Das "Buch von Kaiser Sigmund" des Eberhard Windeck, eines Mainzer Zeitgenossen Johannes Gutenbergs, ist das einzige Beispiel einer deutschen Königschronik des 15. Jahrhunderts. Die Lebensumstände des um 1440 verstorbenen Windeck lassen Rückschlüsse auf die Hintergründe der Entstehung seines außergewöhnlichen Werkes zu: Noch Jahre nach seinen Aufenthalten am Hof Sigmunds versuchte er, aus seiner früheren Tätigkeit Prestige im Kampf um seine Etablierung in der Gesellschaft seiner Heimatstadt zu ziehen. Die Chronik kann in diesem Zusammenhang als ein Vermächtnis des Autors für seine Erben gedeutet werden. Zugleich weist das Werk aber über Windeck und seine Heimatstadt hinaus. So identifizierten sich in den 1440er Jahren Käufer vom Oberrhein über Nürnberg bis nach Eger mit Windecks Sicht auf Sigmunds Regierungszeit und erwarben hochwertige illustrierte Exemplare der Chronik.Joachim Schneider zeigt, wie sich hier die individuelle Biographie und Familiengeschichte Windecks mit Stadt-, Regional- und Reichsgeschichte sowie der Herrschergeschichte des 15. Jahrhunderts in ihren europaweiten Bezügen in selten eindrücklicher Weise verbanden.