Die halbe Welt fährt durch Müllheim. Der Ort liegt an der schweizerischen Hauptstraße 1, einem alten Verkehrsweg, unweit vom Bodensee. Sie führt durch eine "absolute Menschenlandschaft" und also mitten in Zsuzsanna Gahses neues Prosawerk. In einer Fülle von sich verzahnenden Begegnungen, Geschichten und allerlei Feldforschungen entwickelt die Autorin eine literarische Topografie von Müllheim/Thur. Schon bald wird klar: "Solche Straßen sind eine Welt für sich."Hin und wieder hält jemand an und besucht die Ich-Erzählerin. Bodo aus Wien und der Wolkenzähler aus Basel schmieden gemeinsam mit ihr am Plan für eine Freilufttheater-Aufführung auf dem Dorfplatz. Auf dem Dachboden des Hauses richten sie ein Archiv ein: einen Fundus aller möglichen Charaktere, eine Porträtsammlung aus Kleinst- und Beinahegeschichten, winzigen Stills. Und unter der Hand entsteht aus dieser heutigen Commedia dell'arte-Garderobe eine kleine, feine Phänomenologie der Körpersprachen.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
An der "Straße Nr. 1", der wichtigsten Ost-West-Verbindung der Schweiz, liegt nicht nur das Örtchen Müllheim an der Thur, sondern es wohnt da auch Zsuzsanna Gahse, die vom Fenster aus den sich "durch und durch" wälzenden Verkehr beobachtet. Und diese Beobachtungen von Autos und Menschen, von "Traktoren, Lastwagen, Panzern, Reisebussen" hier notiert hat, und nicht nur das: Hineingewoben ins Vorüberfahrende wird Vergangenes, Dorfgeschichten etwa, Mythisches, Provinz und Weltverkehr. Unverkennbar hat der Rezensent Andreas Nentwich das gerne gelesen und fasst es so zusammen: "poetische Anthropologie mit Dorfplatz, Heimatspiel aus der globalen Steppe".
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH