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Die allgemeinen Darstellungen zur Geschichte der Medizin erwecken den Eindruck, daß die Erforschung der Geschichte der Wissenschaften im Mittelalter weit fortgeschritten sei. In der konkreten Alltagsarbeit wird jedoch schnell deutlich, daß davon leider kaum die Rede sein kann. So stößt man in nahezu jeder zweiten einschlägigen mittelalterlichen Handschrift auf Unbekanntes. Selbst für ganz bedeutende Werke der Medizinschulen von Salerno, Montpellier oder Paris fehlen verläßliche Editionen, oft muß man auf Drucke des 16. Jahrhunderts zurückgreifen. Ein Großteil der Ausgaben weist eine solche…mehr

Produktbeschreibung
Die allgemeinen Darstellungen zur Geschichte der Medizin erwecken den Eindruck, daß die Erforschung der Geschichte der Wissenschaften im Mittelalter weit fortgeschritten sei. In der konkreten Alltagsarbeit wird jedoch schnell deutlich, daß davon leider kaum die Rede sein kann. So stößt man in nahezu jeder zweiten einschlägigen mittelalterlichen Handschrift auf Unbekanntes. Selbst für ganz bedeutende Werke der Medizinschulen von Salerno, Montpellier oder Paris fehlen verläßliche Editionen, oft muß man auf Drucke des 16. Jahrhunderts zurückgreifen. Ein Großteil der Ausgaben weist eine solche Fülle von Fehlern auf, daß er als unbrauchbar gelten kann. Register, Kommentare und seriöse Studien sucht man meist vergebens.

Das Buch versucht mit mehreren umfangreichen Beiträgen, nicht nur auf Forschungslücken aufmerksam zu machen, sondern auch einige zu schließen bzw. stark Fehlerbehaftetes zu korrigieren, und zwar an folgenden Themenbereichen:

Texte zur Medizintheorie im Medium aevum: Grundlagen der Galenik und der Toxikologie; Beiträge zur Pestliteratur mit Edition des größten - bislang völlig unbekannten - mittelalterlichen Pesttraktates in deutscher Sprache; Texte zur Diagnostik: die lateinische Vorlage der deutschen Phlebotomie-Traktate und ein Harntraktat; die 'Vita' Avicennas wird mit einer erstmaligen Übersetzung der Fassung des Alpagus-Druckes ebenso vorgestellt wie die Quellen des größten deutschen Drogenkompendiums und eine der ersten privilegierten Medizinerinnen Deutschlands (1657).

Mit einer Studie zur Steinmagie, die u.a. das sog. Steinbuch "Techel", eine Quelle für Thomas Cantimpratensis und Konrad von Megenberg, nach einem kürzlich neuentdeckten Textzeugen wiedergibt, wird ein Randthema der antiken und mittelalterlichen Medizin aufgegriffen; während sich der letzte große Beitrag mit dem Appendix zum 'Proslogion' des Anselm von Canterbury auseinandersetzt. Hier wurde versucht, den Text aus dem Blickwinkel des 11. Jhs. heraus zu interpretieren und in lateinischer Begrifflichkeit zu durchdenken. Dabei können Hinweise angeführt werden, die nahelegen, daß auch die einem Gaunilo von Marmoutiers zugeschriebenen Gegenargumente auf Anselm selbst zurückgehen. Um die Gedankenschritte des Appendix deutlicher hervortreten zu lassen, werden sie tabellarisch aufgeführt und gegliedert, daneben wird eine neue Übersetzung des Textes bereitgestellt.

Vor den beiden Schlußmiscellen gibt Christian Naser einen ersten Einblick in den Aufbau einer elektronischen Bibliothek zur Literatur des Mittelalters.

Autorenporträt
Altphilologe Dr. Konrad Goehl doziert und forscht an der Universität Würzburg.

Dr. Johannes Gottfried Mayer ist renommierter Experte auf dem Gebiet der Klostermedizin und Phytotherapie. Er hat verschiedene naturheilkundliche Bücher, kulturhistorische Essays und Zeitschriften über Heilpflanzen publiziert, zum Beispiel über Ringelblumen oder Keuschlamm. Er ist Mitglied der Forschergruppe Klostermedizin und lebt in Würzburg.