Die Stille im Dorf, Historischer Roman von Karl Blaser, 420 Seiten, Selbstverlag
Ein Stück deutscher Geschichte aus der Eifel.
Margarete, als Tochter des Ortsbauern und seiner Frau geboren, hat große Träume. Mit ihrem Verlobten Niklas will sie eines Tages das Dorf verlassen, nicht das bäuerliche
Leben haben, welches den Frauen in ihrem Heimatdorf vorbestimmt ist. Als ihr Verlobter im großen…mehrDie Stille im Dorf, Historischer Roman von Karl Blaser, 420 Seiten, Selbstverlag
Ein Stück deutscher Geschichte aus der Eifel.
Margarete, als Tochter des Ortsbauern und seiner Frau geboren, hat große Träume. Mit ihrem Verlobten Niklas will sie eines Tages das Dorf verlassen, nicht das bäuerliche Leben haben, welches den Frauen in ihrem Heimatdorf vorbestimmt ist. Als ihr Verlobter im großen Krieg fällt und sie Theo Schmitt heiratet, wird alles noch unerträglicher, als sie es sich jemals vorstellen konnte. Kurt Blaser lässt seine Leser nachempfinden, wie Margarete ihre Familie und die Bewohner des Dorfes in der Eifel, die Kriegs- Wiederaufbau- und Wiedervereinigungsjahre erlebt haben.
Das Werk gliedert sich in drei Bücher: „Der Krieg“, „Aufbruch“ und „Entscheidungen“, diese sind in 30 Kapitel aufgeteilt. Jedes Kapitel beginnt, überschrieben mit einer großen Kapitelzahl und ist in überschaubare Leseabschnitte aufgeteilt. Da am Anfang jedes Kapitels der Monat und das Jahr abgedruckt ist, hatte ich kein Problem mich in der Geschichte zurechtzufinden und die chronologische Übersicht zu behalten. Eigennamen, Aussagen im Dialekt, Gebete, Liedtexte und Gedanken erscheinen kursiv gedruckt und kennzeichnen somit die Besonderheiten der Textstellen. Das Personenregister auf der letzten Seite fand ich sehr hilfreich.
Kurt Blaser erzählt in einer äußerst bildhaften Sprache, die Charaktere und auch das Setting konnte ich mir dadurch hervorragend vorstellen. Viele Stellen vor allem die Szenen während des Krieges, gingen mir sehr tief, sie erinnerten mich an die Erzählungen meiner Großmutter. Die Schilderung Niklas´ über seinen gefallenen Kameraden Paul haben mich zu Tränen gerührt. Auch die Stellen an der die Todesnachrichten, den Angehörigen der gefallenen Soldaten, mittels Briefpost zugestellt wurden, haben mich erschüttert. Wie wortgewaltig Blaser die Empfindungen, der vergewaltigten Polin beschrieben hat, steht auf S. 119 „Hankas Leid dauerte nicht Minuten. Es währt nicht Stunden, es schmerzt nicht Jahre. Es peinigt sie das Leben lang, eine geschundene Ewigkeit. Das ging mir unter die Haut. Nachdenklich hat mich auch das Schicksal der Novizin Marie gemacht. Etwas zu viel Länge hat der Autor in die Erzählung um Alexandre gebracht, ich finde auch, dass dessen Geschichte nicht zu Ende erzählt wurde. Insgesamt war es ein sehr unaufgeregtes Buch. Ruhig erzählt, ohne unerträgliche Spannung aber tiefgehend und wortgewaltig. Im Nachwort erfährt der Leser, dass vieles im Roman wahr und einiges ausgedacht ist, die Entscheidung bleibt jedem selbst überlassen. Sehr schön fand ich das versöhnliche Ende.
Von mir eine Leseempfehlung an diejenigen Leser, die Nachkriegsromane mögen, oder sich für das Leben in der Eifel in diesem Zeitraum interessieren. Ein kleine deutsche Geschichte die jeder kennen sollte. Ich vergebe 4 Sterne.