Abschriften und Kopien bringen eine spezifische Ästhetik hervor, die bislang im Schatten einer Ästhetik des 'Originals' stand und als entweder redundant oder als vernachlässigbar galt. Denn das Original eines Dokuments ist längst nicht mehr das Maß aller Dinge. Dennoch hat sein 'Anderes' vom Wertverfall des Originals nicht in gleichem Maße profitiert. Die spezifische Ästhetik von Abschriften, Duplikaten und Kopien wird von deren Geringschätzung nicht nur affiziert sondern von ihr oft allererst hervorgebracht: Kopien verblassen etwa aufgrund des dafür verwendeten Materials (Papier, Tinte, Graphit etc.), während Originale überwiegend geschützt werden. Zuweilen werden diese ästhetischen Dimensionen und die dahinterstehenden Operationen erst dann manifest, wenn, durch welche Umstände auch immer, die Kopie ohne das Original und damit singulär vorliegt. Wenn etwas kopiert wird, geht immer etwas verloren. Noch mehr geht verloren, wenn Kopien kopiert werden. Aber es kommt immer auch etwas hinzu - ein Grauton, ein Fleck, ein Abdruck: Signaturen einer bislang vernachlässigten Kulturtechnik.
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