Oskar Pastior war der größte Sprachartist, Wortspieler, Buchstabenphantast und Lautpoet. Seine Gedichte wirbeln die Sprache durcheinander, dass das Sinnvolle ganz unsinnig klingt und das Absurde plötzlich logisch erscheint. Diese spielerische Seite, die Lust, das Raffinierte, Überraschende und immer Unerwartete - all das begeistert an den Gedichten Pastiors.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.01.2008Der Querulant
Wer wissen will, welche Art von Versen entstanden wäre, hätte man Celan beim Dichten ein wenig an den Füßen gekitzelt, wer Wilhelm Buschs "Naturgeschichtliches Alphabet", variiert als linguistisches Alphabet, unter dem Titel "Requiem für Querulanten" lesen will und über Oskar Pastior nicht viel mehr weiß, als dass er im Jahr 2006 den Büchnerpreis bekommen hat, der sollte nun zugreifen. "durch - und zurück" heißt die Gedichtsammlung, die Michael Lentz zusammengetragen hat. Gern hätte man in dem informativen Nachwort genauer erfahren, nach welchen Kriterien Lentz die dreihundert chronologisch angeordneten Gedichte des 1927 in Hermannstadt/Sibiu geborenen Dichters aus teilweise vergriffenen Einzelbänden ausgewählt hat. Dem Lesevergnügen tut das aber keinen Abbruch. Pastiors leichtfüßige Verse laden, mal gereimt, mal ungereimt, zu einer Reise in das Reich der Sprachspiele ein, wo formale und semantische Zaubertricks und der irrwitzige, wenngleich nie respektlose Umgang mit der abendländischen Dichtertradition herrschen. Da wird Goethe ein wenig am Rock gezupft, mit "Hefte des Lehms" zu Hölderlin hinübergezwinkert, und flink huscht das lyrische Ich noch einmal hinauf auf den Gipfel des Mont Ventoux. Pastior, so wird hier deutlich, hat über die Jahrzehnte seine vielsinnige Sprachartistik immer feiner ausgesponnen. (Oskar Pastior: "durch - und zurück". Gedichte. Herausgegeben von Michael Lentz. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2007. 320 S., geb., 9,95 [Euro].) troe
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Wer wissen will, welche Art von Versen entstanden wäre, hätte man Celan beim Dichten ein wenig an den Füßen gekitzelt, wer Wilhelm Buschs "Naturgeschichtliches Alphabet", variiert als linguistisches Alphabet, unter dem Titel "Requiem für Querulanten" lesen will und über Oskar Pastior nicht viel mehr weiß, als dass er im Jahr 2006 den Büchnerpreis bekommen hat, der sollte nun zugreifen. "durch - und zurück" heißt die Gedichtsammlung, die Michael Lentz zusammengetragen hat. Gern hätte man in dem informativen Nachwort genauer erfahren, nach welchen Kriterien Lentz die dreihundert chronologisch angeordneten Gedichte des 1927 in Hermannstadt/Sibiu geborenen Dichters aus teilweise vergriffenen Einzelbänden ausgewählt hat. Dem Lesevergnügen tut das aber keinen Abbruch. Pastiors leichtfüßige Verse laden, mal gereimt, mal ungereimt, zu einer Reise in das Reich der Sprachspiele ein, wo formale und semantische Zaubertricks und der irrwitzige, wenngleich nie respektlose Umgang mit der abendländischen Dichtertradition herrschen. Da wird Goethe ein wenig am Rock gezupft, mit "Hefte des Lehms" zu Hölderlin hinübergezwinkert, und flink huscht das lyrische Ich noch einmal hinauf auf den Gipfel des Mont Ventoux. Pastior, so wird hier deutlich, hat über die Jahrzehnte seine vielsinnige Sprachartistik immer feiner ausgesponnen. (Oskar Pastior: "durch - und zurück". Gedichte. Herausgegeben von Michael Lentz. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2007. 320 S., geb., 9,95 [Euro].) troe
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