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Eine Geschichte wie aus Tausendundeiner Nacht: Ein Paar in einem Hotel, sich liebend, redend, ineinander verschlungen, neugierig, gierig: Es ist ein heimliches Treffen, die Zeit ist knapp, es gibt viel zu erzählen, ein ganzes Leben. Die Erzählerin spricht zu ihrem Geliebten, ihrem "König". Sie lässt Stationen ihres Lebens, ihrer Ehe Revue passieren, die trotz des guten Willens der Liebenden zu Ende geht. Wie Scheherazade ihren König fesselt, so fesselt die Erzählerin ihren Geliebten - und den Leser - mit einer ebenso komischen wie traurigen Geschichte.

Produktbeschreibung
Eine Geschichte wie aus Tausendundeiner Nacht: Ein Paar in einem Hotel, sich liebend, redend, ineinander verschlungen, neugierig, gierig: Es ist ein heimliches Treffen, die Zeit ist knapp, es gibt viel zu erzählen, ein ganzes Leben. Die Erzählerin spricht zu ihrem Geliebten, ihrem "König". Sie lässt Stationen ihres Lebens, ihrer Ehe Revue passieren, die trotz des guten Willens der Liebenden zu Ende geht. Wie Scheherazade ihren König fesselt, so fesselt die Erzählerin ihren Geliebten - und den Leser - mit einer ebenso komischen wie traurigen Geschichte.

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Autorenporträt
Dagmar Leupold, geb. 1955, lebt in Kirchseeon bei München. Für ihre Werke erhielt sie u. a. den Aspekte-Literaturpreis, den Montblanc-Literaturpreis und den Förderungspreis der Bayerischen Akademie der Künste.
Rezensionen
Wie Scheherazade einst ihren König mit tausendundeiner Geschichte fesselte, erzählt die Ich-Erzählerin in Dagmar Leupolds neuem Roman ihrem Geliebten in einem Hotelzimmer die Geschichte ihres Lebens. Sie folgt Erinnerungen und Einfällen, lässt Situationen ihres Lebens, ihrer Ehe Revue passieren. Dabei dringt die Autorin tief ins Scheitern dieser Beziehung ein, erzählt von scheinbar harmlosen Situationen, an denen die Liebe zerbricht. Wenn der Mann seine Frau nach einer dreiwöchigen Reise vom Flughafen abholt und von Parkhäusern redet, spürt man förmlich, wie Enttäuschungen und Missverständnisse die Liebe vergiften. (X-Mag)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.01.2003

Außer Pasta nichts gewesen
Alle Allegorien gesprengt: Dagmar Leupolds Hotelbeichte

Italienern sagt man gelegentlich nach, sie gäben nicht die besten Ehemänner ab. Das ist zwar ein Vorurteil, aber Dagmar Leupolds Roman "Eden Plaza", ihr vierter, könnte es bekräftigen. Denn schon eine Woche nach der Hochzeit legt Dr. M., italienischer Chemiker und einer deutschen Dolmetscherin angetraut, den Ehering "zwischen Salz und Pfeffer in ein niedliches Drahtkörbchen" - und vergißt ihn dort. Nicht daß er fortan zu streunen begänne, er nimmt bloß Ehe, Ehefrau und später dann die Familie für gegeben. Die Anstrengungen der Brautwerbung liegen hinter ihm, nun ist Zeit für die Karriere. Die amerikanische scheitert zwar, aber um so besser blüht sie in der deutschen Pharmaindustrie, obwohl M. sich mit seinem Deutsch keine große Mühe gibt.

Nun ist die junge Ehefrau allerdings eine postachtundsechziger deutsche Intellektuelle, die sich manche ihrer Ideale bewahrt hat, was ihr Leben nicht immer leichter macht. Materiell geht es der Familie - das Paar hat zwei Kinder - zwar ausgesprochen gut, und M. erscheint ihr sogar als der Mann, "der nichts falsch gemacht hat". Aber beim Golfkrieg sorgt er sich bedauerlicherweise vor allem um die Ölpreise, während ihr angesichts der "Zerbrechlichkeit aller Einrichtungen" der Welt die Tränen kommen. Auch für die "Implosion der Liebe", die sich in ihr ereignet, fehlt ihm das Gespür: Als sie nach der endgültigen Trennung von ihrem kreolischen Liebhaber aus New York zurückkommt, überfällt sie der ahnungslose Ehemann mit nichts außer Plänen, wie sie zu großem Reichtum kommen könnten. Kurzum: Wo sie Gefühle hat, denkt er an Geschäfte. Dabei ist er besorgt und liebenswürdig, so daß sie gestehen muß: "Kaum war er aus dem Haus, war er mir lieb." Nur geht er ihr leider ziemlich auf die Nerven, wenn sie ihn um sich hat.

