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Everyone knows the basics of punctuation, surely? Aren't we all taught at school how to use full stops, commas and question marks? And yet we see ignorance and indifference everywhere. "Its Summer!" says a sign that cries out for an apostrophe. "ANTIQUE,S," says another, bizarrely. "Pansy's ready," we learn to our considerable interest ("Is she?"), as wie browse among the bedding plants.

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Produktbeschreibung
Everyone knows the basics of punctuation, surely? Aren't we all taught at school how to use full stops, commas and question marks? And yet we see ignorance and indifference everywhere. "Its Summer!" says a sign that cries out for an apostrophe. "ANTIQUE,S," says another, bizarrely. "Pansy's ready," we learn to our considerable interest ("Is she?"), as wie browse among the bedding plants.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.01.2004

Gepunktet
Eine Polemik zur Orthographie wird zum britischen Bestseller

LONDON, 6. Januar.

Es war nicht mehr als ein falsch plazierter Punkt, der den Verlauf einer der unrühmlichsten Episoden in der Geschichte des britischen Empire bestimmte: So jedenfalls will es die britische Autorin Lynne Truss in einem leidenschaftlichen Plädoyer für die korrekte Zeichensetzung. Sie nimmt sich ein Telegramm der Siedler in Johannesburg an Dr. Leander Starr Jameson, den britischen Vertreter der Südafrika-Kompanie, vor und behauptet, daß dieser den Text aufgrund des eingefügten Punktes als dringenden Hilferuf interpretierte. Hätte das Zeichen an anderer Stelle gestanden, wäre Jameson an jenem 29. Dezember 1895 nicht mit seinen 470 Berittenen aufgebrochen, um das Buren-Regime in Johannesburg umzustoßen. Denn dann hätte das Telegramm die Botschaft enthalten, daß Jameson bis auf weiteres warten solle. Wollte man in diesem Sinne fortfahren, so ließe sich argumentieren, daß es ohne den Punkt nicht zu der in London als Provokation empfundenen Krüger-Depesche Wilhelms II. gekommen wäre, in dem der Kaiser dem Burenpräsidenten zur Abwehr von Jamesons Einfall gratulierte. Wer weiß, was der Welt noch erspart geblieben wäre, wenn der Verfasser des Telegramms die Regeln der Grammatik beherrscht hätte.

Leider kann die Darstellung nicht durch die Geschichte belegt werden. Tatsächlich war der Einfall Teil einer Verschwörung von Cecil Rhodes, dem Gouverneur von Südafrika, dem britischen Weltreich das reiche Transvaal einzuverleiben, und Jameson, der in diese Pläne eingeweiht war, wollte sich mit Ruhm bedecken. Als Beispiel für die fatalen Folgen der schlampigen Zeichensetzung war die Episode wohl zu schön, als daß sich Lynne Truss durch die Fakten abhalten ließ. Und wer will es so genau nehmen, wenn jemand eine Lanze bricht für die altmodische Tugend der Interpunktion? Ihr schmaler Band "Eats, Shoots & Leaves - The Zero Tolerance Approach to Punctuation" (Profile, 9,99 Pfund), ohne Vorauswerbung erschienen in einem kleinen Verlag, ist in Großbritannien überraschend zum Weihnachtsbestseller geworden. Die Auflage stieg innerhalb weniger Wochen von 15 000 auf 165 000 Exemplare, und die Autorin, die sich bislang ein hartes Brot als Romanschriftstellerin und Autorin von Rundfunkstücken verdiente, wird plötzlich überall zu Wort gebeten.

Der Doppelsinn des skurrilen Titels läßt sich nicht ins Deutsche übertragen. "Eats, shoots and leaves", "Ißt, schießt und geht", heißt im Englischen ohne Komma etwas ganz anderes: "Ißt Sprossen und Blätter". Lynne Truss bezieht sich auf eine Anekdote über einen Panda, der ein Lokal betritt, ein Sandwich ißt und beim Gehen zwei Schüsse abgibt. Zur Erklärung wirft er dem verblüfften Kellner ein Handbuch über die Tier- und Pflanzenwelt zu, in dem eben steht, daß der Panda ein großes, schwarzweißes Säugetier aus China sei, das "ißt, schießt und geht".

Wie Karl Kraus, der sich die Nazi-Parole "Deutschland erwache!" zu eigen gemacht hat, um aus dem fehlenden Komma hinter Deutschland die ganze Barbarei des Regimes abzulesen, sieht Lynne Truss den Niedergang der Zeichensetzung als Folge der progressiven Bildungspolitik der sechziger Jahre, die den Kindern jede Freiheit ließ, um ihre Kreativität und Selbstdarstellung durch kleinliche grammatikalische Vorschriften ja nicht zu hemmen. Im Plauderton schreibt sie sich die Wut von der Seele, in die sie ein fehlendes Komma, ein falscher Bindestrich oder ein überflüssiger Apostroph versetzen kann. Selbstironisch berichtet sie von der Einsamkeit der Pedanten, die versucht sind, die Waffe zu ziehen, wenn selbst der für Erziehungsfragen zuständige Funktionär der Lehrergewerkschaft nicht mit dem Apostroph umzugehen weiß. Zeichensetzung sei mit Manieren vergleichbar, behauptet die Autorin, eine Höflichkeit, die dem Leser helfe, eine "Geschichte zu verstehen, ohne zu stolpern".

Zu den amüsanten Bespielen, die Lynne Truss anführt, gehört das umstrittene Irak-Dossier, das die britische Regierung zur Rechtfertigung ihrer Politik gegenüber dem Regime in Bagdad veröffentlichte. Ein Politikwissenschaftler in Cambridge konnte nicht zuletzt aufgrund eines Zeichenfehlers nachweisen, daß das Dokument "Wort für Wort, falsch gesetztes Komma für falsch gesetztes Komma" von einer zwölf Jahre alten Doktorarbeit übernommen worden war. Die Beamten in Whitehall waren in der englischen Grammatik offenbar genauso unsicher wie der ausländische Doktorand, dessen Arbeit sie plagiiert hatten.

Offenbar sind es nicht nur die Mitglieder der "Gesellschaft zum Schutz des Apostrophs" - die es tatsächlich gibt! -, die sich hinreichend für das Thema interessieren, um einer Polemik über die Zeichensetzung zu einem Erfolg zu verhelfen, der sonst eher Sex-Handbüchern, Memoiren von Fußballhelden, Fernsehköchen oder Fantasy-Romanen zuteil wird. Besserwisser fühlen sich von dem Buch bestätigt (auch wenn manche bemängeln, daß Lynne Truss nicht streng genug sei), und Ungeschulte können nachschlagen, wie man es richtig macht.

Einen Vorgeschmack der Resonanz, die "Eats, Shoots and Leaves" gefunden hat, erhielt Lynne Truss bereits vor einigen Monaten, als sie im "Daily Telegraph" von ihrer Absicht berichtete, über die Zeichensetzung zu schreiben. Sie erhielt fast tausend Zuschriften von Lesern, die sie mit Beispielen überschütteten. Ihr Buch ist dem Angedenken der bolschewistischen Drucker in Sankt Petersburg gewidmet, die "1905 dieselbe Rate für Zeichen wie für Buchstaben verlangten und somit die erste russische Revolution direkt beschleunigten". Fast hundert Jahre später erklingt der Ruf "Pedanten aller Welt, vereinigt euch!" - und die Briten erhören ihn zu Tausenden.

GINA THOMAS

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