Does growing economic interdependence among great powers increase or decrease the chance of conflict and war? Liberals argue that the benefits of trade give states an incentive to stay peaceful. Realists contend that trade compels states to struggle for vital raw materials and markets. Moving beyond the stale liberal-realist debate, Economic Interd
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"A landmark study, Economic Interdependence and War presents a novel and compelling argument about trade expectations and the prospects for peace and war among the great powers. This well-written and accessible book buttresses its argument with an extraordinarily valuable historical analysis of great-power interactions from the 1790s to the present day, and a superior intellectual engagement of the quantitative literature."--Joseph Grieco, Duke University
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.07.2015Wichtiger als Wohlstand
Kann der Freihandel Kriege verhüten?
Dale Copeland ist Politikwissenschaftler an der Universität Virginia. Er stellt die Frage, ob, wie und unter welchen Bedingungen wirtschaftliche Zusammenarbeit und Freihandel zur Kriegsverhütung beitragen. Dabei baut er gleichzeitig auf dem liberalen Denken und der sogenannten realistischen Schule der Weltpolitik auf, obwohl beide Perspektiven in dieser Frage von grundsätzlich verschiedenen Standpunkten ausgehen. Liberale neigen dazu, den Regierungen ein Wohlstandsinteresse zu unterstellen und vom Freihandel einen Beitrag zur Kriegsverhütung zu erwarten. Je mehr Staaten wirtschaftlich interdependent sind, desto mehr wird eine Unterbrechung des freien Handels die eigene Volkswirtschaft beschädigen, desto weniger bereit sollten Politiker sein, Konflikte zu riskieren.
Sogenannte Realisten dagegen unterstellen ein Primat der Sicherheitspolitik und betonen die permanente Gefährdung, die Großmächte füreinander darstellen. Realisten haben deshalb Schwierigkeiten zu verstehen, warum Staaten sich überhaupt jemals auf wirtschaftliche Interdependenz und die daraus resultierende Verwundbarkeit einlassen. Copelands Synthese geht wie die Realisten davon aus, dass Sicherheitsinteressen wichtiger als Wohlstand sind. Freihandel oder wirtschaftliche Zusammenarbeit kann nach seiner Theorie nur dann befriedend wirken, wenn die Politik erwartet, dass die Zusammenarbeit auch künftig andauern wird, dass die Partner eventuell entstehende Verwundbarkeiten nicht ausnutzen.
Im zweiten Kapitel setzt er sich mit der Vielzahl quantitativer Studien auseinander. Weil sich diese Studien meist mit liberalen Theorien auseinandersetzen, wird Freihandel als Zustandsvariable erfasst. Copeland interpretiert die Befunde als Hinweis darauf, dass Freihandel nicht immer, sondern nur manchmal zur Verringerung des Kriegsrisikos beiträgt. Wenn es, wie Copeland meint, auf die Erwartungen über den Handel ankommt, dann sind diese Studien nicht ganz richtig angelegt. Aber Copeland glaubt eine Unterstützung für seine eigene Theorie ablesen zu können. Wenn man mit wichtigen Handelspartnern durch die Gemeinsamkeit eines demokratischen Regimes, durch ein hohes Wohlstandsniveau oder gemeinsame Freihandelsabkommen verbunden ist, dürfte das optimistische Erwartungen und befriedende Interdependenzeffekte begründen. Außerdem diskutiert Copeland die Grenzen quantitativer Forschung und behauptet, dass sich kausale Zusammenhänge eher mit historischen Methoden klären lassen.
Aus der Vielzahl der historischen Analysen vom dritten bis zum achten Kapitel sollen hier nur wenige Thesen angedeutet werden. Obwohl vor dem Ersten Weltkrieg weitgehend Freihandel herrschte und der Welthandel vor dem Zweiten Weltkrieg stark rückläufig war, hebt Copeland zunehmende protektionistische Neigungen schon vor 1914 und pessimistische Freihandelserwartungen in Deutschland vor beiden Weltkriegen hervor. Auch den pazifischen Teil des Zweiten Weltkrieges erklärt Copeland vor allem durch die amerikanischen Wirtschaftssanktionen gegen Japan 1941, also wieder die Erwartung von Handelsschranken. Sogar den Wechsel von Entspannungsphasen und Konfliktperioden während des Kalten Krieges erklärt er mit mehr oder weniger optimistischen Erwartungen der Sowjets über die Entwicklung des Handels zwischen Ost und West. Im Schlusskapitel erläutert Copeland seine Hoffnung, warum optimistische Freihandelserwartungen auch künftig die amerikanisch-chinesischen Beziehungen befrieden sollten.
Das Buch ist sehr gut lesbar. Leider ist das Manuskript vor Beginn der westlichen Wirtschaftssanktionen gegen Russland infolge der Ukraine-Krise und der Krim-Annexion beendet worden. Aber offensichtlich können Sanktionen Freihandelserwartungen und damit die befriedende Kraft des Freihandels nur untergraben. Außerdem haben Copelands Analysen immer wieder gezeigt, dass wirtschaftliche Entwicklungen in Drittstaaten, wie Russland für die Vereinigten Staaten und China, einen unheilvollen Einfluss auf die Beziehungen zwischen den Hauptkontrahenten haben können.
