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Begeben Sie sich auf die Spur der Economic Gangsters - im Containerhafen von Hongkong, in entlegenen afrikanischen Dörfern oder auf den Straßen Manhattans. Was sie alle verbindet, ist die Korruption: Sie ist global und hat katastrophale Folgen. Raymond Fisman und Edward Miguel führen den Leser zu gerissenen Schwarzmarkthändlern, die das internationale Wirtschaftssystem austricksen. Sie folgen Hilfsgeldern auf ihrem Weg in die Hände gieriger Regierungen und dubioser Unterweltgrößen. Auf der Basis von Insiderstudien zeigen die Autoren, dass hinter dem kriminellen Treiben kalte wirtschaftliche…mehr

Produktbeschreibung
Begeben Sie sich auf die Spur der Economic Gangsters - im Containerhafen von Hongkong, in entlegenen afrikanischen Dörfern oder auf den Straßen Manhattans. Was sie alle verbindet, ist die Korruption: Sie ist global und hat katastrophale Folgen. Raymond Fisman und Edward Miguel führen den Leser zu gerissenen Schwarzmarkthändlern, die das internationale Wirtschaftssystem austricksen. Sie folgen Hilfsgeldern auf ihrem Weg in die Hände gieriger Regierungen und dubioser Unterweltgrößen. Auf der Basis von Insiderstudien zeigen die Autoren, dass hinter dem kriminellen Treiben kalte wirtschaftliche Logik steckt. Dieses Buch erklärt, wie Korruption, Armut und Kriminalität miteinander verflochten sind und auf welche Weise Wirtschaftsverbrechen nachhaltig bekämpft werden kann.
Autorenporträt
Raymond Fisman ist Professor für Social Enterprise an der Columbia Business School. Seit vielen Jahren forscht er intensiv zum Thema Korruption.

Edward Miguel ist Ökonom an der University of California, Berkeley, und leitet das Center of Evaluation for Global Action. Seine Forschungen konzentrieren sich auf Entwicklungspolitik und Wirtschaft.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.10.2009

