Die Montage bearbeitet also das Material des Films wie der Tod das Leben bearbeitet. (P.P.Pasolini) Pier Paolo Pasolini gilt bis heute als einer der vielfältigsten Persönlichkeiten der italienischen Kulturszene, dessen heterogenes Werk stark provozierte. Stets spielte dabei der Begriff der Realität eine wichtige Rolle, aber hat Pasolini gedanklich einen Wandel vollzogen in seinem sowohl auf ästhetischer als auch thematischer Ebene offensichtlich kontroversen Werk, oder beschäftigte er sich nur aus immer neuen Perspektiven mit seinem Begriff von Realität? Mittels einer Analyse der für ihn fundamentalen Montage seiner beiden Filme Mamma Roma und Medea, sowie seiner Filmtheorie wird ein Umdenken in Pasolinis Realitätsauffassung beschrieben, das in engem Zusammenhang zu den gesellschaftlichen Umbrüchen Ende der 60er Jahre steht. Die anfänglich paradox scheinende Tatsache, dass Pasolini sein Streben nach einer einheitlichen Realität in dem Moment aufgibt, in dem er eine Vereinheitlichung in der Gesellschaft wahrnimmt, ist dabei kein Gegensatz. Die veränderten Umstände zwingen ihn seine bisherige Vorstellung aufzugeben um seine kritische Position beibehalten zu können.