Dergleichen Gefühle sind alles in allem nicht eben originell und machen die Lektüre nicht eben spannend. Schuldzuschreibungen sind kaum angebracht, denn Inkompatibilität ist nicht meßbar. Und auf die elementare Frage, warum sich Gefühle verändern, gibt es in "Eden Plaza" die Allerweltsantwort, Liebe sei "kein statisches, sondern ein dynamisches Prinzip, auf permanente Treibstoffzufuhr angewiesen, wenn die Bewegung, die Lust an der Bewegung nicht im Institutionellen erstarren soll". So jedenfalls lautet eine Erklärung aus dem Mund der namenlosen Heldin. Sie im Roman allein sprechen zu lassen ist das gute Recht Leupolds, denn sie ist nicht Familienrichterin, die abzuwägen hätte. Reflektieren die Meditationen der enttäuschten Gattin auch manche Unsicherheit der Autorin selbst?

Adressat des großen Monologs von Leupolds Protagonistin ist ein Berliner Architekt. Die Orte sind große Hotels wie das "Eden Plaza", wo man sich hin und wieder für eine Nacht oder ein paar Stunden trifft. In fein ziselierten Beobachtungspassagen zeichnet Leupold die Atmosphäre dieser heimlichen Begegnungen. Die Frau wird dabei, so wollen es die Liebenden, zur neuen Scheherazade und der Geliebte zum still zuhörenden "König", der nur hie und da ein Wort einwirft, um den Fortgang der Ehebeichte zu fördern. Denn auf eine große Klage über ihr "Elend", wie sie es nennt, läuft es am Ende hinaus.

Der Verweis auf die orientalischen Märchen könnte ein glücklicher Kunstgriff sein, der aus der Distanz dem Erzählten Gewicht gäbe. Aber die moderne Scheherazade breitet vor ihrem "König" lediglich die Unzulänglichkeiten des einstigen Ehemannes aus, von dessen Tugenden kaum mehr als "der richtige Umgang mit Pasta" übrigbleibt. Schade, denn Dagmar Leupold versteht ihr Handwerk durchaus. Die genaue Nachzeichnung der Veränderungen in der Gemeinschaft zweier sich auseinanderlebender Menschen, die kleinen Zeichen von Entfremdung, die sich allmählich zu Verständnislosigkeit auswächst, auch das Mißverstehen, das sich aus dem Unübersetzbaren zwischen zwei Sprachen entwickeln kann: all dies vermag sie feinfühlig vorzuführen. Was stört, ist das Mißverhältnis zwischen Stoff und literarischem Anspruch.

Da ist zunächst die Neigung zum bildungsgespickten Kommentieren und Philosophieren, die hauptsächlich Banalitäten hervorbringt: "Entzieht man der Liebe das Metaphysische, dann wird der Körper zur Ware, in Handelsklassen eingeteilt." Da finden sich außerdem angestrengte, aber leere Metaphern wie die vom "C-Dur in der Luft" oder der "tatendurstigen Sonne". Und schließlich besteht die Neigung, durch weltliterarische Bezüge moderne Wirklichkeit zu überhöhen, um so der Ehemalaise Transzendenz zu verleihen. Denn zu verklärender Apotheose soll am Schluß der Mythos von Apoll und Daphne führen. Unerreichbar wird die Frau für den griechischen Gott, indem sie sich in einen goldenen Lorbeerbaum verwandelt. Damit aber sprenge die unerfüllt Liebende, so will es die Erzählerin, "alle Allegorien. Sie wird das Zeichen, lebendiger Buchstabe." Das bedeutet: Die Leiden der deutschen Ehefrau gehen über in Literatur, in einen Roman, in diesen Roman. Doch muß bezweifelt werden, daß dieser Sprung ins Antike den Klagen über den italienischen Chemiker als unzulänglichen Ehemann tatsächlich klassische Höhe verleiht.

GERHARD SCHULZ.

Dagmar Leupold: "Eden Plaza". Roman. Verlag C.H. Beck, München 2002. 172 S., geb., 17,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Hans-Ulrich Treichel meint, das Buch, das von der scheiternden Ehe zwischen der Ich-Erzählerin und ihrem italienischen Ehemann erzählt, wäre "traurig, ja ziemlich deprimierend", wenn die Autorin nicht einen doppelten Erzählrahmen darum gelegt hätte, der Distanz schaffe. Treichel vermutet, dass dies schon allein aus Schutz vor "Selbstverletzung" für Leupold nötig war und er registriert genau die zunehmende "Kühle" in dem Verlauf des Buches, die er allerdings nicht mit "Kälte verwechselt" sehen möchte. Den wachsenden "Widerwillen" mit dem die Erzählerin die stete "Gewichtszunahme" ihres Mannes bemerkt, gehört für den Rezensenten zu den "bedrückendsten Momenten" dieses Textes, zumal er als Grund des Scheiterns für die Ehe bezeichnender Weise "ausgehungerte Liebe" diagnostiziert. Er betont, dass die Autorin in dem trockenen, distanzierten Ton ihres Buches niemals "pathetisch" wird, und er offenbart, dass ihm die geschilderte "Illusionslosigkeit" zwischen der Ich-Erzählerin und ihrem Mann "an die Nieren" gegangen ist.

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