Newbery Honor- and Scott O'Dell Award-winning author Lauren Wolk returns with the story of an unforgettable young heroine in Depression-era Maine, navigating the rocky terrain of her new life on Echo Mountain, now in paperback. When the Great Depression takes almost everything they own, Ellie's family is forced to leave their home in town and start over in the untamed forests of nearby Echo Mountain. Ellie has found a welcome freedom, and a love of the natural world, in her new life on the mountain. But there is little joy, even for Ellie, as her family struggles with the aftermath of an accident that has left her father in a coma. An accident unfairly blamed on Ellie. Determined to help her father, Ellie will make her way to the top of the mountain in search of the healing secrets of a woman known only as "the hag." But the hag, and the mountain, still have many untold stories left to reveal and, with them, a fresh chance at happiness. Echo Mountain is celebration of finding your own path and becoming your truest self. Newbery Honor- and Scott O'Dell Award-winning author Lauren Wolk weaves a stunning tale of resilience, persistence, and friendship across three generations of families, set against the rough and ragged beauty of the mountain they all call home.
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Frankfurter Allgemeine ZeitungDas Mädchen, das weiß, was zu tun ist
Lauren Wolk erzählt vom Leben in der Wildnis
"Vermutlich konnte jeder Zufluchtsort ein Zuhause sein, solange es sich so anfühlte", denkt sich Ellie. Obwohl das für ihre Mutter und ihre Schwester ganz anders ist. Die wollen das Zuhause in der Zuflucht nicht sehen, bitterarm und fern von der Stadt, den Elementen ausgesetzt. Die Familie, die im Zug der Weltwirtschaftskrise alles verliert und aus der Stadt, als Schneidermeister und Musiklehrerin, mit drei Kindern in die Bergregion zieht, kämpft im selbst gebauten Holzhaus ums Überleben. Für Ellie und ihren Vater aber wird diese ungewohnte Umgebung schnell ein Zuhause.
Warum das so ist, bildet das Herz von Lauren Wolks "Echo Mountain", dem in der deutschen Ausgabe der Untertitel "Ellie geht ihren eigenen Weg" beigegeben worden ist. Was man sowieso schon versteht nach einem Auftaktsatz wie diesem: "Der Erste, dem ich das Leben gerettet habe, war ein Hund." Ellie ist in diesem rauen Jahr 1934 erst zwölf Jahre alt, sie kann jäten, pflügen, angeln. Ellie weiß meistens, was zu tun ist. Und wenn nicht, dann probiert sie etwas aus. Den Vater mit selbst gebrauten Tränken ins Leben zurückzuholen, zum Beispiel.
Es ist ihr nicht in die Wiege gelegt worden, Land urbar zu machen, Tiere und Menschen zu retten aber wohl schon. Wie ihr Vater kann sie damit umgehen, dass ein Zuhause durchaus auch ein Ort der Gefahren sein kann. Sie fühlen das Wetter und die Jahreszeiten, sie haben ein Gespür für die Natur, und sie verstehen die Lebewesen, die Tiere wie die Pflanzen, als Partner in einer gemeinsam bewohnten Welt. Es ist eine Mischung aus Härte und Einklang, die Wolk am Echo Mountain schildert. Damit die Familie nicht verhungert, muss gejagt werden. Um an den Honig als Wundheilmittel zu kommen, muss man viele Stiche in Kauf nehmen - und den Tod der Wildbienen, die doch Freunde sind.
Doch Ellies Sensorium ist noch viel genauer. In Wolks Schilderung spürt Ellie körperlich den Schmerz der betrogenen Bienen, denen sie den Honig raubt, rauben muss. Ellies Verständnis der Zusammenhänge deutet früh an, dass da ein Mädchen mit heilenden Kräften heranwächst. Daher rührt die bisweilen regelrecht lyrische Sprache, die Birgitt Kollmann für das amerikanische Original gefunden hat. Wolk wiederum findet auch eine Sprache für die Sprachlosigkeit zwischen Ellie, ihrer älteren Schwester Esther und ihrer Mutter. Denn das patente Kind, das für das Überleben der ganzen Familie sorgt, ist zugleich das schwarze Schaf, dem man anlastet, am schweren Unfall und am Koma des Vaters schuld zu sein. Das lastet schwer auf Ellie, und Wolk, die so vieles erst einmal bewusst rätselhaft und vage lässt, erzählt zwar nicht den ganzen Hergang sofort - dass Ellie aber niemals das Leben eines anderen aufs Spiel setzen würde, ahnen, ach was, wissen die Leser von Anfang an.
In dieser Grundgewissheit kann Wolk, die 1956 geboren wurde und erst 2017 ihren ersten Kinderroman veröffentlicht hat, viele andere Ungewissheiten und auch Härten entfalten. Wolk hat schon in "Das Jahr, in dem ich lügen lernte" (2019) das moralische Dilemma eines Kindes erzählt, das für das Gute, das es tun will, die von den Erwachsenen vorgegebenen Regeln brechen muss. Zur Vertrauenskrise kommt gewissermaßen Ellies Zutrauenskrise, die dazu führt, dass eine vermeintliche Hexe namens Cate zur engen Vertrauten Ellies wird.
Die Notwendigkeit des Schicksals, die mit ein paar handgeschnitzten Figürchen beginnt, die Ellie findet, und in eine Art Familiensaga mündet, würde man sich etwas weniger pathetisch und passgenau wünschen. Gegen Ende mündet diese Haltung in eine Art Auflösungsgalopp, der ein wenig zu schlicht ist im Vergleich zu der Mühe, den Berg von "Echo Mountain" literarisch aufzutürmen.
Wenn sich am Ende herausstellt, wie alle Personen, auch der geheimnisvolle Figurenschnitzer, miteinander zusammenhängen, erklärt sich auch, was der Eingangssatz mit dem Namen von Cates Hund zu tun hat - und mit Florence Nightingale. Oder wie Cate sagt: "Manchmal geschehen Dinge ungeordnet oder nach ihrer eigenen Ordnung. Aber wenn man sich nicht zu viele Gedanken über die richtige Reihenfolge macht, dann sieht man durchaus den Sinn dahinter." EVA-MARIA MAGEL
Lauren Wolk: "Echo Mountain". Roman.
Aus dem Englischen von Birgitt Kollmann. Hanser Verlag, München 2021. 384 S., geb., 17,- Euro. Ab 11 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Lauren Wolk erzählt vom Leben in der Wildnis
"Vermutlich konnte jeder Zufluchtsort ein Zuhause sein, solange es sich so anfühlte", denkt sich Ellie. Obwohl das für ihre Mutter und ihre Schwester ganz anders ist. Die wollen das Zuhause in der Zuflucht nicht sehen, bitterarm und fern von der Stadt, den Elementen ausgesetzt. Die Familie, die im Zug der Weltwirtschaftskrise alles verliert und aus der Stadt, als Schneidermeister und Musiklehrerin, mit drei Kindern in die Bergregion zieht, kämpft im selbst gebauten Holzhaus ums Überleben. Für Ellie und ihren Vater aber wird diese ungewohnte Umgebung schnell ein Zuhause.
Warum das so ist, bildet das Herz von Lauren Wolks "Echo Mountain", dem in der deutschen Ausgabe der Untertitel "Ellie geht ihren eigenen Weg" beigegeben worden ist. Was man sowieso schon versteht nach einem Auftaktsatz wie diesem: "Der Erste, dem ich das Leben gerettet habe, war ein Hund." Ellie ist in diesem rauen Jahr 1934 erst zwölf Jahre alt, sie kann jäten, pflügen, angeln. Ellie weiß meistens, was zu tun ist. Und wenn nicht, dann probiert sie etwas aus. Den Vater mit selbst gebrauten Tränken ins Leben zurückzuholen, zum Beispiel.
Es ist ihr nicht in die Wiege gelegt worden, Land urbar zu machen, Tiere und Menschen zu retten aber wohl schon. Wie ihr Vater kann sie damit umgehen, dass ein Zuhause durchaus auch ein Ort der Gefahren sein kann. Sie fühlen das Wetter und die Jahreszeiten, sie haben ein Gespür für die Natur, und sie verstehen die Lebewesen, die Tiere wie die Pflanzen, als Partner in einer gemeinsam bewohnten Welt. Es ist eine Mischung aus Härte und Einklang, die Wolk am Echo Mountain schildert. Damit die Familie nicht verhungert, muss gejagt werden. Um an den Honig als Wundheilmittel zu kommen, muss man viele Stiche in Kauf nehmen - und den Tod der Wildbienen, die doch Freunde sind.
Doch Ellies Sensorium ist noch viel genauer. In Wolks Schilderung spürt Ellie körperlich den Schmerz der betrogenen Bienen, denen sie den Honig raubt, rauben muss. Ellies Verständnis der Zusammenhänge deutet früh an, dass da ein Mädchen mit heilenden Kräften heranwächst. Daher rührt die bisweilen regelrecht lyrische Sprache, die Birgitt Kollmann für das amerikanische Original gefunden hat. Wolk wiederum findet auch eine Sprache für die Sprachlosigkeit zwischen Ellie, ihrer älteren Schwester Esther und ihrer Mutter. Denn das patente Kind, das für das Überleben der ganzen Familie sorgt, ist zugleich das schwarze Schaf, dem man anlastet, am schweren Unfall und am Koma des Vaters schuld zu sein. Das lastet schwer auf Ellie, und Wolk, die so vieles erst einmal bewusst rätselhaft und vage lässt, erzählt zwar nicht den ganzen Hergang sofort - dass Ellie aber niemals das Leben eines anderen aufs Spiel setzen würde, ahnen, ach was, wissen die Leser von Anfang an.
In dieser Grundgewissheit kann Wolk, die 1956 geboren wurde und erst 2017 ihren ersten Kinderroman veröffentlicht hat, viele andere Ungewissheiten und auch Härten entfalten. Wolk hat schon in "Das Jahr, in dem ich lügen lernte" (2019) das moralische Dilemma eines Kindes erzählt, das für das Gute, das es tun will, die von den Erwachsenen vorgegebenen Regeln brechen muss. Zur Vertrauenskrise kommt gewissermaßen Ellies Zutrauenskrise, die dazu führt, dass eine vermeintliche Hexe namens Cate zur engen Vertrauten Ellies wird.
Die Notwendigkeit des Schicksals, die mit ein paar handgeschnitzten Figürchen beginnt, die Ellie findet, und in eine Art Familiensaga mündet, würde man sich etwas weniger pathetisch und passgenau wünschen. Gegen Ende mündet diese Haltung in eine Art Auflösungsgalopp, der ein wenig zu schlicht ist im Vergleich zu der Mühe, den Berg von "Echo Mountain" literarisch aufzutürmen.
Wenn sich am Ende herausstellt, wie alle Personen, auch der geheimnisvolle Figurenschnitzer, miteinander zusammenhängen, erklärt sich auch, was der Eingangssatz mit dem Namen von Cates Hund zu tun hat - und mit Florence Nightingale. Oder wie Cate sagt: "Manchmal geschehen Dinge ungeordnet oder nach ihrer eigenen Ordnung. Aber wenn man sich nicht zu viele Gedanken über die richtige Reihenfolge macht, dann sieht man durchaus den Sinn dahinter." EVA-MARIA MAGEL
Lauren Wolk: "Echo Mountain". Roman.
Aus dem Englischen von Birgitt Kollmann. Hanser Verlag, München 2021. 384 S., geb., 17,- Euro. Ab 11 J.
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