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Lindqvist spannt einen Bogen zwischen dem Ende des 20. Jahrhunderts und der Kolonialzeit, zwischen den Ursprüngen des Rassismus und dem nationalsozialistischen Völkermord, zwischen Geschichte und Literatur. Fesselnd geschrieben ist das Buch Reisebericht, Thinkbook und historische Untersuchung in einem.

Produktbeschreibung
Lindqvist spannt einen Bogen zwischen dem Ende des 20. Jahrhunderts und der Kolonialzeit, zwischen den Ursprüngen des Rassismus und dem nationalsozialistischen Völkermord, zwischen Geschichte und Literatur. Fesselnd geschrieben ist das Buch Reisebericht, Thinkbook und historische Untersuchung in einem.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.08.1999

Ferne

"Durch das Herz der Finsternis" von Sven Lindqvist. Campus Verlag, Frankfurt/New York 1999. 230 Seiten, einige Abbildungen. Gebunden, 36 Mark. ISBN 3-593-36176-0

Man hat schon viele Männer - einige Frauen auch - vom Lesesessel daheim auf ihren beschwerlichen Reisen durch Afrika begleiten können, sich hineinziehen lassen in ihre Ängste, Hoffnungen und Entbehrungen. Waren es gute Autoren, schmeckte man mit ihnen den Staub, spürte die Hitze auf der Haut. Waren es ganz besonders gute Autoren, vermittelte sich einem beim Lesen sogar dieses ganz besondere Glücksgefühl, das sich in manchen Momenten in Afrika einstellt, wenn man unmittelbar begreift, wie schön es sein kann, gerade in diesem Augenblick auf diesem auch wunderbaren Kontinent zu sein. Doch so beschwert wie diesen Autor hat man noch keinen anderen erlebt in Afrika. Nicht nur, dass er auf seinem langen, mühsamen Weg durch die Sahara mit dem Bus oder, besser: mit zahlreichen Fahrzeugen, die in früheren Leben womöglich Bussen ähnlich waren, einen schweren Koffer, einen schweren Computer und hundert Disketten mitschleppt, "luftdicht verpackt. Eine komplette Bibliothek" - auch der Kopf ist ihm von Anfang an schwer von all dem Elend, über das er schon zu Hause gelesen hatte. Der Anmerkungsapparat zu seinem eigenen Buch füllt viele Seiten. Ein Satz von Joseph Conrad ist ihm Antrieb und immer wieder umkreister Mittelpunkt seines eigenen Nachdenkens und Hinschauens und Herlesens über Afrika zugleich. "Schlagt diese Bestien alle tot", heißt es in Conrads Erzählung "Herz der Finsternis". Der schwedische Literaturwissenschaftler und Autor Sven Lindqvist ist durch Afrika gereist, um unterwegs über das Unrecht der Kolonialmächte zu schreiben. Ob das eine gute Idee war, ist nicht wichtig. Das Ergebnis jedenfalls enttäuscht. Sein Protokoll "Durch das Herz der Finsternis" ist keine Reisebeschreibung, aber auch keine Geschichtsanalyse, sondern von beidem ein wenig, dabei von beidem zu wenig. Dazu Erinnerung an die eigene Kindheit ganz woanders. An die Großmutter, die süßlich-sauer roch und deshalb in der Küche essen musste. Immer wieder kommt der Autor vom Stöckchen aufs Hölzchen - und selten findet er zurück. Die Gedankenhäufchen, die er unterwegs ansammelt, sind modisch durchnummeriert. Sonst ist keine Logik zu erkennen. Ein seltsames Buch, unentschieden, stellenweise wie zerrissen. Man liest es und weiß, dass der Autor recht hat mit jedem Satz - bis hin zur allerletzten Schlussfolgerung im 169. Kapitel: "Nicht an Wissen mangelt es uns. Was fehlt, ist der Mut, begreifen zu wollen, was wir wissen, und daraus die Konsequenzen zu ziehen." Doch Afrika ist längst ganz weit weg. Was Lindquvist der Wirklichkeit dort abgerungen hat, ist nicht der Rede wert. Insofern war die Reise vergebens. (A.O.)

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