Siegtrud ist Witwe geworden, lebt allein in Reykjavík von sehr wenig Geld und staunt, was man alles in dieser schönen Stadt erleben kann, auch wenn man gar nichts ausgibt. Sie trägt Zeitungen aus und bekommt das "Morgenblatt" daher umsonst, ist über alles informiert und muss an manchen Tagen sogar eine Prioritätenliste aufstellen. Da gibt es die Beerdigungen, zu denen sie gerne geht, um mitzusingen und sich beim anschließenden Leichenschmaus zu verköstigen, Wohnungsbesichtigungen, bei denen es Kaffee und Vernissagen, bei denen es Champagner gibt. Sie ist genügsam, mit dem Alleinsein vertraut und weiß das Leben mit allen Sinnen zu genießen. Aber da ist noch mehr: Ein Koffer mit Erinnerungsstücken ihrer Mutter, darin ein französischer Seidenschal, ein Bildband von Frankreich und ein Foto ihres exotisch wirkenden Großvaters Magnús, der Franzose gewesen sein soll. Schon als Kind hatte sich Siegtrud in den Koffer gesetzt und war in ihren Tagträumen in dieses geheimnisvolle Frankreich gereist. Eines Tages macht sie sich auf, in Archiven nach ihrer Lebensgeschichte und Herkunft zu suchen, lernt sogar Französisch, allerdings mit unnachahmlichem isländischem Akzent. Und am Ende trifft sie eine Entscheidung, packt den alten Koffer wirklich und macht sich auf den Weg nach Paris.
Auf anrührende und ganz und gar unsentimentale Weise erzählt Kristín Steinsdóttir in diesem poetischen kleinen Roman eine Lebensgeschichte, die zugleich den Weg Islands von einer Bauernnation zu einer modernen Gesellschaft illustriert. "Eigene Wege" ist eine Eloge auf die Zufriedenheit, die Phantasie und den Mut.
Auf anrührende und ganz und gar unsentimentale Weise erzählt Kristín Steinsdóttir in diesem poetischen kleinen Roman eine Lebensgeschichte, die zugleich den Weg Islands von einer Bauernnation zu einer modernen Gesellschaft illustriert. "Eigene Wege" ist eine Eloge auf die Zufriedenheit, die Phantasie und den Mut.