Kampf gegen Wirtschaftskriminelle
Spätestens seit der jüngsten Finanzkrise ist die Zunft der Ökonomen in Verruf geraten. Peter Eigen erklärt im Vorwort zu dem Buch „Economic Gangsters”, dass der Öffentlichkeit das Versagen der Ökonomie so deutlich geworden sei, weil auch die Industrieländer betroffen sind. Der Zeitpunkt, um über „Economic Gangsters” zu schreiben, ist also gut gewählt. Doch die Autoren sind selbst Wirtschaftswissenschaftler. Der Untertitel lässt erahnen, dass es nicht allein um den Ruf der Ökonomen geht, und es werden in der Tat nicht nur Banker an den Pranger gestellt. Die Frage ist, ob es sich in der Krise um „kriminelle Machenschaften" von Führungspersönlichkeiten in Wirtschaft und Politik handelt, oder ob die Gründe für das Versagen der Wirtschaft im System begründet liegen.
Raymond Fisman und Edward Miguel, beides Entwicklungsökonomen, sehen die Gründe zum einen im Systemversagen in der globalisierten Welt, andererseits im Fehlen individueller Verantwortung. Es wird klar, dass die Autoren das Buch in dem Glauben an eine bessere Welt geschrieben haben, in welcher Korruption und kriminelle Machenschaften, Armut und Zerstörung wirksam bekämpft werden können. Dann können Errungenschaften des wirtschaftlichen Fortschritts gerechter verteilt werden.
Fisman und Miguel sind jedoch keine naiven Weltverbesserer. Sie arbeiten mit Fakten und forschen über Korruption und Wirtschaftskriminalität. Ein weites Forschungsgebiet, wie die acht Kapitel des Buches dokumentieren. An Beispielen, wie Korruption funktioniert und wie kriminelle Machenschaften die Wirtschaft vieler Länder zerstören, fehlt es nicht. Da sind die Warlords und Schmuggler in Afrika, die sich in aller Brutalität nehmen, was sie wollen. Sie folgen dem einfachen Kalkül, dass ein fehlendes Rechtssystem alle Freiheiten bietet. Die Autoren decken Geschichten über den Schmuggel tiefgefrorener Hühner in China auf, erklären das Problem der Armutsfalle und berichten über Gepflogenheiten aus New York, wo es unter Diplomaten als schick gilt, Strafzettel nicht zu bezahlen.
Die Beispiele lassen sich fortsetzen und haben die immer gleiche Konsequenz: die Armut wird größer. Die Weltbank stellt fest, dass etwa eine Milliarde Menschen unter der Armutsgrenze lebt, also von weniger als einem Dollar pro Tag. Ob es die Suharto AG in Indonesien ist – gemeint ist, dass die Präsidentenfamilie in Saus und Braus lebt – oder die Korruption in vielen Ländern, das Prinzip bleibt gleich: Wenige leben gut auf Kosten vieler. Fisman und Miguel weisen nach, dass dies nicht nur für arme Länder gilt. Schmuggelgeschäfte im Stahlsektor stiegen in den USA sprunghaft an, nachdem Präsident George Bush jr. 2002 die Stahlzölle erhöht hatte.
Wie aber die Korruption und die kriminellen Machenschaften bekämpfen? Die Autoren besinnen sich auf ihr Fachgebiet. Es gilt, grundlegende ökonomische Prinzipien mit gesundem Menschenverstand zu kombinieren. Ökonomische Anreize müssen so gesetzt werden, dass sich Korruption und kriminelle Machenschaften nicht mehr lohnen. Die Löhne von Beamten in entsprechenden Regionen müssen einem Standard entsprechen, der Schmiergelder in einem funktionierenden Rechtssystem nicht mehr attraktiv, sondern gefährlich werden lassen. Wichtig ist den Autoren die Transparenz etwa bei Ausschreibungen im Internet. Bildungsprogramme erhöhen die Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Diese und andere Vorschläge sind nicht neu und zum Teil klingen sie naiv. Aber in einem haben die Autoren recht: Es muss einen gemeinsamen globalen Kampf gegen die „Economic Gangsters” geben. Indira Gurbaxani
Raymond Fisman und Edward Miguel: Economic Gangsters, Korruption und Kriminalität in der Weltwirtschaft. Campus Verlag, Frankfurt a. M., 2009, 242 Seiten. 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.09.2010

Es lebe die Strafzettelmoral!

Die Angst vor Offenlegung krimineller Geschäftspraktiken geht um: Zwei Bücher diskutieren mit brisantem Datenmaterial neue Wege in der Korruptionsbekämpfung.

Bücher, die sich in die Niederungen alltäglicher Praktiken begeben, sind anfechtbarer als jene, die im Begriffshimmel der reinen Theorie schweben. Verbindet sich die Empirie mit einem relevanten wie populärem Thema wie der Wirtschaftskriminalität, so ist das Interesse der Öffentlichkeit an politischen Schlüssen und praktischen Handreichungen nachvollziehbar - und die Gefahr von Verkürzungen groß. Bei allen Unterschieden in Darstellung und Methode sind das Buch von Raymond Fisman und Edward Miguel und die Studie von Diana Ziegleder dafür zu loben, dass sie dieser Versuchung widerstanden haben.

Die beiden amerikanischen Jungökonomen aus Berkeley und New York haben ihr popularisierendes Handwerk weit vorangetrieben. Lesbarkeit und Verständlichkeit sind vorbildlich, die Streckung des Stoffs schon grenzwertig. Das Buch präsentiert sechs Beispielsfälle, die unter dem Gesichtspunkt der Wirtschaftskriminalität diskutiert werden. Die Autoren fragen: Wie kann Entwicklungshilfe effektiver eingesetzt werden, wie erkennt und bekämpft man Untreue, Korruption und Betrug?

