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Die spannende Geschichte einer Jungenfreundschaft, die 1848 in Berlin spielt. Geschildert wird die Situation der einfachen Menschen, die Gründe, die zur Märzrevolution führten,die trügerische Hoffnung, die die Menschen schöpften, sowie die Situation und Lebensumstände der jüdischen Auswanderer aus Ost-Europa, die es nach Berlin verschlagen hatte.

Produktbeschreibung
Die spannende Geschichte einer Jungenfreundschaft, die 1848 in Berlin spielt. Geschildert wird die Situation der einfachen Menschen, die Gründe, die zur Märzrevolution führten,die trügerische Hoffnung, die die Menschen schöpften, sowie die Situation und Lebensumstände der jüdischen Auswanderer aus Ost-Europa, die es nach Berlin verschlagen hatte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.04.1998

Zaungäste der Revolution
Allzu angestrengt: Carlo Ross verzettelt sich in der Geschichte

Der historische Roman zählt zu den besonders beliebten Gattungen der Jugendliteratur. Vor allem zu runden Gedenktagen liefern die Autoren gern das passende Buch. So erscheint auch Carlo Ross' Berlin-Roman rechtzeitig zum Jahrestag der Revolution von 1848. Ross, bislang vor allem bekannt als Verfasser zweier hochgelobter Jugendbücher über den Holocaust, bezieht auch die jüdische Bevölkerung in seine Darstellung der Revolution ein. Damit betritt er Neuland; bislang beschränkte sich die Darstellung jüdischen Lebens in der deutschen Jugendliteratur vorwiegend auf Themen wie Judenverfolgung und Nationalsozialismus. Nun kann man jüdisches Leben aus einer anderen Perspektive kennenlernen: Im Rahmen einer klassischen Freundschaftsgeschichte zwischen den Jungen Fritz Puvogel und Simon Treidel erzählt der Autor von Armut, Hunger und dem alltäglichen Kampf ums Überleben im revolutionären Berlin. Beide Jungen gehören zu den Randgruppen der Gesellschaft: Fritz als Sohn eines Tagelöhners, der am Alkohol zugrunde geht, Simon als ehemaliges Mitglied einer jüdischen Kinderdiebesbande. Auf der Suche nach Arbeit geraten Fritz und Simon in Studentenversammlungen und werden Zeugen der Barrikadenkämpfe.

Das Bemühen des Autors, ein möglichst breites gesellschaftliches Panorama der vormärzlichen Verhältnisse zu entwerfen, wird dem Roman allerdings schnell zum Verhängnis. Die Geschichte verzettelt sich in allzu viele Handlungsstränge, und ihre Charaktere bleiben eindimensional. Auch erweist sich - der guten Intention zum Trotz - die Darstellung des ostjüdischen Milieus als zentrale Schwachstelle des Romans. Vor allem der stets angestrengt zur Schau getragene Toleranzgedanke verursacht Ungenauigkeiten und Vereinfachungen. So wird nicht zwischen Jiddisch und Hebräisch unterschieden, interkonfessionelle Ehen erscheinen alltäglich, zentrale politische Begriffe wie Antijudaismus und Emanzipation bleiben unerwähnt.

Vor allem Simon muß sich dem grenzenlosen Harmoniebedürfnis des Autors beugen: Nicht nur spricht er im Gegensatz zu seinem berlinernden Freund fehlerfreies Hochdeutsch, er läßt sich auch von Fritz zur Teilnahme an einem christlichen Gottesdienst bewegen und empfängt den Segen des protestantischen Geistlichen. Vollkommen realitätsfern erscheinen die Dialoge, in denen die Freunde mit großer Sachkenntnis über Religion, die Literatur Heines und den Freiheitsbegriff philosophieren. Der politische Anspruch des Romans ist trotz aller Anstrengungen auf der Strecke geblieben. Was der Untertitel verspricht - daß die Jungen mit auf die Barrikaden gehen -, findet nicht statt. Fritz und Simon werden vor ihrer Auswanderung nach Amerika bestenfalls zu Sympathisanten und Zeugen von Ereignissen, deren Hintergründe der Autor seinen Lesern leider nur in Ansätzen nahebringen kann.

GABRIELE VON GLASENAPP

Carlo Ross: "Dunkle Wolken über Berlin. Wie Simon und Fritz anno 1848 auf die Barrikaden gingen". C. Bertelsmann Verlag, München 1997. 192 S., 24,90 DM. Ab 12 J.

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