ERICH WEEDE
Dale C. Copeland: Economic Interdependence and War. Princeton 2015, Princeton University Press, 459 Seiten, 32,95 Dollar
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Kann der Freihandel Kriege verhüten?
Dale Copeland ist Politikwissenschaftler an der Universität Virginia. Er stellt die Frage, ob, wie und unter welchen Bedingungen wirtschaftliche Zusammenarbeit und Freihandel zur Kriegsverhütung beitragen. Dabei baut er gleichzeitig auf dem liberalen Denken und der sogenannten realistischen Schule der Weltpolitik auf, obwohl beide Perspektiven in dieser Frage von grundsätzlich verschiedenen Standpunkten ausgehen. Liberale neigen dazu, den Regierungen ein Wohlstandsinteresse zu unterstellen und vom Freihandel einen Beitrag zur Kriegsverhütung zu erwarten. Je mehr Staaten wirtschaftlich interdependent sind, desto mehr wird eine Unterbrechung des freien Handels die eigene Volkswirtschaft beschädigen, desto weniger bereit sollten Politiker sein, Konflikte zu riskieren.
Sogenannte Realisten dagegen unterstellen ein Primat der Sicherheitspolitik und betonen die permanente Gefährdung, die Großmächte füreinander darstellen. Realisten haben deshalb Schwierigkeiten zu verstehen, warum Staaten sich überhaupt jemals auf wirtschaftliche Interdependenz und die daraus resultierende Verwundbarkeit einlassen. Copelands Synthese geht wie die Realisten davon aus, dass Sicherheitsinteressen wichtiger als Wohlstand sind. Freihandel oder wirtschaftliche Zusammenarbeit kann nach seiner Theorie nur dann befriedend wirken, wenn die Politik erwartet, dass die Zusammenarbeit auch künftig andauern wird, dass die Partner eventuell entstehende Verwundbarkeiten nicht ausnutzen.
Im zweiten Kapitel setzt er sich mit der Vielzahl quantitativer Studien auseinander. Weil sich diese Studien meist mit liberalen Theorien auseinandersetzen, wird Freihandel als Zustandsvariable erfasst. Copeland interpretiert die Befunde als Hinweis darauf, dass Freihandel nicht immer, sondern nur manchmal zur Verringerung des Kriegsrisikos beiträgt. Wenn es, wie Copeland meint, auf die Erwartungen über den Handel ankommt, dann sind diese Studien nicht ganz richtig angelegt. Aber Copeland glaubt eine Unterstützung für seine eigene Theorie ablesen zu können. Wenn man mit wichtigen Handelspartnern durch die Gemeinsamkeit eines demokratischen Regimes, durch ein hohes Wohlstandsniveau oder gemeinsame Freihandelsabkommen verbunden ist, dürfte das optimistische Erwartungen und befriedende Interdependenzeffekte begründen. Außerdem diskutiert Copeland die Grenzen quantitativer Forschung und behauptet, dass sich kausale Zusammenhänge eher mit historischen Methoden klären lassen.
Aus der Vielzahl der historischen Analysen vom dritten bis zum achten Kapitel sollen hier nur wenige Thesen angedeutet werden. Obwohl vor dem Ersten Weltkrieg weitgehend Freihandel herrschte und der Welthandel vor dem Zweiten Weltkrieg stark rückläufig war, hebt Copeland zunehmende protektionistische Neigungen schon vor 1914 und pessimistische Freihandelserwartungen in Deutschland vor beiden Weltkriegen hervor. Auch den pazifischen Teil des Zweiten Weltkrieges erklärt Copeland vor allem durch die amerikanischen Wirtschaftssanktionen gegen Japan 1941, also wieder die Erwartung von Handelsschranken. Sogar den Wechsel von Entspannungsphasen und Konfliktperioden während des Kalten Krieges erklärt er mit mehr oder weniger optimistischen Erwartungen der Sowjets über die Entwicklung des Handels zwischen Ost und West. Im Schlusskapitel erläutert Copeland seine Hoffnung, warum optimistische Freihandelserwartungen auch künftig die amerikanisch-chinesischen Beziehungen befrieden sollten.
Das Buch ist sehr gut lesbar. Leider ist das Manuskript vor Beginn der westlichen Wirtschaftssanktionen gegen Russland infolge der Ukraine-Krise und der Krim-Annexion beendet worden. Aber offensichtlich können Sanktionen Freihandelserwartungen und damit die befriedende Kraft des Freihandels nur untergraben. Außerdem haben Copelands Analysen immer wieder gezeigt, dass wirtschaftliche Entwicklungen in Drittstaaten, wie Russland für die Vereinigten Staaten und China, einen unheilvollen Einfluss auf die Beziehungen zwischen den Hauptkontrahenten haben können.
ERICH WEEDE
Dale C. Copeland: Economic Interdependence and War. Princeton 2015, Princeton University Press, 459 Seiten, 32,95 Dollar
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