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Einst gab es auch in Thüringen weitverzweigte Adelsgeschlechter. Doch wie über Nacht sind sie verschwunden. Bald nach dem Ende des 2. Weltkrieges fielen ihre Rittergüter der Bodenreform anheim. Entschädigungslos wurden die Besitzerfamilien enteignet, mußten fliehen, wurden vertrieben, ja sogar nach Rügen deportiert. Selbst viele ihrer Herrenhäuser wurden aus rein politisch-ideologischen Gründen vernichtet, auf dass nichts mehr an die einstige Existenz dieser Gesellschaftsschicht erinnern sollte. Dabei waren die Adelsfamilien und später auch die bürgerlichen Rittergutsbesitzer als eine Art…mehr

Produktbeschreibung
Einst gab es auch in Thüringen weitverzweigte Adelsgeschlechter. Doch wie über Nacht sind sie verschwunden. Bald nach dem Ende des 2. Weltkrieges fielen ihre Rittergüter der Bodenreform anheim. Entschädigungslos wurden die Besitzerfamilien enteignet, mußten fliehen, wurden vertrieben, ja sogar nach Rügen deportiert. Selbst viele ihrer Herrenhäuser wurden aus rein politisch-ideologischen Gründen vernichtet, auf dass nichts mehr an die einstige Existenz dieser Gesellschaftsschicht erinnern sollte. Dabei waren die Adelsfamilien und später auch die bürgerlichen Rittergutsbesitzer als eine Art "zweite Gentry" jahrhundertelang die Oberschicht im Staate gewesen. Als Stände auf den Landtagen wie über ihre dörfliche Grundherrschaft, vornehmlich aber durch ihre zahlreichen Schloß- und Kirchenbauten hatten sie der Region nachhaltig ihren Stempel aufgesetzt. Die Entstehung dieser Bevölkerungskaste, deren Geschicke und ihr tragischer Niedergang sind das Thema vorliegenden Buches. Es bildet den Einleitungsband zu unserer mehrbändigen Reihe "Rittergüter im Saale-Orla-Raum" (auch als Sammelband mit 900 S. erschienen). Neben der Herausbildung des Rittertums in der Region, frühen Adelsgeschlechtern und der Entstehung ihrer Bergschlösser, Wasserburgen und "Festen Häusern" wird auch das Leben und der Alltag der Adligen in jenen Tagen beschrieben. Im zweiten Teil der Darstellung geht es um die Machtentfaltung der Rittergutsbesitzer als Patrimonialgerichtsinhaber und Herren auf dem Dorfe. Breiteren Raum nimmt die Verwaltung der Rittergüter, ihre Größe und Bewirtschaftung wie auch das Leben der Menschen in so einem "Gutskosmos" ein. Im letzten Teil beleuchten wir weitgefächert den Untergang der Rittergüter, die Zerschlagung einzelner Besitzkomplexe, die Aufhebung ihrer Steuerfreiheit und die Ablösung der Frondienste und anderer Untertanenlasten im 19. Jahrhundert, wobei auch verarmten Adelsfamilien bzw. verkommenen und entarteten Vertretern dieses lange Zeit privilegierten Standes entsprechender Raum eingeräumt wird. Manches Neues wird über die Krisen der 1920er-Jahre und die Zeit zwischen 1933 und 1945 zu Tage gefördert, ebenso über die Zerschlagung der Rittergüter 1945/46 und die Entstehung von kleinen Neubauernanwesen an ihrer Statt, wodurch sich das Gesicht vieler Rittergutsdörfer mitunter stark veränderte. Ein Epilog über die Entwicklung des Adels in BRD und DDR sowie über die Rückkehr weniger Adelsfamilien nach 1990 in ihre alte Heimat runden die Darstellung zum Ende ab.
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Autorenporträt
Alexander Blöthner M. A. (phil), geboren 1974 in Schleiz, hat an der Universität Jena ein "Studium Generale" mit Schwerpunkt auf Geschichte und Soziologie absolviert und verfaßt Bücher über Lebensphilosophie, Sagen, Regionalgeschichte, Landschaftsmythologie, aber auch über Alltags-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte.