Produktdetails
- Verlag: Bajazzo Verlag
- ISBN-13: 9783907588512
- ISBN-10: 3907588517
- Artikelnr.: 12423540
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.06.2004Wenn echte Kerle über Mädchen lästern: Abendliche Improvisation über ein ewiges Reizthema
Wer Blümchen auf der Bettwäsche mag, muß noch lange kein Angsthase sein. Den Vorurteilen kleiner Machos gegenüber Mädchen begegnet man am besten mit wohldosiertem Humor. Das gelingt Manuela Olten in ihrem Bilderbuch "Echte Kerle" auf formal sehr originelle Weise. Ein großes Eisenbett wird bei ihr zur Bühne für die abendliche Improvisation zweier eierköpfiger Jungen in Schlafanzügen zum Thema "Mädchen sind doof". Im Gegensatz zum ewig uneinigen Duo Ernie und Bert, an das ihre Konturen erinnern, sind diese beiden in ihrer grau-pastellenen Deckmalkastenwelt stets einer Meinung. Und noch lange nicht müde. Ein Wort gibt das andere, vor Begeisterung über die eigenen Einfälle hält es sie nicht lange in der Horizontalen. Auch der minimale Text ist in Bewegung: Zur triumphierenden Lautstärke der Jungen wachsen rote und blaue Buchstaben in die Breite oder hüpfen mit, daß die Bettfedern nur so quietschen. Die Mädchen-Phantasien der Pyjamaträger sind jeweils als Bild im Bild auf der gegenüberliegenden Seite in Szene gesetzt: Auf einem kleineren rosafarbenen Blatt sieht man ein Mädchen verbissen Puppenzöpfe im Akkord flechten und schließlich eine große gelbe Panikpfütze ins Nachthemd machen, aus "Angst vor Gespenstern!"
Daß sich der große Lästerspaß schließlich rächt, ist abzusehen. Über Gespenster sollten auch Jungen, die in Bettwäsche mit Geistermotiv schlafen, nicht leichtfertig sprechen. Am Ende bietet selbst das rosa-geblümte Bett der friedlich schlummernden Schwester keine rechte Zuflucht: Vielleicht gibt's Gespenster ja doch? Trotz der Schlappe der "Kerle" werden nicht nur Mädchen, sondern auch Jungen an diesem Buch Spaß haben. Halslos, mit großen Mündern, Kartoffelnasen und wie aufgezogen agierend, werden beide Geschlechter karikiert. So entsteht amüsierte Distanz statt Identifikation. Darauf, daß Kinder Sinn für diesen Humor haben, darf man getrost vertrauen.
ANNETTE ZERPNER.
Manuela Olten: "Echte Kerle". Bajazzo Verlag, Zürich 2004. 24 S., geb. 12,90 [Euro]. Ab 4 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wer Blümchen auf der Bettwäsche mag, muß noch lange kein Angsthase sein. Den Vorurteilen kleiner Machos gegenüber Mädchen begegnet man am besten mit wohldosiertem Humor. Das gelingt Manuela Olten in ihrem Bilderbuch "Echte Kerle" auf formal sehr originelle Weise. Ein großes Eisenbett wird bei ihr zur Bühne für die abendliche Improvisation zweier eierköpfiger Jungen in Schlafanzügen zum Thema "Mädchen sind doof". Im Gegensatz zum ewig uneinigen Duo Ernie und Bert, an das ihre Konturen erinnern, sind diese beiden in ihrer grau-pastellenen Deckmalkastenwelt stets einer Meinung. Und noch lange nicht müde. Ein Wort gibt das andere, vor Begeisterung über die eigenen Einfälle hält es sie nicht lange in der Horizontalen. Auch der minimale Text ist in Bewegung: Zur triumphierenden Lautstärke der Jungen wachsen rote und blaue Buchstaben in die Breite oder hüpfen mit, daß die Bettfedern nur so quietschen. Die Mädchen-Phantasien der Pyjamaträger sind jeweils als Bild im Bild auf der gegenüberliegenden Seite in Szene gesetzt: Auf einem kleineren rosafarbenen Blatt sieht man ein Mädchen verbissen Puppenzöpfe im Akkord flechten und schließlich eine große gelbe Panikpfütze ins Nachthemd machen, aus "Angst vor Gespenstern!"
Daß sich der große Lästerspaß schließlich rächt, ist abzusehen. Über Gespenster sollten auch Jungen, die in Bettwäsche mit Geistermotiv schlafen, nicht leichtfertig sprechen. Am Ende bietet selbst das rosa-geblümte Bett der friedlich schlummernden Schwester keine rechte Zuflucht: Vielleicht gibt's Gespenster ja doch? Trotz der Schlappe der "Kerle" werden nicht nur Mädchen, sondern auch Jungen an diesem Buch Spaß haben. Halslos, mit großen Mündern, Kartoffelnasen und wie aufgezogen agierend, werden beide Geschlechter karikiert. So entsteht amüsierte Distanz statt Identifikation. Darauf, daß Kinder Sinn für diesen Humor haben, darf man getrost vertrauen.
ANNETTE ZERPNER.
Manuela Olten: "Echte Kerle". Bajazzo Verlag, Zürich 2004. 24 S., geb. 12,90 [Euro]. Ab 4 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
"Rezensentin Annette Zerpner ist ausgesprochen amüsiert vom wohldosierten Humor, mit dem Manuela Olten in ihrem originellen Bilderbuch den Vorurteilen kleiner Machos Mädchen gegenüber begegnet. Aber nicht nur Mädchen prophezeit sie Spaß mit dem Buch. Zwei Eierköpfe sieht sie vorurteilsreich über die Schwächen von Mädchen fantasieren. Als Bühne, lesen wir, dient ihnen ein Bett. Aber nicht nur die beiden virilen Pyjamaträger, auch der minimale Text sei in Bewegung. Zur "triumphierenden Lautstärke der Jungen" sieht sie rote und blaue Buchstaben in die Breite hüpfen, die "Mädchenfantasien" selbst jeweils als Bild im Bild auf der anderen Seite in Szene gesetzt. Beide Geschlechter würden samt ihrer Vorurteile voneinander karikiert, freut sich die Rezensentin, die auf diese Weise "amüsierte Distanz" statt Identifikation entstehen sieht.
© Perlentaucher Medien GmbH"
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