Bachelorarbeit aus dem Jahr 2023 im Fachbereich Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Literaturwissenschaft, Note: 15, Justus-Liebig-Universität Gießen (Institut für Germanistik), Sprache: Deutsch, Abstract: Das menschliche Selbstverständnis gründet sich auf eine Abgrenzung von tierlichen Lebewesen und eine Herausstellung genuin menschlicher Eigenschaften. Die Frage nach der menschlichen Identität ist also immer auch eine Frage nach der Art der Beziehung des Menschen zu nicht-menschlichen Lebewesen, die sich unter anderem in der (auch künstlerischen und literarischen) Darstellung jener Lebewesen aus menschlicher Perspektive herauskristallisiert. Diese für unseren Kulturkreis typische Art nicht-menschliche Tiere zu sehen gründet auf eine philosophische, naturwissenschaftliche und ästhetische Argumentationstradition, in der sich ein "Mechanismus der Selbstaufwertung" realisiert. Erste schriftliche Überlegungen zur Abgrenzung des Menschen von seiner Umwelt finden sich bereits in der Antike bei Aristoteles. Die Herrschaft über die Tiere wurde im christlichen Mittelalter durch den göttlichen Auftrag weiter zementiert und Descartes verstärkte diesen Anspruch durch die Theorie, dass Tiere ähnlich wie Maschinen automatisch funktionierten, bar jeder Vernunft, Eigenständigkeit und Schmerzempfindens. Allerdings wird der bis heute vorherrschende Anthropozentrismus zunehmend infrage gestellt, was sich an einem gesellschaftlichen "Diskurs über Tiere zu den verschiedenen tierethischen Problemen: Klimawandel, Artensterben, Zoonosen" und einer Wende in den Wissenschaften zeigt. Denn auch in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften ¿ im anglophonen Raum: Humanities - waren nicht-menschliche Tiere passive Objekte. Der im Jahr 2007 verortete Animal Turn steht für eine Wende in diesen Wissenschaften und ist als Ausgangspunkt für die Entstehung der Animal Studies zu sehen, welche die Human-Animal Studies (HAS), die Critical Animal Studies oder auch Cultural Animal Studies, ebenso wie Zooanthropology oder Humanimalia einschließen. Diese Forschungsfelder ermöglichen einen neuen Blickwinkel auf die bislang unsichtbaren Tiere in der Forschung, die nun "die Geschichte des Tier-Übersehens [...] systematisch kritisiert und die neu erreichte Tier-Aufmerksamkeit als eine [...] verunsichernde Herausforderung begreift.¿ Dies geht einher mit einem neuen Gegenstandsbereich und einer kritischen Auseinandersetzung mit den bisherigen Begriffen und Methoden.
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