Hilde von Fieguth. Rotpunkt Verlag, Zürich 2012. 160 S., geb., 18,50 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Weltliteratur aus dem Wallis: Morgen wäre S. Corinna Bille hundert Jahre alt geworden. Ihr Werk sollte endlich auch über die Schweiz hinaus wahrgenommen werden.
Corinna Bille ist die größte Dichterin des Landes", proklamierte Jacques Chessex, als er "Schwarze Erdbeeren" gelesen hatte. Die Novellensammlung war 1968, fünf Jahre bevor Chessex als erster Ausländer den französischen Goncourt-Preis bekam, erschienen - merkwürdigerweise in zwei Verlagen. Die Lausanner "Guilde du livre", die schon lange über das Manuskript verfügte, konnte sich erst zur Veröffentlichung entschließen, als die Kritikerin Dominique Aury dafür plädierte, ein Nachwort beisteuerte und in Paris Gallimard mitzog.
Eine erste Übersetzung ins Deutsche gab es 1975, der Westschweiz-Korrespondent Marcel Schwander verfasste sie im Auftrag der "CH-Reihe", die den binnenschweizerischen Kulturaustausch fördert. Leider funktioniert diese vorbildliche Literaturvermittlung nie über die Landesgrenzen hinaus. Als der für die Veröffentlichung zuständige Benziger Verlag von der Bildfläche verschwand, wurde das Buch vom Verlag Im Waldgut (Frauenfeld, Kanton Thurgau), der auch andere Titel von S. Corinna Bille publizierte, nochmals herausgebracht. Jetzt erscheint es zum dritten Mal und wird zum helvetischen Klassiker geweiht: Peter von Matt hat die Übersetzung unverändert für seine "Kollektion" der Schweizer Literatur bei Nagel & Kimche übernommen. Den aktuellen Anlass für die Wiederentdeckung liefert der hundertste Geburtstag der Schriftstellerin, die am 29. August 1912 geboren wurde.
Der Vater war ein bekannter Maler, die Mutter stammte aus einer Familie von Walliser Bergbauern. Von ihrer behüteten "Traumkindheit" in einem Schlösschen bei Siders, in dem berühmte Zeitgenossen verkehrten, hat S. Corinna Bille noch in vorgerücktem Alter gern erzählt. Die Familie besaß ein Auto und eine Ferienwohnung in der deutschen Schweiz, wo sie eine Zeitlang zur Schule ging: bei den Dominikanerinnen in Luzern. Als Fünfzehnjährige begann sie mit dem Schreiben von Gedichten und Novellen. Mit zwanzig verfasste sie einen Roman, der erst nach ihrem Tod erschien. Sie verheirate sich jung mit einem Schauspieler, der die Ehe nie vollzog, und folgte ihm nach Paris. Im Alter von 25 Jahren kehrte sie allein ins Wallis zurück und lebte fortan mit dem Schriftsteller Maurice Chappaz zusammen. Unter schwierigen materiellen Verhältnissen zogen sie ihre drei Kinder groß.
"So kühn, so wissend, so formsicher wie in diesem wichtigsten Buch von Corinna Bille ist in der Schweiz selten erzählt worden", begründet Peter von Matt die Aufnahme ihrer Novellen in seine "Kollektion". Die erste, die dem Band den Titel gab, handelt von einem Dorf, der Natur, einer verheirateten Frau und drei Männern. Erzählt wird sie aus der Perspektive eines der Geliebten, Pierre. "Auch du bist mir ergeben, nicht?", sagt Jeanne einmal zu ihm. Mit dem Bruder ihres Mannes Anathas kommt sie von einem Fest zurück. Anathas stirbt im Wald, Pierre ist der letzte, der ihn lebend, sterbend sieht und nichts merkt. Der Wildhüter war gestürzt, stellt der Arzt fest, Wilderer haben ihn umgebracht, ist man im Dorf überzeugt, "was er nicht hüten konnte, war seine Frau". Anathas' Tod beendet Pierres Beziehung mit Jeanne. Sie verlässt das Dorf. "Ich muss es den Bienen mitteilen, sonst denkt ja doch niemand daran", sagt Anathas' Mutter nach dem Tod des Sohnes.
