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Vor 200 Jahren, am 22. Juni 1822, verstarb E. T. A. Hoffmann. Der Romantiker Sir Walter Scott (1771-1833) schrieb über den Romantiker E. T. A. Hoffmann (1776-1822) - wir bringen dieses Rarissimum erstmals vollständig in deutscher Übersetzung.Scott beschreibt das Übernatürliche, Außerweltliche im Werk seines deutschen Zeitgenossen, zuweilen auch kritisch; seine Sicht überzeugte auch Goethe, dessen Einlassung zu Hoffmann wir im Anhang bringen.Der Herausgeber Till Kinzel, habilitierter Anglist, hat diesen Fund übersetzt, kundig kommentiert und mit einer Bibliografie versehen.

Produktbeschreibung
Vor 200 Jahren, am 22. Juni 1822, verstarb E. T. A. Hoffmann. Der Romantiker Sir Walter Scott (1771-1833) schrieb über den Romantiker E. T. A. Hoffmann (1776-1822) - wir bringen dieses Rarissimum erstmals vollständig in deutscher Übersetzung.Scott beschreibt das Übernatürliche, Außerweltliche im Werk seines deutschen Zeitgenossen, zuweilen auch kritisch; seine Sicht überzeugte auch Goethe, dessen Einlassung zu Hoffmann wir im Anhang bringen.Der Herausgeber Till Kinzel, habilitierter Anglist, hat diesen Fund übersetzt, kundig kommentiert und mit einer Bibliografie versehen.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Alexander Kosenina begrüßt die von dem Literaturwissenschaftler Till Kinzel erstmals vollständig ins Deutsche übertragene Ausgabe von Walter Scotts Essay über E. T. A. Hoffmann. So lässt sich noch einmal nachvollziehen, wie das Bild vom "bizarren Gespenster-Hoffmann" entstand, meint er. Der romantische Erfolgsautor Scott skizziert zunächst poetologische Kategorien wie "Geist", "Fantasie" oder "Einbildungskraft", kommt dann auf Chamisso, Fouqué oder Musäus zu sprechen, um schließlich nicht ohne Sympathie Hoffmanns Werke auf "Hirngespinste" abzuklopfen, resümiert der Kritiker. Kinzels informative Erläuterungen runden den Text ab, schließt er.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.09.2022

Träume einer überhitzten Phantasie
Walter Scotts Essay über E.­T. A. Hoffmann, erstmals vollständig übersetzt

Was 1827 als Rezension von Julius Eduard Hitzigs erster Biographie E. T. A. Hoffmanns sowie der "Nachtstücke" und der "Serapions-Brüder" erschien, wuchs sich rasch zu dem längeren Essay "On the Supernatural in Fictitious Composition" aus. Es spricht der Romantiker Sir Walter Scott, der mit diesem Text maßgeblich zum kritischen Bild des bizarren, verrückten Gespenster-Hoffmann beitrug. Goethe hat das mit einem Rezensionsauszug noch verstärkt, natürlich lässt er sich Scotts Bemerkung, Hoffmanns serapiontische Selbstbefeuerungen glichen doch sehr einem übermäßigen Opium-Konsum, nicht entgehen. Zu sehr entspricht das seiner eigenen, von Eckermann überlieferten These von der Klassik als Ausdruck des Gesunden und der Romantik als dem des Kranken.

Während Goethe den zweiten Titelbegriff mit "fabelhaften Erzählungen" wiedergibt, entscheidet sich Till Kinzel in seiner bislang ersten vollständigen Übersetzung für "fiktionale Werke", um die Wirklichkeitserfindung auf verschiedene Genres anzuwenden. Auch der erste Begriff gewinnt in den klugen Sacherläuterungen und eingefügten englischen Originalwendungen überzeugend an Profil. Denn Scott spricht auf den ersten vierzig Seiten noch gar nicht über Hoffmann, sondern von poetologischen Kategorien wie Geist (wit), Einbildungskraft (imagination), Phantasie (fancy), Geheimnisvolles (mysterious) und Phantastik (fantastic mode). Bevor er sich dem Multitalent Hoffmann zuwendet, den er als Musiker kapriziös, als Zeichner karikaturistisch und als Erzähler phantastisch extravagant nennt, handelt er von Chamisso, Fouqué oder Musäus. Kaum zufällig präsentiert im gleichen Jahr Thomas Carlyle dem englischen Publikum genau diese Gruppe, zusammen mit Tieck oder Jean Paul, in einer Auswahl von "German Romance".

Diese Popularität, nicht nur in Großbritannien, konnte Scotts Kritik nicht bremsen. Sie ist auch von großer Anerkennung für Hoffmanns Talent getragen, das er Scotts konträrem Romantikverständnis zufolge besser hätte anwenden können. Hoffmann gegen seine glühenden Hirngespinste die Selbsttherapie Friedrich Nicolais zu empfehlen, der unliebsame Phantasmen mittels Blutegel am After erfolgreich ableitete, was dann auch Goethe mit dem Proktophantasmisten im "Faust" parodiert, ist natürlich böse Polemik. Konrektor Paulmann greift sie im "Goldenen Topf" übrigens selbst spöttisch auf, was Hoffmanns wendigen Perspektivismus beweist. Er versteht es meisterhaft, Verbindungen zwischen eigenen psychischen Sonderzuständen und der Erfindung unglaublich bizarrer Typen "in Callots Manier" herzustellen.

Solche Zusammenhänge decken Scotts hellsichtige Deutungen von "Das Majorat" und "Der Sandmann" bestens auf. Seine Kritik bedeutet insofern zwar eine Abgrenzung in eigener Sache, zugleich eine unbeabsichtigte Empfehlung von E.T.A. Hoffmanns ungeheurer Modernität. Ohne die von Scott bemängelten "Träume einer überhitzten Phantasie" würde er heute, zweihundert Jahre nach seinem Tod, wohl kaum so stark nachgefragt und lebendig diskutiert werden. ALEXANDER KOSENINA

Sir Walter Scott: "E. T. A. Hoffmann und das Übernatürliche".

Aus dem Englischen, mit Anmerkungen und Nachwort von Till Kinzel. Karolinger Verlag, Wien 2022. 134 S., geb., 22,- Euro.

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