Wie bei der kriminalsoziologischen Studie von Diana Ziegleder wird die vielfache Ächtung durch das Recht selbstredend vorausgesetzt. Ein lethargischer Jurist könnte sich damit beruhigen, dass auf der Ebene der Normsetzung national und international ja eigentlich keine Missverstände bestehen. Nun bietet aber das Feld der Korruption ein schlagendes Beispiel für die Widrigkeiten, die sich jenseits der Normtexte ergeben und komplexe Regulierungsregime erfordern.

Denn die Befehle des geschriebenen Gesetzesrechts treffen in der Wirklichkeit der Börsen, Märkte und Transaktionen auf plurale Welten. Individuen und Firmen folgen ihren moralischen Überzeugungen und besitzen ökonomische Interessen, teils übereinstimmend, teils widersprechend, viele davon situativ variabel: Gelegenheit bringt Geldgeschenke. Infolge der Globalisierung der Ökonomie vollziehen sich Interessen-, Rechts- und Wertekollisionen, die diese Fragen potenzieren. Schwere forensische Ermittelbarkeit trifft auf Probleme angemessener Sanktion und Prävention.

In der Enttarnung der economic gangsters durch wirtschaftswissenschaftliche Methoden liegt Fismans und Miguels Stärke. Ihr scharfer Verfolgerblick verdeutlicht, welche Möglichkeiten eine empirisch arbeitende Ökonomie hat, Regelabweichungen und ihren Strukturen auf die Schliche zu kommen. Die Wirklichkeit ist in ihren Augen ein großes Experiment, man muss nur die Daten zu lesen wissen, um den verschlungenen Wegen des schmutzigen Geldes zu folgen. Börsenkurse von korrupten Unternehmen reagieren heftiger als andere, wenn das bestochene Regime ins Trudeln kommt oder sein Diktator gesundheitlich schwächelt. Aus der Zahlungsmoral von falsch parkenden Diplomaten in New York zwischen 1997 und 2005 lassen sich Rückschlüsse auf das nationale Ethos der Funktionsträger des ganzen Staates ziehen (schlecht: Kuweit, Ägypten, Tschad; prima: Dänemark und Schweden). Immer wieder weisen die Autoren auf den Zusammenhang von Korruption, Armut, Gewalt und Krieg hin.

Konkret empfehlen sie Versicherungen, die im Frühstadium sich abzeichnender Klimakatastrophen in armen Ländern greifen; ferner die Unterstützung von älteren Frauen und jungen Männern: die einen sind besonders gefährdet, die anderen Gefährder - besonders im Armutsfall. Offen bleibt die ethische Frage, wie experimentell die Entwicklungshilfe sein darf, um die Effektivität solcher Transfers zu erforschen. Dürfen Dörfer nach dem Zufallsprinzip begünstigt, Beamte zu Forschungszwecken plötzlich besser besoldet werden als Vergleichsgruppen, um aller Treu und Redlichkeit nachzuvollziehen?

Diana Ziegleder argumentiert entschieden im Duktus der Wissenschaft und schreibt, vorsichtig gesagt, weniger griffig. Auch im Genre der Dissertation dürfte man vielleicht etwas mehr darstellerischen Mut haben. Nach einer Einführung in Gegenstand und Methode widmet sich die Kriminalsoziologin im Hauptteil der Analyse ihrer drei empirischen Datenquellen, das sind qualitative Interviews, Verhaltensrichtlinien von Unternehmen und eine telefonischen Befragung.