Am Ende begleiten die beiden zurückbleibenden Liebhaber Jeanne zum Bahnhof. Der Wald scheint zu brennen, "es sind wohl die ewigen Flammen". Auf knappstem Raum, mit starken Sätzen und der Natur als Ort der Handlung inszeniert Corinna Bille eine Tragödie um Liebe und Tod, Treue und Verrat, Schuld und Sinnlichkeit. In der Erzählung "Das ganze Leben vor mir" geht es um ein Mädchen, das seinen geschlechtsreifen Körper entdeckt, und einen Gastarbeiter aus dem Süden, der ihm nachstellt. Sein Blick des Begehrens trifft die junge Frau wie ein Pfeil. Der Tag der Handlung ist Fronleichnam, an dem "die fleischliche, lebendige Gegenwart Jesu Christi unter den Menschen" gefeiert wird. Monique Schwitter erinnert daran in ihrem Nachwort: "Mit dem Erwachen der körperlichen Triebe wechselt die Erzählstruktur": Das ist große literarische Kunst und die Liebe - die verpasste, die unerreichbare, die verbotene - ihr zeitloses Thema.
Monique Schwitter bezeichnet Dominique Aury, deren Nachwort Corinna Bille im Alter von 56 Jahren endlich den vorübergehenden Durchbruch eröffnete, als renommierte Literaturkritikerin und Lektorin. Das ist schwer untertrieben. Dominique Aury war mit Jean Paulhan, dem Chefredakteur der "Nouvelle Revue Française", liiert und eine Schlüsselfigur des Pariser Literaturbetriebs. Damals wusste noch kein Mensch, dass sie auch die Autorin der unter dem Pseudonym Pauline Réage publizierten "Geschichte der O" war, des berühmten erotischen Romans über die Unterwerfung einer Frau, als dessen Verfasser Paulhan selber oder Dichter wie André Malraux und Henry de Montherlant vermutet wurden. Es wäre angesichts dieser untrüglichen Wahlverwandtschaft reizvoll gewesen, in die "Kollektion"-Ausgabe auch den bahnbrechenden Aufsatz von Dominique Aury zu übernehmen.
Der Westschweizer Literatur bescherte der Erfolg des Buchs in Paris neue Beachtung. 1972 bekam der Waadtländer Jacques Chessex für den ebenfalls von Marcel Schwander übersetzten Roman "Der Kinderfresser" den begehrtesten Literaturpreis. Corinna Bille wurde 1975 für "La Demoiselle sauvage" mit dem "Prix Goncourt de la Nouvelle" ausgezeichnet. Zweimal besuchte sie in diesen letzten Jahren ihres Lebens die Sowjetunion und schrieb darüber den Roman "Les Invités de Moscou", in dem fünf Teilnehmer der Schweizer Schriftstellerreise in Moskau ins Bordell wollen. Im heimischen Kanton Wallis wehten ihr und Maurice Chappaz, der sich in "Die Zuhälter des ewigen Schnees" mit der Tourismusbranche anlegte, ein feindlicher Wind entgegen. Verbal und tätlich wurde Chappaz angegriffen. Vor einem Bauer, der ihn mit dem Traktor überfahren wollte, konnte er sich nur durch einen kühnen Satz in den Straßengraben retten. Die Monopolzeitung "Le Nouvelliste" fasste Corinna Billes Bücher unter dem Begriff "traurige Schweinereien" zusammen. Sie starb 1979.
Ihre Rezeption seither war vom Niedergang ihrer Verlage (Benziger in der deutschen, Bertil Galland in der frankophonen Schweiz) bestimmt und blieb von den wechselnden Moden in Paris abhängig. Gegenwärtig ist der Rotpunkt Verlag bemüht, die Lücken ihrer Vermittlung in den deutschen Kulturraum zu überbrücken. Er hat verschiedene Übersetzungen vorgelegt und plant weitere. Zum hundertsten Geburtstag legt er erstmals S. Corinna Billes letzten Roman "Dunkle Wälder" vor. Bianca, fünfzig Jahre alt, verbringt den Sommer mit Hund und Katzen in ihrem Chalet; ihr Mann bleibt im Tal. Ihre Welt ist der Wald - aus dem sie von Guérin, einem Wanderknecht, mit den Geschenken der Natur überhäuft wird. Der kurze Roman liest sich wie ein Echo der Novelle "Schwarze Erdbeeren" und führt mit gleicher Konsequenz in die Tragödie: Tot wird Bianca in ihrem Chalet aufgefunden. Bezahlt hat auch diese Übersetzung die "CH-Reihe", ohne deren Finanzspritzen Corinna Billes Weltliteratur aus dem Wallis womöglich nie in deutscher Sprache erschienen wäre.
JÜRG ALTWEGG
S. Corinna Bille: "Schwarze Erdbeeren".
Nachwort von Monique Schwitter. Aus dem Französischen von Marcel Schwander. Verlag Nagel & Kimche, Zürich 2012. 178 S., geb., 19,90 [Euro].
S. Corinna Bille: "Dunkle Wälder".
Vorwort von M. Chappaz. Aus dem Französischen von Hilde von Fieguth. Rotpunkt Verlag, Zürich 2012. 160 S., geb., 18,50 [Euro].
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