Ihr Interesse liegt in den Reaktionsstrategien von Unternehmen, die Opfer von Wirtschaftskriminalität geworden sind. Weit über Fisman und Miguel hinausgehend, analysiert sie differenziert, welche Möglichkeiten bestehen und wann sie tatsächlich eingeschlagen werden. Vier Typen der Intervention stehen zur Disposition: erstens unilaterale Strategien, bei denen nur das Unternehmen aufklärt und sanktioniert; zweitens bilateral-private Reaktionen, bei denen es mit privaten externen Akteuren kooperiert drittens die bilateral-gouverne Reaktion, bei der das Unternehmen mit dem Staat kooperiert; und viertens schließlich die trilateral-gouverne Reaktion, bei der sowohl mit privaten externen als auch mit staatlichen Akteuren zusammengearbeitet wird.

Um dieses Quartett gruppiert Ziegleder Fragen nach den Ursachen für die jeweiligen Strategien, die vielfach mit jener der Privatisierung sozialer Kontrolle und dem Steuerungsinstrument "regulierte Selbstregulierung" verknüpft werden. Erfreulicherweise sieht sie manche Selbstaussage kritisch. Wo der Weg zur Staatsanwaltschaft deswegen vermieden wird, weil man sich angeblich besser auskennt oder passendere, nämlich private Sanktionen vorhält, geht bisweilen schlicht Angst vor Offenlegung der kriminellen Geschäftspraktiken um. Öffentliches und privates Interesse sind regelmäßig nicht kongruent, der staatliche Strafanspruch deckt Gemeinwohlbelange ab, die mancher Firma zuwider oder jedenfalls schnuppe sind.

Wie bei Fisman und Miguel wird ein Spannungsfeld komplexer rechtlicher und außerrechtlicher Erwartungen deutlich, das mal zu bloß informellen Sanktionen, mal zu geharnischten Strafanzeigen führt. Freilich, je höher der Status des Normverletzers in der Unternehmenshierarchie, desto geringer die Wahrscheinlichkeit des Gangs zur Polizei oder Staatsanwaltschaft, ebenso bei Korruptionsdelikten. Ans Licht kommt vieles hier nur durch Zufälle oder Whistleblower. Immerhin, letztere kann das Recht ermutigen, dort regelkonform zu handeln, wo es verpönt oder informell verboten ist - ob in Jakarta oder zu Erlangen.

MILOS VEC

Raymond Fisman, Edward Miguel: "Economic Gangsters". Korruption und Kriminalität in der Weltwirtschaft. Aus dem Englischen von Thomas Atzert. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2009. 242 S., br., 19,90 [Euro].

Diana Ziegleder: "Wirtschaftskriminalität im Geschäftsleben". Eine empirische Untersuchung formeller und informeller Handlungsstrategien von Unternehmen am Beispiel Deutschlands. Soziologie, Band 12. Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2010. 258 S., br., 39,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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" ... sehr klug und hervorragend geschrieben" -- Nicholas Kristof, New York Times

" Kaum ein anderes Wirtschaftsbuch ist so unterhaltend und bedeutsam zugleich." -- Steven D. Levitt, Autor von "Freakonomics"

" Fisman und Miguel gehören zu den besten Entwicklungsökonomen der neuen Generation." -- William Easterly, Autor von "Wir retten die Welt zu Tode"

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Die Autoren nennt Milos Vec zwei Meister der Populärwissenschaft. Schließlich gelingt es dem Ökonomen Raymond Fisman und seinem Kollegen Edward Miguel, Lesbarkeit und Verständlichkeit nicht zu Lasten differenzierter Darstellung zu erreichen. Im Gegenteil, die sechs Fälle, anhand derer sich die Autoren an Fragen zur Wirtschaftskriminalität abarbeiten, erscheinen Vec sogar mächtig ausgewalzt. Stark findet er den enttarnenden Blick der beiden, mit denen sie, empirisch arbeitend, den economic gangsters auf die Schliche kommen und Zusammenhänge zwischen Korruption, Armut und Gewalt aufdecken. Entwicklungshilfe auf diesem Sektor aber bleibt ethisch problematisch, meint Vec. Dazu erfährt er hier nichts.

© Perlentaucher Medien GmbH